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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa
Autoren: Juan Damonte
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weiterhin in alle Himmelsrichtungen um sich«, antwortete ich ihm. »Komm, zieh dir noch ein paar Linien, bevor wir draufgehen!«
    Irgendein Trottel fing an, von weiß Gott woher mit einem Mörser zu schießen. Die Dächer der Häuser fielen in sich zusammen wie Pappkarton. Der Offizier des Panzers feuerte einen Schuss mit der Kanone ab. Er pfiff zwischen den Häuserzeilen hindurch und detonierte irgendwo in weiter Entfernung.
    »Auf jeden Fall haben es die Linken fertig gebracht, sie nervös zu machen«, sagte der Kleine. »Zieh dir ein paar Linien, Dicker, du siehst schon aus wie eine Tunte!«
    »Endlich merkst dus, Papá«, sagte Tito, während er sich wie gewöhnlich seine elefantösen Linien legte. »Zeigt euch nicht zu sehr hinter diesem Fenster.«
    »Dicke Schwuchtel!«, sagte ich zu ihm. »Schau her! Ich zeige ihnen meinen Schwanz.« Ich kletterte auf den Fenstersims, öffnete den Hosenschlitz und setzte meinen Schwanz dem Feuer aus. Ich pisste und kotzte Galle mit Pizza. Von überallher jaulten Feuergarben vorüber. Wir steckten in diesem Hoch-Risiko-Quartier und in einer unlösbaren Situation.
    Der Panzer rollte auf der engen Straße vorwärts. Er zerquetschte die geparkten Autos oder schob sie aus dem Weg, als wären sie aus Papier. Der Offizier schoss mit seinem Maschinengewehr auf alles, was sich bewegte. Die Ameisen zogen sich zurück. Militär und Polizei bekämpften sich gegenseitig. Wie beiläufig warf der Dicke eine Granate auf den Panzer, aber sie verpasste ihr Ziel. In diesem Augenblick detonierte eine Mörsergranate auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses, dem der alten Informantin, und ein Splitter nagelte sich in die Brust des Dicken. Es klang wie eine laute Ohrfeige. Mit verlorenem Blick erhob er sich und strauchelte durch das Zimmer. Er blutete aus Nase und Ohren, versuchte sich an der Wand abzustützen, brach zusammen, erbrach Blut und machte seltsame Gesten. Ich rannte zu ihm hin und schoss ihn in die Stirn. Er bewegte sich nicht mehr.
    »Kleiner, sie haben Tito erwischt«, sagte ich.
    »So ist das Leben«, sagte er. »Geh weg von den Fenstern, oder du ziehst das ganze Unheil auf uns. Lass uns noch ein paar Linien ziehen und ein paar Whiskys kippen, bevor sie uns ein für alle Mal mit Feuersalven eindecken. Leg dich auf den Boden und denk an eine Jungfrau, falls du jemals eine kennen gelernt hast.«
    Der Panzer kehrte zurück, gefolgt vom dreckigen Ungeziefer. Der Typ an dem Maschinengewehr schoss noch immer ziellos um sich. Der Kleine kauerte sich rechts, ich links vom Fenster nieder.
    Eine Mörsergranate schlug in die Straßenecke ein und blies etliche der Dreckschweine um.
    »Laut Konfuzius ist das die Treffsicherheit des minderwertigen Menschen«, sagte der Kleine. »Er tötet nur Menschen, die minderwertiger sind als er.«
    »Warts ab, und du wirst erleben, wie sie uns die Birne wegpusten«, antwortete ich.
    Sie konzentrierten bereits so viel Feuerkraft auf das Fenster, dass es unmöglich war, aus der Deckung zu gehen. Da die Garben in die Decke schlugen, wurden wir in dem ohrenbetäubenden Lärm mit Gips zugedeckt. Das Auto eines Bürohengstes explodierte und setzte eine Feuerkugel frei, die langsam und brüllend vor dem Fenster in die Höhe stieg, uns die Augenbrauen und die Haare versengte und uns die Atemluft nahm.
    »Alles okay?«, fragte der Kleine und schrie aus Leibeskräften.
    »Besser denn je, Meister.«
    »Wie siehts mit der Munition aus?«
    »Beschissen. Nicht einmal mehr zwei Magazine.«
    Ich kotzte Galle mit Pizza und ein paar Linsen. Vom Boden aus warf ich eine Granate irgendwohin.
    »Jeden Moment werden sie uns mit der Kanone unter Feuer nehmen«, sagte der Kleine, während er auf dem Rücken lag und mit gestreckten Armen, aber ohne den Kopf zu heben, kurze Salven abfeuerte.
    Das Kokain war von einer Schicht Gips bedeckt, der sich von der Zimmerdecke gelöst hatte. Ich steckte mir eine Handvoll in den Mund.
    »Ich muss dir etwas Wichtiges erzählen«, sagte der Kleine.
    »Um sicher zu gehen, machs kurz, mir scheint, wir sind geliefert, Doktor!«
    »Ich bin dein Vater, Carlitos!«
    »Was?«
    »Ich bin dein Vater!«
    »Ich wäre auch gerne dein Sohn gewesen, Kleiner.«
    »Nein, Idiot, ich bin dein Vater! Dein Vater war im Knast, als sich deine Mutter von ihm trennte. Ein paar Jahre, bevor du geboren wurdest, war sie mit mir zusammen. Du kamst auf die Welt, wir trennten uns, und dein Vater kam zurück.«
    Weiterhin zischten Feuergarben von unten nach oben und Gips fiel
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