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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
Autoren: A. J. Lake
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sagen, einen echten Helden gesehen zu haben! Er fuhr nach Alebu im Königreich der Dänen.«
    »Und«, fuhr Cluaran geschmeidig fort, »sagtet Ihr nicht, Ihr hättet ein zweites Boot?«
     
    Das zweite Boot war viel älter als das aus der Feuersbrunst gerettete, ein schwerfälliger und zum Teil schon etwas ramponierter Kasten. Trotzdem trennten die Dorfbewohner sich im Winter nur ungern davon, bevor das andere zurückgekehrt war. Doch Cathbar erklärte es für seetüchtig und Cluaran bezahlte die Überfahrt in Silber und schenkte dem Dorf obendrein die beiden Pferde. Die im Dorf gebliebenen Schiffer erklärten sich deshalb bereit, eine zweite Mannschaft aufzustellen. Die Abfahrt sei allerdings erst am folgenden Morgen möglich.
    Cluaran gab sich selbst und Cathbar als Tuchhändler aus, die sich in den Städten im hohen Norden nach neuen Märkten umgesehen hätten. Mit ihnen reisten Eolande, eine Witwe, und ihre beiden Kinder Adrian und Elsa. Sie stünde unter seinem Schutz und kehre nach dem Tod ihres Mannes zu ihrer Familie zurück. Eolandes Schweigen und ihre geistige Abwesenheit ließen die Geschichte einigermaßen glaubwürdig erscheinen, und so nahm niemand daran Anstoß, dass Adrian kaum aussah, als könne er Eolandes Sohn oder Elsas Bruder sein. Vermutlich waren die Dörfler zu sehr beschäftigt mit ihrem eigenen Schicksal, um sich für das eines Fremden zu interessieren, dachte Adrian.
    Eine neue Besatzung war schnell gefunden. Die im Dorf gebliebenen jungen Männer wollten ihren Helden wiedersehen und das alte Boot war bald zur Abfahrt bereit. Noch am selben Tag stachen sie bei stürmischem Wetter in See. Die Stadt Alebu liege an der Westküste Dänemarks, sagten die Seeleute und nahmen die Ruder auf. Die Überfahrt würde kaum länger dauern als zwei Tage.
    Tatsächlich waren es drei, denn am ersten Tag kamen sie aufgrund des heftigen Windes vom Kurs ab. Das Schwanken des Bootes machte Adrian am Anfang schwer zu schaffen. Jedes Auf und Ab erinnerte ihn an seine erste Seereise vor wenigen Wochen auf der Spearwa und den schweren Sturm, der die Reise beendet hatte. Mit dem Schiffbruch und dem Angriff des Drachen Taragor hatte eine Reihe von Abenteuern begonnen, die ihm immer noch ganz unwirklich vorkam. Er hatte eine höchst unwillkommene Gabe in sich entdeckt, die ihn von den Angehörigen seines eigenen Volkes unterschied, und war seitdem ständig unterwegs, ohne dass ein Ende seines Umherirrens in Aussicht schien.
    Allerdings hatte er dabei auch Elsa kennengelernt. Er betrachtete das Gesicht seiner Freundin, die am Bug des Schiffes stand. Sie wirkte so zuversichtlich wie seit ihrem Besuch in Lokis Höhle nicht mehr. Zwar war sie noch geschwächt und konnte auf der Überfahrt zu ihrem Leidwesen nicht selbst mit Hand anlegen, aber ihr Gesicht hatte eine frischere Farbe und der Seegang, der Adrian so zu schaffen machte, schien auf sie eine eher beruhigende Wirkung auszuüben. Sie blickte den Großteil der Fahrt aufs Meer hinaus, während der Wind ihr die Haare um das Gesicht wehte, und hielt sich mit der linken Hand die rechte. Sie schien sich zu freuen, wenn Adrian neben ihr stand und ihr Gesellschaft leistete, aber über Loki und das, was sie erwartete, sprachen sie beide mit keinem Wort.
    Der böige Wind hatte auch einen Vorteil: Zum ersten Mal seit Tagen klarte der Himmel auf und der Anblick der Sonne hob die Stimmung aller, obwohl die Kälte dadurch kaum gemildert wurde. Auch Cathbar und Cluaran griffen zwischendurch zu den Rudern, und sogar Eolande, die vorn am Bug saß, schien ein wenig lebhafter als sonst. Adrian gewöhnte sich nach und nach an das Schaukeln des Bootes und die Enge an Bord und empfand eine immer größere Erleichterung – als seien sie einem Albtraum entronnen statt einem solchen entgegenzufahren.
    Am Morgen des dritten Tages sichtete der Steuermann Land, und als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, fuhren sie in den Hafen von Alebu ein.
     
    Tief im Süden, im Königreich Wessex, wich der königliche Berater Aagard erschrocken vor dem Feuer zurück, das in seinem Kamin brannte. Die Bilder, die er in den Flammen gesehen hatte, erschütterten ihn zutiefst. Ich bin zu alt, dachte er verzweifelt. Zwar vermochte er in seiner Weisheit die Gefahr zu erkennen und ihr volles Ausmaß zu begreifen, doch war seine Sehkraft zu schwach, ihrem Weg zu folgen – oder ihr gar die Stirn zu bieten.
    »Loki kommt nach Süden, so viel ist gewiss«, murmelte er. »Und unsere Freunde folgen ihm,
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