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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
Autoren: A. J. Lake
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verschwunden. Verwirrt und den Tränen nah, eilte sie zum Eingang der Höhle. Beißender Rauch stieg ihr in die Nase. Hitze schlug ihr entgegen wie eine Wand, und sie wich zurück und hustete in der plötzlich stickig gewordenen Luft.
    Sie rannte über das Eis zurück und ein hochgewachsener Mann stand vor ihr. Er war bleich, hatte weiße Haare und wasserhelle Augen. Sie hatte noch niemanden wie ihn gesehen, blieb aber stehen, als er sie ansprach. Er hatte einen fremden Akzent und war schwer zu verstehen.
    Komm lieber mit mir, sagte er. Wie heißt du?
    Ioneth, antwortete sie.
     
    Mit klopfendem Herzen wachte Elsa auf. Sie lag, in ein grobes kratziges Fell gewickelt, eingezwängt zwischen zwei weiteren Schläfern. Der Boden unter ihr war hart und uneben. Sie hatte sich der Wärme wegen zwischen die anderen gelegt, fiel ihr ein. Grufweld hatte aus den Überresten seiner Holzkohle ein kleines Feuer gemacht, dessen Glut sie warm an den Füßen spürte. Keiner hatte sich getraut, Äste für ein größeres Feuer zu sammeln. Sie hatte immer noch den scharfen Geruch des Rauchs in der Nase und zwischen den Kiefern sahen sie einen aschgrauen Himmel. Die Bäume selbst waren unversehrt. Loki war hier nicht vorbeigekommen.
    Der Rauchgeruch beschwor Bilder ihres Traums – des Traums von Ioneth. War das deine erste Familie, die von Loki getötet wurde? Und wer war der Mann, der dich gerettet hat? Er hatte ein wenig wie Ari ausgesehen. Die Stimme in ihrem Kopf blieb stumm, doch meinte Elsa ein vages Gefühl des Bedauerns zu spüren.
    Ungeduldig schob sie den Traum beiseite. Sie mussten so schnell wie möglich Lokis Spur folgen. Cluaran und Ari waren bereits aufgestanden und fütterten die Pferde. Elsa setzte sich auf und weckte Adrian und Fritha rechts und links von ihr.
    Adrian schlug die Augen auf. »Immer noch keine Sonne«, murmelte er. Der Himmel drückte bleiern auf sie herunter. Wortkarg rollten sie ihre Felle ein und verspeisten die kalten Reste des Kaninchens, das sie am Vorabend gebraten hatten. Dann brachen sie nach Süden auf, in die Richtung, in die Loki am Morgen des Vortages verschwunden war. Den ganzen Tag stapften sie durch den Wald. Der Himmel blieb grau und die Luft stank nach Asche, doch von Loki fanden sie keine Spur. Der hellhäutige Ari führte sie jetzt, denn auch die Höhlen des Eisvolkes lagen im Süden. Er sprach nach wie vor wenig, schritt aber mit einer Eile aus, die Elsa gut verstand. Sie hatte selbst gesehen, was Grufwelds Hütte widerfahren war.
    Fritha und Grufweld kamen mit ihnen. Ihre Hütte war so vollständig niedergebrannt, dass dort nichts mehr für sie zu tun blieb. Grufweld berichtete, wie er bei seiner Rückkehr vom Markt Rauch gerochen und dann sein Haus in Flammen gesehen hatte. Dann waren die Flammen plötzlich verschwunden und alles hatte wieder ausgesehen wie bei seiner Abreise. Doch Grufweld wusste, was er gesehen hatte, und kannte auch die Geschichten über Loki und seine Täuschungen. Er hatte die Nacht im Wald am anderen Ende der Lichtung im Schutz seines Karrens und des einzigen Wolfspelzes verbracht, den er nicht verkauft hatte, und gehofft, dass seine Tochter und ihre Gefährten bald zurückkehren würden.
    Fritha wich nicht von seiner Seite, und Elsa hatte immer, wenn sie die beiden sah, Gewissensbisse. Sie haben wegen mir alles verloren! Schließlich hatte sie Loki befreit. Sie ging unwillkürlich schneller. Doch Fritha und ihr Vater hatten nicht alles verloren, versuchte sie sich zu trösten, die beiden hatten immer noch einander. Sie dachte an ihren Vater, der vor einem Monat ertrunken war, und um sie her wurde alles immer grauer, bis sie nichts mehr sah.
    »Geh nicht so schnell!«
    Adrian schloss keuchend zu ihr auf. »Das Tempo kannst du nicht durchhalten!«
    Er klang bewundernd und vorwurfsvoll zugleich, schien aber vor allem erleichtert. Offenbar hatte er sich Sorgen um sie gemacht.
    »Cathbar meint, du solltest dich eine Weile schonen, nachdem …« Er verstummte und Elsa mied seinen Blick. Sie wollten beide nicht an den Kampf in Lokis Höhle denken, den Elsa verloren hatte. »Du könntest auch reiten«, schlug Adrian vor und zeigte nach vorn. Dort führte Cluaran das Pferd, auf dessen Rücken reglos Eolande saß. Das andere Pferd ging hinter ihnen. Es zog Grufwelds Handkarren mit ihren wenigen Vorräten.
    Elsa schüttelte den Kopf. Adrian hatte zwar Recht – schon die kurze Strecke, die sie gegangen waren, hatte sie ermüdet und sie atmete schneller. Aber sie konnte
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