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Chronik einer Trennung (German Edition)

Chronik einer Trennung (German Edition)

Titel: Chronik einer Trennung (German Edition)
Autoren: Tobi Thoy
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mit viel Selbstvertrauen, reich. Und wenn Christian Probleme hatte, konnte er immer wieder Andreas um Hilfe bitten. Irgendwie war Andreas ein richtiges Vorbild für ihn geworden.
    Andreas hatte ihm gesagt, er solle Maria mehr Vertrauen schenken, sie würde schon nichts tun was ihn verletze, und Christian versuchte es. Er versuchte anderen mehr zu vertrauen, auch wenn es nicht immer funktionierte. Natürlich wusste er, er musste Maria mehr vertrauen, wenn ihre Beziehung eine Zukunft haben sollte. Er liebte sie sehr und wollte sie nicht verlieren. Warum verstand sie das nur nicht?
    Wollte er mit ihr über ihre Beziehung reden, über die Zukunft die er mit ihr plante, interessierte sie sich nur dafür ob sie am Nachmittag zusammen in s Kino gehen sollten. Nie hatte sie mit ihm über ihre Beziehung sprechen wollen und über ihre gemeinsame Zukunft. Mit anderen, ja, mit anderen hatte sie über ihre Beziehung und ihre Zukunft gesprochen, mit Andreas zum Beispiel, aber sie sprach ja mit Andreas nicht nur über ihre Beziehung, nein, er unterhielt sich auch mit ihr über Filme und so viele andere unwichtige Dinge. Danach kam sie dann immer und fragte ob sie am Nachmittag ins Kino gehen sollten.
    Dabei wusste sie doch genau, dass er es sich nicht leisten konnte mit ihr ins Kino zu gehen.
    Er bekam zwar ein recht üppiges Taschengeld, aber das musste er sparen, für ihre gemeinsame Zukunft. Er wollte es in Bundesschatzbriefe anlegen, von denen er im Internet gelesen hatte, dass sie die sicherste Geldanlage waren, da der Staat ja nicht Pleite gehen konnte. Er hatte schon alles ausgerechnet, wie er mit Hilfe dieser Geldanlage und einem jährlich steigenden Zinssatz von 0,5 %, seine bisher gesparten 500 Euro in sechs Jahren auf ca. 622, 86 Euro erhöhen konnte. Dann vielleicht, konnten sie sich den Luxus leisten und ins Kino gehen.
    Andreas, er war an allem schuld, er hätte sich nicht mit Maria unterhalten dürfen. Warum hatten die zwei auch eine gemeinsame Freistunde in der Woche, und er, Christian, nicht? Warum mussten sie diese Stunde auch zusammen verbringen?
    Er war doch krank, depressiv, musste dringend zum Therapeuten, das wussten sie genauso gut wie er. Und heute würde er sich endlich trauen seinen alten Therapeuten, Dr. Mixa, anzurufen. Doch war das noch nicht alles: er hatte Schmerzen, körperliche Schmerzen, neben seinem Herzen tat auch noch sein Rücken entsetzlich weh.
    Vermutlich war wieder eine seiner Rippen herausgesprungen und seine Leiste, die er sich vor acht Monaten und siebzehn Tagen gebrochen hatte, war immer noch kaum verheilt. Das war jedoch alles nichts im Vergleich zu seinem schmerzenden Herzen. Er war erkältet gewesen und hatte beim Sportunterricht mitgemacht und da bekam er sie, diese Schmerzen im Herzen, die einfach nicht aufhören wollten. Und alles was er im Internet darüber las, ließ ihn nichts Gutes ahnen. Es war eine Herzmuskelentzündung.
    Ja, d as war es und das war gefährlich, sehr gefährlich!
    Er würde bald sterben, das spürte er. Lange hatte er nicht mehr zu leben.
    Und genau in diesem Moment ließ ihn seine Freundin alleine, wollte sich am Sonntag nicht mit ihm verabreden und auch Andreas ließ ihn im Stich, und das nachdem er so viel für ihn getan hatte. Immer wieder hatte er Andreas bei den Hausaufgaben geholfen, ihn abschreiben lassen, wenn er die Hausaufgaben mal wieder vergessen hatte.
    Andreas war doch sonst immer für ihn da, warum hatte er sich am Wochenende solange nicht gemeldet?
     
    * * *
     
    Christian sah Andreas schon von weitem, als die Bahn auf die Haltestelle zufuhr, an der Andreas immer einstieg.
    Christian wollte mit ihm sprechen, ihm sagen wie schlecht er sich fühlte. Er hechtete beinah durch die halbe Bahn, bis er Andreas erreichte. Dieser stand mit gesenktem Kopf an der Tür, warf kurz einen Blick auf ihn und stieg in die Bahn ein. Offensichtlich war Andreas mit den Gedanken ganz woanders, wahrscheinlich bei der Klausur.
    „Wie geht´s?“ fragte Christian, wie immer, wenn sie sich in der Bahn begegneten, was fast jeden Morgen der Fall war, denn Christian fuhr immer so, dass er Andreas auf dem Schulweg traf.
    And reas wirkte abwesend, mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Christian hatte schon wieder vergessen, was er eigentlich noch sagen wollte.
    „Bin ein wenig nervös“, meinte Andreas nach einigen unbehaglichen Sekunden.
    „ Ach, so schwer wird die Klausur schon nicht.“, Christian versuchte ein Grinsen. Andreas grinste nicht, er sah
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