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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt
Autoren: Aaron Karo
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Steve. Ich will mich bei dir entschuldigen.«
    »Das musst du nicht.«
    »Muss ich doch. Tut mir ehrlich leid, dass ich dir nicht früher geholfen habe. Das war egoistisch von mir.«
    »Na ja   … besser spät als nie«, witzelt Steve.
    »Kann man sagen, ja«, antworte ich. »Ich hab so tief in meiner eigenen Scheiße gesteckt. Dass du mein Freund bist, kam mir irgendwie selbstverständlich vor. Damit ist jetzt Schluss. Falls du, na ja, doch noch weiter mit mir befreundet sein willst.«
    Steve grinst und umarmt mich.
    »Ich werd immer dein Freund sein, Mann«, sagt er. Dann betrachtet er den Dreck, der von der Umarmung an ihm klebt. »Was zum Teufel   … Chuck, du bist echt übel versifft.«
    »Ich weiß.« Dass diese Tatsache noch nicht so ganz bei mir angekommen ist, beunruhigt mich.
    »Tut mir leid, dass ich dir solchen Mist an den Kopf geknallt habe«, sagt Steve.
    »Mach dir keine Sorgen.«
    »Danke für den Beistand heute Abend«, fügt er hinzu.
    »Ich kann’s kaum glauben, du hast Parker k. o. geschlagen!«
    »Irre, was? Meine Hand tut ein bisschen weh. Ist das normal?«
    »Keine Ahnung«, erwidere ich.
    »Ohne dich hätte ich das nie hingekriegt, Chuck.«
    »Steve«, sage ich. »Das bist du gewesen. Du hast das gemacht. Also ehrlich, Wii-Boxen? Verrückt, echt.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt: Das ist Naturtalent, Chuck. Alles Naturtalent.«
    Wir lachen.
    »Übrigens«, sagt Steve, »woher wusstest du, dass ich Sensual Moon 4 gesehen habe?«
    »Keine Ahnung, ich wusste es halt.«
    »Hast du Teil 2 schon gesehen?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Echt, du musst   …«
    »Schon klar, Steve, das ist der beste.«
    Wir müssen beide lachen. Mich wieder mit Steve zu verstehen fühlt sich fantastisch an. Wahrscheinlich werden wir noch ewig lang über diese Nacht reden.
    Eine Mücke sticht mich. Ich haue mir auf den Arm, was einen schmutzigen Handabdruck hinterlässt. Mein Auge fängt an zu pochen und ich blinzle, weil ich so verschwommen sehe.
    »So«, sagt Steve, »und dann gibt’s noch was, das ich dir schon lange sagen will. Du weißt doch, diese Geschichte, die ich immer erzähle, wie es mir dieses Mädchen besorgt hat?«
    Ich wiege den Kopf und bin sicher, er wird jetzt endlich zugeben, dass er immer nur Scheiße gelabert hat.
    »Die reine Wahrheit«, sagt er und grinst über beide Ohren. »Die reine Wahrheit.«
    »Mistkerl!«, blödele ich.
    Ich versetze ihm einen Stoß, nur so zum Spiel, und dann fallen wir uns wieder in die Arme. Dabei sehe ich ein Stückchen hinter Steve jemanden stehen.
    »Ich glaub, da will wer mit dir reden«, sage ich.
    Es ist Beth. Sie geht zu ihm.
    »Hi, Steve.«
    »Hi.«
    »Ich wollte nur, du weißt schon, danke sagen, dass du dich vorhin so für mich eingesetzt hast.«
    »Schon in Ordnung. Parker war eben ein bisschen betrunken, das ist alles«, sagt Steve.
    Steve muss noch bis oben voll mit Adrenalin sein, dass er in Beths Gegenwart allen Ernstes einen zusammenhängenden Satz herausbringt.
    »Na ja, Parker ist ein ziemlicher Idiot«, sagt Beth. »War echt mutig von dir, dass du ihm Kontra gegeben hast.«
    Steve wird rot.
    »Ich hab nur getan, was ich tun musste«, sagt er.
    »Na ja, wir sehen uns später, okay?«, meint Beth. »Ich stell jetzt mal mein Zelt weg von diesem Vollpfosten.«
    »Brauchst du Hilfe?«, fragt Steve erstaunlich ruhig.
    Und als ich schon denke, Beth würde ihn auch diesmal wegscheuchen, passiert genau das Gegenteil. »Klar«, sagt sie achselzuckend, »das wär toll.«
    Steve wirft mir einen Blick zu. Ich habe keine Lust, ihm offiziell meinen Segen zu erteilen, also tue ich geistesabwesend, was garantiert nicht besonders überzeugend rüberkommt.
    Beide, Steve und Beth, lächeln mich an und laufen zurück zu Beths Zelt. Ich schaue ihnen lange genug hinterher, um zu sehen, wie sie miteinander zu quatschen beginnen.
    Dann gehe ich zurück zu meinem Zelt. Unterwegs   – ich kann es kaum glauben   – rufen mir immer wieder Leute aus der Klasse irgendwas Anerkennendes zu.
    »Super Sache, Mann.«
    »Gut gemacht, Chuck.«
    »Scheiß auf Parker!«
    »Yo, du bist der Gangsta hier, Mann. Voll fett der Gangsta.«
    Von Kanha abgesehen, habe ich mit den meisten dieser Typen seit der Grundschulzeit keinen Satz mehr gewechselt. Das ist ein echt gutes Gefühl. Aber inzwischen kann kein noch so wohlwollendes Schulterklopfen mehr übertünchen, womit ich kämpfe, seit ich auf dem Parkplatz den ersten Schritt in den Matsch gesetzt habe: Alles, was in mir je einen
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