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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt
Autoren: Aaron Karo
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mit getrocknetem Schlamm. Das ist zu viel. Das packe ich nicht.
    Ich kotze. Die Kotze stinkt. Mein Auge tut nach dem Kotzen so weh wie nie. Es fühlt sich an wie knapp vorm Platzen.
    Ich kotze noch mal. Diesmal kommt nicht viel raus. Meine Kehle brennt. Ich kann nicht aufhören zu flennen. Ich will hier nicht mehr sein.
    Ich greife in meine Hosentasche, auf der Suche nach einem Papiertaschentuch, einer Serviette, einem Zettel mit einer Liste, nach irgendwas, womit ich mir das Gesicht abwischen kann. Stattdessen berühren meine Finger eine vertraute Plastikdose.
    Ich ziehe sie raus. Das Licht reicht gerade noch, um die Aufschrift zu entziffern:

    Ich weine immer noch. Versuche, den Verschluss aufzukriegen. Schaffe es nicht. Meine Hände sind zu nass, zu schmierig, können die Kindersicherung nicht knacken. Die absolute Kränkung.
    Irgendwann geht es doch. Ich schütte alles in meine widerlich schmutzige Hand. So um die zwanzig Pillen.
    Was wohl passieren würde, wenn ich alle auf einmal nehme? Würde ich sie überhaupt runterbringen? Ich habe nicht mal Wasser.
    Ich denke an mein Schließfach, an den Herd zu Hause, an den Fahrstuhlknopf bei Dr.   S.   – lauter dämliche, unbelebte Gegenstände, die mir aber das Leben zur Hölle machen.
    Ich starre die Pillen in meiner Hand an. So weit ist es jetzt also.
    Mein Bein wird feucht. Kommt wohl vom Matsch oder der Kotze oder so.
    Ich starre die Pillen an.
    Irgendwas Feuchtes berührt mich am Bein.
    Ich starre.
    Verdammt, irgendwas leckt mich am Bein.
    Ich schaue auf. Ich muss zweimal hingucken.
    Denn ich sehe das Verrückteste, Verblüffendste, Abgefahrenste, was mir je unter die Augen gekommen ist.
    Buttercup.
    Ich betrachte sie und sie betrachtet mich. Ich überlege, ob das eine Halluzination ist.
    Sie bellt.
    Dieses Bellen erkenne ich.
    Und anscheinend erkennt sie mich auch wieder.
    Sie springt mir in die Arme und leckt mein Gesicht ab. Wieder einmal sticht anscheinend ein Zwang den andern aus, denn ihre Zunge fühlt sich allen Ernstes gut an.
    Ich prüfe den Anhänger an ihrem Halsband. Er ist verkratzt und voll Dreck.
    Auf der Rückseite steht Amys Telefonnummer. Das ist eindeutig Buttercup. Sie wirkt dünn und schmuddelig, scheint sonst aber in Ordnung zu sein. Jedenfalls sieht sie nicht aus, als wäre sie verletzt oder so. Schon wochenlang muss sie hier durch die Gegend streifen, gar nicht mal so weit von Amys Haus entfernt.
    Ehrlich, in meinem ganzen Leben bin ich noch nie so froh gewesen, ein Tier zu Gesicht zu bekommen. Ich kraule sie am Hals und hinter den Ohren, so wie ich es bei Amy gesehen habe.
    Ich merke, dass ich dabei immer noch die Pillen umklammert halte. Ich bugsiere sie zurück in das Döschen, egal wie verdreckt sie sind, und verstaue es wieder in meiner Tasche. Da dämmert mir, dass ich schon die ganze Zeit eine Taschenlampe mit mir herumtrage.
    Buttercup rennt immer im Kreis um mich herum, mal bellt sie, mal schnüffelt oder leckt sie. Als ich aufstehe, springt sie immer wieder an mir hoch und drückt mir die Pfoten gegen den Bauch. Ich nehme sie auf den Arm. Noch nie habe ich freiwillig einen Hund gehalten.
    Zeit für uns beide, nach Hause zu gehen.

T rotz Taschenlampe ist es so dunkel, dass ich fürchte, nie mehr aus dem Wald herauszufinden. Aber nachdem ich ein paarmal falsch gelaufen bin, höre ich in der Ferne endlich Feiergeräusche. Ich lasse mich davon zurück zu dem kleinen Weg führen, auf dem ich in den Wald geflüchtet bin. Buttercup halte ich fest umklammert, obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass sie wegläuft.
    Ich trete aus dem Wald auf die Lichtung, wo das Lagerfeuer inzwischen viel größer und heller lodert als vorhin. Der ganze Zeltplatz ist in seinen Schein getaucht. Ich bin selbst noch nicht nah genug, um irgendwas zu erkennen, da hat mich Steve schon entdeckt. Er deutet auf mich und schreit: »Da ist er!«
    Beth und Kanha gucken erleichtert. Dass die andern mein Verschwinden überhaupt mitgekriegt haben, überrascht mich.
    Dann höre ich einen echten Freudenschrei. Amy! Kaum hat sie mich und Buttercup gesehen, stürmt sie auf uns zu.
    Sie erreicht mich, als ich am äußeren Zeltring ankomme. Steve, Beth und Kanha sind direkt hinter ihr.
    »Buttercup!«, ruft sie.
    Ich gebe Amy den Hund und sie drückt ihn fest an ihre Brust.
    »Wie hast du   … wo   …«, haspelt sie.
    »Sie ist da draußen rumgelaufen.«
    Nachdem sie sich vergewissert hat, dass Buttercup unverletzt ist, umarmt mich Amy überschwänglich.
    Sie riecht
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