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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
Autoren: A. J. Lake
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daraufhin in den Tunnel zurückkehrte und etwas rief. Ari drehte sich wortlos um und führte seine Gefährten ins Innere.
    Der Tunnel mündete in eine Reihe von Höhlen. Von den Wänden zweier dieser Höhlen tropfte Wasser, das sich auf dem Boden einer dritten Höhle sammelte. An jeder trockenen Stelle drängten sich weißhaarige Gestalten mit hellen Augen, darunter Männer, Frauen und Kinder. Das sind ja Hunderte, dachte Elsa. Einige standen nur da und starrten blicklos vor sich hin, andere weinten leise oder jammerten, weil sie Schmerzen hatten. Ich bin schuld an all diesem Leid, dachte Elsa unglücklich. Ich habe Loki befreit! Am liebsten wäre sie weggelaufen.
    »Einige von ihnen sind brent – vom Feuer verletzt«, sagte Fritha hinter ihr. »Dafür habe ich eine Salbe.« Sie suchte in ihrem Bündel und zog einen versiegelten Tiegel heraus. Dann zögerte sie und starrte die Angehörigen des Eisvolks mit großen Augen an. »Glaubst du, dass sie bei denen genauso wirkt wie bei uns?«, flüsterte sie.
    Adrian trat neben sie. »Bestimmt«, sagte er. »Elsa und ich helfen dir.«
    Elsa war froh, etwas zu tun zu haben. Sie vermied es, sich in den überfüllten Höhlen umzusehen und stürzte sich stattdessen zusammen mit Adrian in die Arbeit. Sauberes Wasser musste geholt, Verbände und Schienen mussten improvisiert und für die Kleinsten an trockenen Stellen Ruhelager bereit gemacht werden.
    Auch die blonde Fritha schien zunächst wie gelähmt. Wahrscheinlich hatte sie noch nie so viele Leute an einem Ort gesehen, dachte Elsa. Doch dann versorgte sie ein Kind mit einem schlimm verbrannten Arm. Das Kind hörte auf zu schreien, seine Mutter dankte ihr und Fritha schien ihre Beklommenheit vergessen zu haben. Sie ging durch die Höhlen, fragte die Anwesenden nach besonders schlimmen Verbrennungen oder Verletzungen und behandelte mit ihren kleinen Salbentöpfen mehr Wunden, als Elsa für möglich gehalten hätte.
    Sie blieben den Rest des Tages bei Aris Leuten. Die Arbeit schien immer mehr zu werden. Als die Schwerverletzten versorgt und gebettet worden waren, holten Grufweld und Cathbar Proviant vom Karren. Anschließend machten sie sich mit einigen anderen Männern auf die Suche nach weiteren sicheren Höhlen. Elsa war ganz benommen vor Erschöpfung. Wie von fern hörte sie Cluaran eindringlich auf seine Mutter einreden, die am Eingang der ersten Höhle stehen geblieben war.
    »Du könntest uns helfen! Du verstehst dich darauf, Verwundete zu behandeln. Hilf mir wenigstens, die richtigen Kräuter zu finden.«
    Eolande ging nun langsam nach draußen, gefolgt von ihrem Sohn und Ari. Am Eingang blieb Ari stehen und drehte sich zu Elsa und Fritha um.
    »Wir machen noch mehr Brandsalbe für euch. Danke für eure Hilfe.«
    Fritha nickte, doch Elsa konnte keinen Dank annehmen. Schließlich war doch alles ihre Schuld. Sie reichte einer Frau einen Becher Wasser. Als die Frau sie dankbar anlächelte, stiegen ihr gleich Tränen in die Augen und sie musste sich abwenden.
    Viele Kinder, die sie versorgten, hatten ihre Eltern verloren. Als Loki am Vortag aus heiterem Himmel angegriffen hatte, erzählten die Eisleute, hatte er den Berg aufgerissen, in dem sich der Saal des Gerichts befand, und die daran anschließenden Höhlen mit Feuer verwüstet. Ganze Familien waren in ihren Wohnungen umgekommen, zahllose weitere von Trümmern begraben worden. Die Männer waren nach draußen gerannt, um gegen Loki zu kämpfen, doch hatten zuerst die hölzernen Speere in ihren Händen und dann sie selbst Feuer gefangen, und sie waren zu Asche verbrannt. Von dreihundert hatte vielleicht ein Drittel überlebt.
    Ich bin daran schuld. Immer wieder klangen diese Worte Elsa in den Ohren, und sie meinte zu spüren, wie Ioneth sich vor Qualen wand.
    »Sag mir doch bitte«, sprach sie eine Frau an, »als das Ungeheuer … als Loki euch verließ, welche Gestalt hatte er? Und wohin verschwand er?«
    Die Frau starrte Elsa verständnislos an. »Er verschwand einfach! Er verwandelte sich in eine große Kugel aus Feuer und kehrte nach hel-viti zurück – in die Hölle. Wohin sonst?«
    »Er flog nach Süden«, sagte ein Mädchen leise. Es hatte ein schmales Gesicht und riesige Augen und hielt sich beim Sprechen den verbundenen Arm. »Zum Meer.« Verschiedene Stimmen bestätigten das. Einige Kinder hatten vom Eingang der Wasserhöhlen aus zugesehen, wie der Dämon sich in einen Feuerball verwandelt hatte und weggeflogen war. Sie hatten ihm nachgeblickt, bis er
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