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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3
Autoren: M Liu
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Fingern. »Ich habe vieles in deinem Geist gelesen.«
    »Zu viel«, sagte ich.
    »Jedenfalls genug«, entgegnete er. »Ich verstehe jetzt, dass jeder von uns unterschiedlichen Anliegen verpflichtet ist, aber eines ist uns dennoch gemeinsam. Wir wollen schützen und retten.«
    »Immer. Genau das«, murmelte Zee zu sich selbst und blickte zu Rohw und Aaz hinüber.
    »Ja«, fuhr Ha’an düster fort. »Und deshalb hast du die Clans zusammengerufen.«
    Ich schloss die Augen, war aber nicht imstande, mir jenes Leben und jenen Teil der Geschichte vorzustellen. So mussten meine Jungs früher einmal gewesen sein.
    Großartig, sagte die Finsternis, und ich erblickte fünf massige Schatten, die auf der steinernen Stadt lasteten, Schatten, so groß wie die Stadt selbst. Jeder Schritt und Tritt von ihnen erschütterte die Erde mit tödlicher Gewalt.
    Und dann … nichts. Ich taumelte vorwärts, bedeckte meine Augen. Die Rüstung rieb an meiner Hand.

    »Ich werde eine Armee benötigen«, entschlüpfte es mir ganz plötzlich. Die Worte lösten einen kalten, schweren Schmerz in mir aus. Mir wurde klar, dass ich diesen Gedanken schon lange in mir trug. Seit ich dem Erl-Koenig begegnet war und wusste, dass die Avatare, die Aetar, kommen würden. Ich hatte es nur nicht zugeben wollen.
    »Und wir werden einen Anführer brauchen«, sagte Ha’an. »Vielleicht nicht sofort, aber schon bald. Den anderen Hohen Lords traue ich nicht, und ob ich dir trauen kann, darüber bin ich mir noch nicht im Klaren. Ihnen aber …«, er zeigte auf Zee und die Jungs, »ihnen würde ich folgen, selbst zurück ins Inferno.«
    Zee berührte meine Hand. Seine scharfen schwarzen Krallen bildeten einen starken Kontrast zu meiner zarten menschlichen Haut. Rohw und Aaz legten ihre Klauen darüber, und Dek schlang sich noch etwas dichter um meinen Hals. Wir waren eine Familie. Jack und sein Licht, Grant, Byron. Ich war in dem Glauben erzogen worden, dass ich so etwas nie würde besitzen können. Aber ich hatte mich entschieden, etwas ganz anderes zu tun, und hatte mich von meinem Herzen und nicht von meinem Kopf leiten lassen.
    Mach keine halben Sachen , hatte meine Mutter einmal gesagt. Entscheide dich und schau nicht zurück. Okay, flüsterte ich leise und nur für mich. »Okay.«
    Ich sah Ha’an fest in die Augen. »Die Parasiten, Mama-Bluts Kinder, sind seit Jahrtausenden durch kleine Risse im Schleier geschlüpft. Greift auf sie zurück, um mir eine Nachricht zukommen zu lassen, wenn es hier Ärger gibt.«
    »Es werden die Shurik sein«, sagte er und beugte sich vor. »Die Mauern zwischen uns sind dünn.«
    Ich kannte die Shurik aber nicht und hatte auch keine Ahnung,
wozu sie imstande sein mochten. Doch das spielte keine Rolle. »Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann finde ich Mittel und Wege, um hierher zurückzukehren. Ich werde an eurer Seite stehen.«
    »Wirst du ihren Hohen Lord binden?«
    »Ja«, sagte ich, obwohl mir nicht klar war, was ich damit versprach. Ich wusste nur, dass ich es tun musste. »Das schwöre ich.«
    Ha’an wurde ganz still. Dann, mit einem merkwürdigen Glanz in den Augen, sagte er etwas gänzlich Unerwartetes.
    »Ich habe deinen Namen gehört, in deinem Kopf«, verriet er. »Maxine.«
    Ich verzog das Gesicht, weil ich nicht wusste, worauf er hinauswollte oder was das mit dem zu tun haben mochte, was ich ihm gerade geschworen hatte.
    »Ja.«
    Er betrachtete mich mit beängstigender Nachdenklichkeit. »Vor dem Krieg waren die Schlächter unter einem anderen Namen bekannt. Sie sind die fünf Letzten ihrer Art. Alle anderen wurden ermordet, eine ganze Welt ist ausgelöscht worden.«
    Er blickte zu Zee hinunter, der unruhig geworden war. »Wie hieß eure Rasse, mein König?«
    »Kiss«, antwortete Zee so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. »Als Kiss geboren und von ihrem Blut.«
    »Maxine Kiss, Jägerin Kiss.« Der Mahati-Lord lächelte unmerklich, während ich mich verblüfft aufsetzte. »Das sollte reichen, junge Königin der Kiss. Ich finde dein Versprechen akzeptabel. Wir werden so lange mit der Hatz warten, bis du uns anführst. Im Gegenzug wirst du uns schützen.« Dann bekam sein Lächeln einen Anflug von Ironie. »Überdies werden wir versuchen, dir nicht zur Last zu fallen.«

    Ich musste schlucken, aber meine Stimme klang immer noch heiser. »Danke.«
    Er neigte den Kopf, dann lehnte er sich näher heran. »Meine Leute hungern immer noch, und es könnte einen Aufstand geben, wenn sie erfahren, dass sich der Schleier
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