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Chronik einer Trennung (German Edition)

Chronik einer Trennung (German Edition)

Titel: Chronik einer Trennung (German Edition)
Autoren: Tobi Thoy
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Gute was er für ihn getan hatte. Andererseits: Wie er sich doch noch immer vor ihm fürchtete und wie sehr er ihn hasste. Er hörte wieder die Worte in seinem Kopf, die sein Vater einst im Streit zu ihm gesagte hatte: „Ich habe dir das Leben gegeben, ich kann es dir auch wieder nehmen!“
    Hin und he r gerissen, verwirrt und mutlos, kehrte Christian in sein Zimmer zurück und legte sich aufs Bett. Es war zu spät, er hatte wieder diese Angst. Heute würde er sich nicht mehr trauen noch einmal hinauszugehen. Lieber wollte er die Angelegenheit am Abend mit seiner Mutter besprechen. Vorher aber wollte er unbedingt noch Maria eine E-Mail schreiben, ihr mitteilen, dass er seinen Therapeuten angerufen hatte, sie fragen wie die Klausur gelaufen war. Jetzt konnte sie nicht mehr sauer auf ihn sein, er hatte das gemacht was sie wollte, zum Teil jedenfalls.
     
    „Hi Schatz, wie geht's dir? Was machst du so? Wie war die Klausur? Hast du Schmerzen oder ist dir übel?
Ich nehme an, du hast dich hingelegt und schläfst noch, schlaf gut.
    Ich wol lte dir etwas sehr Wichtiges sagen. Schreib mir doch, wenn du wieder wach bist.
Ich liebe & vermisse dich & küsse dich....
    Dein Schutzengel, Osterhase, Seelachs , Weihnachtsmann, der immer über dich wacht, ob bei Tag oder bei Nacht.“

Christian wurde ungeduldig. Schon vor ein paar Minuten hatte er Maria diese Mail geschrieben, gefragt wie ihre Klausur war und immer noch keine Antwort erhalten – wie am Sonntag.
    Okay, sie wusste noch nicht, dass er Dr. Mixa angerufen hatte, das wollte er ihr erst später schreiben , als Überraschung. Sie war wohl immer noch sauer wegen irgendetwas.
    Vielleicht wollte sie sich auch an ihm rächen, indem sie ihn ignorierte? Oder schlief sie wirklich, völlig erschöpft, und schrieb nur deswegen nicht?
    „ Ja, sie hat es leicht, sie kann wenigstens schlafen. Ich habe schon seit Wochen nicht mehr normal geschlafen!“
    Immer wenn er im Bett lag, musste er über seine ungewisse Zukunft nachdenken:
    Ob er zum Abitur zugelassen wird?
    Ob er die nötige Punktzahl erreicht?
    Wo er dann studieren soll und w as überhaupt?
    Wie das Problem mit der Wohnung gelöst werden kann?
    Ob er viele Schulden machen muss?
    Ob er wirklich eine Herzmuskelentzündung hat?
    Seine Eltern, ihren Erwartungen konnte er sowieso niemals gerecht werden, drängten ihn schon seit einiger Zeit, mit ihnen, nach dem Abitur in eine andere Stadt zu ziehen und den Kontakt zu seinen Freunden abzubrechen. Aber was würde dann aus seiner Beziehung mit Maria?
    Würde er sie nie wieder sehen dürfen? Wie sollte er dann weiter leben, ohne den wichtigsten Menschen in seinem Leben?
Vielleicht beantwortete sich diese Frage von selbst, wenn sie nicht bald antwortete... endlich:
    n ach zwei Tagen, eine Antwort!
    Er würde erfahren warum sie ihm so lange nicht geschrieben hatte. Sie hatte ihm verziehen, f ür das was er ihr angetan hatte, was auch immer es war. Zitternd am ganzen Körper öffnete er die E-Mail und begann Wort für Wort zu lesen:
     
    „Ich wollte dir folgendes sagen, konnte es aber nicht, also schreib ich es: In den letzten Wochen habe ich viel Zeit mit Andy verbracht. Wir haben uns wirklich gut verstanden. Also, ich weiß momentan nicht mehr was ich empfinde. Ich wollte es dir nicht sagen, aber ich kann dich nicht anlügen, wenn ich die letzten Tage bei ihm verbracht habe. Das ist aber keinesfalls seine Schuld.“
     
    Und dann begann er die E-Mail noch einmal zu lesen und noch einmal. Er verstand nicht genau was das nun bedeuten sollte, außer eines: Sie war bei Andreas gewesen!
    Christian hatte es gewusst, die ganze Zeit!
    Und sie hatte deswegen ein schlechtes Gewissen. Sicher es war schrecklich, wirklich hinterlistig und gemein, dass sie bei ihm war, ja, das war es, doch er würde ihr verzeihen können, ganz sicher. Vielleicht nicht Andreas, der hatte ihn angelogen, hatte gesagt er würde lernen und hatte dabei nicht erwähnt, dass sie bei ihm war, doch ihr würde er verzeihen können. Natürlich würde er ihr verzeihen können.
     
    „Du warst bei Andreas? Am Wochenende? An diesem Sonntag? Versteh mich nicht falsch, ich bin dir nicht böse, weil du bei ihm warst. Es verwirrt mich nur.“
     
    Aber wieso war sie überhaupt am Wochenende bei Andreas? Christian hatte sie doch angefleht zu ihm zu kommen, und sie war zu Andreas gegangen, hatte ihn alleine gelassen, an diesem Wochenende. War sie wirklich lieber mit Andreas zusammen als mit ihm, ihrem Freund?...
    Andreas hatte
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