Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
Autoren: A. J. Lake
Vom Netzwerk:
Drängens zum Aufbruch noch nicht wieder ganz hergestellt und vom Marsch des Vortags entkräftet. Bereits geraume Zeit vor Mittag – die genaue Tageszeit war angesichts des grauen Himmels schwer zu schätzen – begann sie bei jedem Schritt zu stolpern und Cluaran ließ sie aufsitzen. Auf dem anderen Pferd saß starr aufrecht und mit leerem Gesicht Eolande.
    Die Schneedecke wurde dünner und rechts und links vom Weg wuchsen wieder Bäume. Gegen Mittag marschierten sie durch einen Wald von Kiefern und kahlen Birken und Espen.
    Dort, wo die Kiefern besonders dicht standen, lag überhaupt kein Schnee. Adrian freute sich über den Nadelteppich unter seinen Füßen und fand, dass auch Cluaran, der das Pferd seiner stummen Mutter am Zügel führte, beschwingter ausschritt.
    Elsa saß schweigend auf ihrem Pferd. Adrian ging neben ihr und warf ihr ab und zu einen ängstlichen Blick zu. Er wusste, dass sie lieber zu Fuß ging, doch sie hielt sich wacker und schien keine Schmerzen zu haben. Die verletzte Hand heilte gut. Nur ein dunkelroter Strich zog sich noch über den Handteller. Doch Elsas Blick war oft nach innen gekehrt und ihre Stirn gerunzelt. Adrian sprach nur wenig mit ihr. Er meinte zu erraten, was sie bekümmerte, und wusste nicht, wie er sie hätte trösten sollen.
    Der Wald lichtete sich und plötzlich hörten sie in der Ferne das Rauschen des Meeres. Adrian sah zu seiner Freundin hinauf – das Meer zu hören würde sie bestimmt aufmuntern! Wie sehr erschrak er da, als er Tränen in ihren Augen sah.
    »Nein! Nicht schon wieder …«, murmelte sie tonlos.
    Da bemerkte es auch Adrian und aller Mut verließ ihn. Mit dem fernen Rauschen kam ein beißender Geruch – nicht nach Meer, sondern nach Rauch.
     
    Bei ihrer Ankunft in dem Dorf an der Küste war Elsa kreidebleich und zitterte. Eine dicke schmutzige Rauchglocke hing über Ruinen, die so verkohlt waren, dass der ursprüngliche Zweck der Gebäude nicht mehr zu erkennen war. Adrian ging langsamer und stellte fest, dass auch die anderen langsamer wurden, als wollten sie die neue Katastrophe noch nicht gleich zur Kenntnis nehmen. Cluaran war fast genauso blass wie Elsa, wie Adrian erschrocken bemerkte.
    »Hier bin ich gelandet«, sagte der Sänger leise. »Trage ich die Schuld an dieser Katastrophe?«
    »Nein, Unsinn«, widersprach Cathbar energisch. »Loki verwüstet immer wahllos alles!« Doch Cluaran schien ihn nicht zu hören.
    Eine Reihe von Hütten war vom Feuer verschont geblieben und vor ihnen waren einige Dorfbewohner zu sehen – zwei Frauen, die in Richtung Meer blickten, und ein Mann mittleren Alters, der in einer Tür stand. Cathbar grüßte den Mann und stellte sich und seine Gefährten als Reisende vor.
    »Hier ist offenbar etwas Schlimmes passiert«, sagte er. »Wir helfen gern, wenn wir können.«
    Der Mann wischte sich die Hände an seiner langen Schürze ab und sah sie nur stumm an. Adrian überlegte schon, ob er nicht ganz richtig im Kopf war oder der Schrecken ihm die Sprache verschlagen hatte, da begann er zu sprechen. Seine Stimme klang heiser, als bereite ihm das Sprechen Mühe, doch Adrian beherrschte Dansk inzwischen so gut, dass er ihn verstand.
    »Besten Dank, aber ihr braucht uns nicht zu helfen. Wir sind alle wohlauf.«
    Also doch einfältig, dachte Adrian. Cathbar schien dasselbe zu glauben. »Hier hat ein schlimmes Feuer gewütet«, versuchte er es noch einmal. »Wurde niemand verletzt? Ist kein Haus abgebrannt?«
    »Nein«, sagte der Mann und begann zu lachen. Sie starrten ihn an. Unterdessen näherten sich die beiden Frauen.
    »Es stimmt«, sagte die eine. »Wir glaubten schon, unser Schicksal sei besiegelt – aber wir sind alle davongekommen.« Sie lächelte und ihre Augen strahlten. »Wir wurden gerettet.«
     
    Das Dorf konnte den Reisenden nur wenig Gastfreundschaft bieten, doch die Aussicht, den Fremden von ihrer wundersamen Rettung berichten zu können, lockte die meisten Bewohner mit kleinen Nahrungsgeschenken aus ihren Häusern. Die Reisenden mussten sich in der Hütte des Dorfoberhaupts ans Feuer setzen und bekamen Becher mit saurem Bier. Dann begann die Frau des Vorstehers zu erzählen. An der Tür drängten sich ein Dutzend Dörfler, die ihrem Bericht weitere Einzelheiten hinzufügten.
    Verbrannt seien das Bootshaus und die beiden Trockenschuppen, sagte sie. Zwei Nächte zuvor hatte ein Blitz aus heiterem Himmel in einen Schuppen eingeschlagen. Dann hatten die Dorfbewohner den Donnerschlag gehört und waren ins Freie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher