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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3
Autoren: M Liu
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wieder vor ihnen schließen wird. Sie werden es spüren. Es hat mich schon all meine Kraft gekostet, sie davon abzuhalten, auszubrechen und zu jagen. Deshalb muss ich gegen dich kämpfen. Ich muss dich jagen, ich muss versuchen, dich zu töten, weil mich meine Leute sonst nicht mehr respektieren. Ich muss versuchen, durch den Schleier zu brechen, sonst hat meine letzte Stunde geschlagen. Ich muss es tun, mit aller Macht, und die Leben meiner Leute vor dein Schwert werfen, damit ich immer noch zur Stelle bin und dein Verbündeter sein kann, wenn für dich die Zeit gekommen ist, um das zu sein, was wir brauchen. Denn ich will nicht als der Narr in Erinnerung bleiben, der sein Volk für eine seltsame und mächtige Königin aufs Spiel gesetzt hat.«
    »Ich glaube, ich mag dich«, sagte ich.
    Seine Mundwinkel wurden weicher. »Dann bring mich nicht um, wenn ich dich schlage.«
    Ich blinzelte. Und bekam einen Schlag verpasst, der mich nach hinten warf. Rohw und Aaz warfen mich zu Boden, als Ha’an zu einem Schlag auf mich ansetzte, der mit Sicherheit seine Finger in meine Augen getrieben hätte. Zee schnarrte ihn an.
    »Verdammt«, sagte ich und versuchte wieder auf die Füße zu kommen. Ha’an warf den Kopf zurück, ein markerschütternder Schrei entfuhr seiner Kehle. Alle Mahati sprangen auf. Ich drehte mich um und rannte wie der Teufel auf die Steinsäule los, zu Jack hinüber. Die Finsternis brannte unter meiner Haut.
    Du bist stark – gegen uns , sagte sie. Aber wirst du auch stark bleiben?

    Ihr besitzt mich nicht, erwiderte ich mit hämmerndem Herzen. Und das werdet ihr auch nie.
    Wir sind doch schon längst in deinem Blut, Jägerin. Ich konnte das Grinsen buchstäblich spüren. Wir besitzen einander.
    Haare schossen wie Peitschenhiebe durch die Luft, meine rechte Hand strahlte in weißer Glut, und Sekunden später hielten meine Finger den Griff eines Schwertes. Ich schwang es mit Macht, alles verschwamm vor meinen Augen, und ich konnte die Gesichter der Mahati, die ich erschlug, nicht sehen. Meine Haut war verletzlich, aber Dek schützte meinen Hals und Kopf, und Rohw schlug eine Bresche aus Eingeweiden und Knochen zwischen Jack und mir. Dicke Schichten von Blut bedeckten den Körper des kleinen Dämons, dessen grinsendes Maul mit rotem Schaum bedeckt war. Er und Aaz hielten Stacheln in ihren Klauenhänden. Sie zerpflückten die Mahati und zerrissen ihr Fleisch wie Papier.
    Ich erreichte den Säulenpfeiler. Zee war schon dort. Ich blickte über meine Schulter zurück, aber es waren zu viele Mahati, um mehr erkennen zu können als entblößte Zähne, silberne Haut und das Blitzen ihrer feinen Ketten. Hinter seinen Leuten entdeckte ich Ha’an, der mich beobachtete. In seinen Augen lag ein Bedauern.
    Ich wusste nicht, wie ich Jack befreien könnte, aber ich fühlte doch, wie der Stein in einer Frequenz vibrierte, die mir in die Knochen fuhr. Zee kletterte nach oben und schlug seine Kiefer in den Stachel, der in Jacks Licht hineinragte. Er biss ihn durch.
    Jack schoss nach oben, wie ein Feuerball, ein Flügel, ein Sonnenstrahl, und danach in derselben Geschwindigkeit wieder herunter, um über meiner Schulter wie ein Cape aus reinem, warmem Licht zu schimmern.

    Liebes , hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Mein liebes Mädchen.
    Die Mahati rückten knurrend näher. Ich rief nach den Jungs, dachte an Grant …
    Wir huschten hinaus, knallten in die Leere, und in diesem Augenblick der Stille spürte ich mein Herz schlagen und mein Blut rasen. Ich spürte eine schwere Last auf meiner Seele, so als müsste ich die Tür vor einem heftigen Sturm zudrücken, der mich bedrohte und mir ins Ohr brüllte.
    Dann spuckte uns die Leere wieder in den Wald.
    Es regnete. Der Wind war kräftig und kühl. Jack strömte erneut von meinen Schultern. Ich sackte auf die Knie. Hände umfingen mich. Grant.
    Ich schauderte, griff seinen Arm und bemerkte, dass meine Hand blutbedeckt war. »Verschließ den Schleier. Sofort!«
    »Sie kommen«, sagte die Botin.
    Ich blickte hoch. Aus dem Schleier heraus ergossen sich Körper in die Freiheit und stürzten auf uns herab. Es waren weit mehr, als ich erwartet hatte.
    »Zee«, fragte ich heiser. »Kann man Ha’an trauen?«
    »Ja«, antwortete er, klang aber besorgt. Ich sah nach Grant und entdeckte ihn hinter mir auf dem Boden; er hatte die Augen geschlossen und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Regen tropfte aus seinem Haar in sein Gesicht. Er war vollkommen
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