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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt
Autoren: Aaron Karo
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mich sofort ein: Ohne die Ablenkung, mein Zeug vom Auto hierherzuschleppen, die Plane auszubreiten und das Zelt aufzustellen, sehe ich mich gnadenlos mit dem Ernst der Lage konfrontiert. Ich bin umgeben von Schlamm. Meine Chucks, meine Socken, meine Hände sind mit Matsch verschmiert. Sogar im Zelt sind Grashalme und Schmutz. Überall schwirren Mücken. Mein Gesicht klebt vor Schweiß. Und ein Stück weit weg entdecke ich ein Dixiklo.
    Du hast es dir bewiesen. Amy ist nicht mal da. Fahr wieder heim.
    Ich kneife die Augen zu und mache sie wieder auf. Es juckt mich. Es juckt mich ganz grauenhaft.
    Ich bin drauf und dran zu hyperventilieren. Aber nur so lange, bis ich wieder abgelenkt werde.
    Parker ist aufgestanden und steuert auf Steve zu.

H alt, Parker.«
    Beth ruft Parker hinterher, aber der stapft quer über den Platz in die Richtung von Steve. Parker ist eindeutig betrunken   – im Vorbeilaufen stolpert er fast ins Feuer (was ich, ehrlich gesagt, richtig gut gefunden hätte). Erst als er nur noch drei Meter von ihm weg ist, merkt Steve, was los ist. Sogar über die Entfernung spüre ich, wie flau ihm wird, als er Parker auf sich zustürmen sieht. Ohne nachzudenken rapple ich mich hoch und laufe auch zu Steve rüber.
    »He, Arschficker! Was hast du hier zu suchen, verflucht noch mal?«
    Parker kann nicht mal mehr deutlich sprechen, was mir Angst macht. Wer weiß, was er vorhat?
    Steve sagt nichts; er steht nur da und streckt die Hände von sich, als wollte er sagen: Ist doch sowieso egal, wie ich reagiere, oder?
    »Komm schon, du kleiner Scheißer. Mach den Mund auf!«
    Knapp einen Meter vor Steve bleibt Parker stehen. Ich stoße zu den beiden und bleibe zwei, drei Schritte neben ihnen stehen. Beth ist hinter Parker und hört nicht auf, ihn anzuschreien.
    »Parker, lass ihn doch in Ruhe!«
    Parker dreht sich um und brüllt sie an: »Halt du die Klappe.«
    »He«, sagt Steve schneller, als ich reagieren kann, »red nicht so mit ihr!«
    Parker genießt die Herausforderung. »Ach ja? Was willst du denn dagegen tun, Arschficker?«
    Inzwischen drängen jede Menge Leute herbei   – was keine große Überraschung ist. Parker und Steve sind der Mittelpunkt, Beth und ich nur Schritte entfernt. Der ganze Jahrgang schart sich um uns und will Blut sehen. Ich höre keine Musik mehr, nur noch die wirren Rufe der Zuschauer   – manche feuern Parker an, ein paar versprengte auch Steve, der Rest will einfach nur Action.
    »Kampf!« Ein Schrei von irgendwoher bringt die Menge zum Kochen.
    Beth tritt hinter Parker und zerrt ihn am Arm. »Komm weg hier!«
    Grob reißt Parker sich los   – viel gewaltsamer als nötig.
    Ich mache einen Schritt nach vorne und spüre dabei deutlich, wie absurd meine Lage ist: Ich lasse mich zu Brei schlagen, um eine Schwester zu beschützen, die ich nicht ausstehen kann.
    »He! Rühr sie nicht an!«, faucht Steve.
    Und dann stellt sich Steve direkt vor Parker und   – unglaublich   – schubst ihn!
    Ein einstimmiges »Oh!« seitens der Menge.
    Parker allerdings ist von dem Stoß nicht weiter erschüttert. Er steht Steve jetzt direkt gegenüber, überragt ihn um ein Stück und grinst wie ein Wilder.
    Steve ringt um seine Fassung.
    Parker ballt die rechte Faust.
    Mein Körper bewegt sich, ganz von alleine.
    Ich zische auf die beiden zu.
    Stelle mich zwischen sie, Parker entgegen.
    »Chuck, nein!«, ruft Beth.
    Steve ist sprachlos.
    »Was soll das, verdammt?«, knurrt Parker mich an.
    »Hau einfach ab, Parker«, sage ich. Es ist, als würde ein anderer für mich sprechen.
    Einen winzigen Moment lang scheint Parker nachgeben zu wollen, auf einmal gelangweilt von uns. Dann macht er einen Schritt und stößt mich gegen Steve. Wir stolpern beide ein Stück zurück wie Zirkusclowns. Steve sagt immer noch nichts zu mir. Die Menge verstummt. Ich versuche, mit der Bestie zu diskutieren.
    »Parker, wieso bist   …«
    Was dann passiert, läuft ab wie in Zeitlupe. Ich sehe Parkers Faust auf mein linkes Auge zurasen, bin aber machtlos dagegen. Kurz bevor der Schlag in meinem Gesicht auftrifft, wird alles ganz still, so wie wenn einem beim Fliegen die Ohren zugehen.
    WOPP!
    Auf einmal liege ich am Boden. Matsch im Mund, Matsch auf der Zunge, Matsch auf den Kleidern. Ich lege mir die Hand aufs Auge, spüre aber keinen Schmerz. Das muss der Schock sein. Ich kann nicht aufstehen.
    Als ich wieder halbwegs bei mir bin, sehe ich Parker mit hochgereckter Faust vor Steve stehen, der einfach nur hilflos
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