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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt
Autoren: Aaron Karo
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Hauptfigur darin, dass er Frauen mit einer einzigen Berührung die Kleider vom Leib fegen kann. In der Anfangsszene führt ihn eine Immobilienmaklerin in einer Luxusvilla herum. Kaum hat er sie am Ärmel angefasst, fliegen ihr auf einmal alle Kleider weg, bis sie splitternackt ist.
    Sagen wir mal so: Ich komme nicht weit über den Anfang hinaus. Ich schalte den Fernseher ab und die Nachttischlampe an. Später öffne ich die Schublade, um meine Wichsliste rauszuziehen. Zeit, um das zweite Abspritzen des Tages zu registrieren. Als ich meinen Strich mache, bemerke ich die Pillendose, die immer noch in der Schublade liegt. Sie ist beinahe voll, denn ich hatte gerade ein neues Rezept gekriegt, bevor ich beschlossen habe aufzuhören. Ich betrachte erst die Pillendose und dann die erbärmliche Strichliste in meiner Hand. Betrachte die Dose, dann wieder die Liste. Dose, dann Liste. Dose, dann Liste. Dose, dann Liste. Und dann tue ich etwas vollkommen Unerwartetes. Etwas, das mein Bewusstsein nur eine Nanosekunde lang streift und das ich sofort umsetze, bevor es zu spät ist.
    Ich zerreiße die Strichliste.
    Ich hole den stetig wachsenden Stapel von Post-it-Zetteln heraus und reiße ihn in Fetzen. Ich reiße und reiße, bis die Schnipsel zu klein sind, um sie noch mal zu zerreißen. Ich zerfetze sie, bis sich unmöglich feststellen lässt, welcher Schnipsel zu welcher Liste gehört. Ich zerfetze sie, bis ich sicher bin, dass ich sie nie im Leben noch mal werde zusammenkleben können.
    Ich sitze auf der Bettkante, die winzigen Papierfetzen in meinen zitternden Händen. Die »Arbeit« von siebzehn Monaten ist buchstäblich zerfetzt. Ich rechne mit Reue oder Angst. Aber da ist nichts in der Art. Stattdessen fühle ich mich   … befreit . Ich fühle mich ermutigt. Ich fühle mich gestärkt.
    Während der Regen immer weiter aufs Dach trommelt, gehe ich meine Möglichkeiten durch: Ich kann bis in alle Ewigkeit der Sklave meiner bizarren Zwänge bleiben oder ich kann mich zusammenreißen und ernsthaft etwas dagegen tun. Ich kann Steve ein besserer Freund sein, ich kann Amy zurückgewinnen und ich kann allen zeigen, dass ich mich verändert habe. Aber das geht nicht halbherzig. Ich muss auf Sieg spielen.
    Ich darf die Highschool auf gar keinen Fall als der Fußabtreter verlassen, als der ich sie angefangen habe. Ich kann das Mädchen meiner Träume und den besten Freund auf Erden nicht einfach ohne mich weiterziehen lassen. Und vor allem kann ich verdammt noch mal nicht zu Hause hocken und darüber Buch führen , wie oft ich mir einen runterhole, während das Leben ohne mich weitergeht.
    Keine Ahnung, ob es an der Schlaflosigkeit oder der Einsamkeit oder meinem Frust liegt oder woran sonst. Jedenfalls kippt ein Schalter in meinem Gehirn, so wie bei dem Neuron, das meine roten Chucks mit Wut verbunden hat. Vielleicht kommt es nur daher, dass ich nichts mehr zu verlieren habe. Aber egal, woran es liegt, ich beschließe jedenfalls hier und jetzt, mit den Boxershorts noch an den Fußknöcheln, dass ich eine letzte Chance habe, es allen zuzeigen. Meinetwegen bin ich seltsam, aber ein Loser bin ich nicht. Ich komme mit allem klar, was die Welt mir zuspielt. Ich weiß, dass ich es kann; ich muss.
    Ich heiße Chuck. Ich bin siebzehn. Und zur Hölle mit meiner Zwangsstörung   – ich gehe campen.

I n der Garage der Greulichs ist es feucht und modrig; ich mache, dass ich schnellstens wieder rauskomme. Sie haben wirklich jede Menge Campingzeug, bloß sieht fast alles so aus, als hätten sie es in meinem Alter zuletzt benutzt, was locker hundert Jahre her sein kann. Außerdem stehen sie die ganze Zeit neben mir, was mir gar nicht behagt. Ich schnappe mir ein Zelt, einen Schlafsack und allen möglichen andern Mist, den ich in die Finger kriege, dann winke ich den beiden halbherzig und sehe zu, dass ich wieder rauskomme.
    In der kühlen Nachmittagsluft laufe ich die paar Meter zurück zu unserm Haus. Vor einer Weile hat es aufgehört zu regnen, aber diesig ist es immer noch. Kümmert mich nicht; ich bin entschlossen. Ich mache mit bei diesem Campingausflug, komme, was wolle. Keine Diskussionen.
    Zu Hause in meinem Zimmer breite ich alles auf dem Boden aus. Ich bin gerade beim Packen, da kommt Mom rein. Ich habe Beth heute Morgen gesagt, dass ich auch beim Campen dabei bin (und keine Mitfahrgelegenheit brauche, vielen Dank auch), aber Mom und Dad wissen noch nichts. Das wird interessant.
    »Beth behauptet, du willst mit zum Zelten«, sagt
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