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Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa
Autoren: Juan Damonte
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sprach, als hätte sie keine Zunge.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Señora, aber mein Telefon funktioniert nicht, und Antonio hat gesagt, ich könne von hier aus einen Anruf machen.«
    »Von mir aus tun Sie alles, was Sie wollen. Im Moment zahlt ja sowieso der alte Sack die Rechnung.«
    Jedes Mal, wenn Fellini ein »P« oder ein »T« aussprach, oder es versuchte, spie sie Speicheltropfen. In der Regel war ich darauf vorbereitet und hielt mich auf Distanz. Normalerweise war es nicht schwierig, der Spuckerei auszuweichen, aber der Mörtel, auf dem sie gerade rumkaute, hatte eine größere Feuerkraft zur Folge, weshalb die klebrige Paste auf meinen Arm, meinen Hosenschlitz und meine Brust spritzte. Sie setzte sich an den Tisch und fuhr fort, ihr Brot in die riesige Tasse zu tunken. Mit dem Rücken der linken Hand, deren Fingernägel schwarze und schmutzige Ränder hatten, wischte sie sich die Milch ab, die über das Kinn rann. Die Bewegungen ihres Kiefers erinnerten an Wiederkäuen. Sie gab zwei Rülpser von sich.
    »Wie gehts dir, Onkel? Ich bins«, sagte ich in den Hörer.
    »Mein lieber Junge und hoch geschätzter Neffe. Die guten alten Fleischstücke brutzeln bereits auf dem Grill und eine Vielzahl von Innereien aller Art erwartet in Demut das gleiche Schicksal wie die erwähnten Muskelfaserstücke. Die Frauen versuchen derweil, nicht in Ohnmacht zu fallen und bereiten verschiedene Leckereien, Sandwiches und Vorspeisen vor. Bist du eben erst aufgestanden?«
    »Nein, Onkel, es gab ein Problem, nichts Schlimmes. Sie wissen, dass ihr Neffe immer früh aufsteht.«
    »Ha!«, brüllte Fellini, »was man sich nicht alles anhören muss!«
    Als sie »Ha« sagte, spie sie zwei große Stücke Brei aus. Eines fiel mitten auf den Tisch, das andere in die Tasse. Ein Stück ihres Essklumpens kam ihr zur Nase raus, und sie wischte es sich mit einem fettigen Lappen weg. Mit dem Finger klaubte sie den Klumpen vom Tisch und steckte ihn wieder in den Mund.
    »Ist jemand bei Ihnen?«, fragte mich der Onkel. »Sie können mitnehmen, wen Sie wollen, das wissen Sie.«
    »Nein, Onkel, ich erkläre es Ihnen später. In einer Stunde bin ich da. Brauchen Sie etwas?«
    »Lieber Neffe! Wie könnte ich zulassen, dass an der Feier meines Namenstages etwas fehlt? Es gibt von allem im Überfluss, und nur vom Besten, und all meine kleinen Neffen gehen mir langsam auf die Eier. Wenn du nicht bald kommst, verdrücke ich mich. Du findest mich dann später im Café oder auf der Pferderennbahn, wo du mich auch anrufen kannst.«
    »Nein, Onkel, im Ernst, ich bin schon unterwegs.«
    »Sei ein braver Junge.«
    Ich legte auf und ging, ohne mich von Fellini zu verabschieden und ohne die Tür zu schließen. Als der Lift kam, streckte die widerliche Alte den Kopf aus der Tür und schrie:
    »Da geht er, der Spinner! Ich sehe, warum du dich so gut mit der alten Tunte verstehst! Schau dir diesen Blödmann an! Hau ab!«
    Im Gegenlicht sah ich Speichel-Garben in den Korridor schießen. Ich war so wütend auf Fellini, dass ich beschloss, mich an Lucy zu rächen.
    »Alles in Ordnung, Señor Tomassini?«, fragte mich Antonio, als ich eintrat.
    »Ja, Antonio, danke.«
    Lucy saß da mit halb geschlossenen und geschwollenen Augen, eine Vase in der Hand. Man sah ihr ihre achtunddreißig Jahre an. Meine Hose war ihr zu groß und der Pullover sah an ihr riesig aus, nur um die Hüften lag ihr beides eng an.
    »Beeil dich Lucy, wir gehen zu einem Fest«, sagte ich.
    »Wohin?«
    Ihre wässrigen Augen erhellten sich ein wenig.
    »Ein Freund ist aus den USA zurückgekehrt und hat jede Menge Zeugs mitgebracht. Er hat ein 5-Meter-Segelboot. Kann sein, dass wir bis nach Montevideo gehen.«
    Lucy hüpfte vor Freude. Sie schenkte sich noch einen Whisky ein und wartete, bis ich geduscht und rasiert war. Sie hörte sich unmögliche Musik an, die ich weiß nicht wer in meine Wohnung gebracht hatte. Ich zog eine Lederjacke über, Jeans und Turnschuhe.
    »Bis später, Antonio.«
    »Bis später, Señor Tomassini. Bis bald, Señorita Lucy, viel Spaß!«
    Wir gingen auf die Straße hinaus. Es war ein wundervoller Wintertag. Es gab nur wenige Passanten und viele freie Taxis. Die Arbeitslosigkeit. Wir nahmen ein Taxi und stiegen ein paar Straßen vor meiner Autowerkstatt aus. Ich ließ Lucy in einem Café zurück. Ich wollte nicht, dass sie mitbekam, wo ich hinging.
    »Ich bin in zehn Minuten zurück«, sagte ich. »Bestell mir ein Sandwich Spezial mit Käse und Räucherschinken und ein
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