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Chronik einer Trennung (German Edition)

Chronik einer Trennung (German Edition)

Titel: Chronik einer Trennung (German Edition)
Autoren: Tobi Thoy
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der Schule ein Auge auf sie geworfen gehabt, monatelang. Herzklopfen wenn sie in seiner Nähe war. Doch hatte er sich nie getraut sie anzusprechen, nicht wenn sie ihm gegenüber stand. Nein, nur über das Internet, wenn er ihr schreiben konnte, ihr nicht gegenüber stehen musste, nicht reden musste, was ihm doch so schwer viel, hatte er mehr Mut gehabt.
     
    Christian Pech sagt:
    „ Hi Maria, was machst du so? Gut geschlafen? Geht es dir gut? Hast du Schmerzen?“
    Maria Punktkommastrich sagt:
    „ Ich habe tatsächlich Kopfschmerzen. Nett dass du mich anschreibst.“
    Christian Pech sagt:
    „ Ist doch kein Problem. Immer noch Schwierigkeiten mit deinem Stiefvater?“
    Mar ia Punktkommastrich sagt:
    „ Nee, der ist für ein paar Tage nicht da.“
    Christian Pech sagt:
    „Ist doch super.“
    Maria Punktkommastrich sagt:
    „Ich bin auch ganz froh.“
    Christian Pech sagt:
    „ Mein Vater schiebt hier auch die ganze Zeit Stress, das kannst du dir nicht vorstellen!...
    Hast du vielleicht Lust heute Abend zum Weihnachtsmarkt zu gehen?“
    Maria Punktkommastrich sagt:
    „Klar, warum nicht?“
    Christian Pech sagt:
    „Ich freu mich!“
    Maria Punktkommastrich sagt:
    „Nur so aus Neugier, warum willst du dich denn ausgerechnet mit mir treffen?“
    Christian Pech sagt:
    „Ich find dich nett.“
    Maria Punktkommastrich sagt:
    „Echt?… ooohh… danke. Du bist der erste Deutsche der wirklich nett zu mir ist.“
     
    Das war der Anfang.
    An diesem Abend hatte er sie zum ersten Mal geküsst. Sie hatte ihn aufgefordert sie zu küssen, sie wollte, dass er sie küsste! Er würde es niemals vergessen. Es war das erste Mal, dass er ein Mädchen geküsst hatte. Ja, er hatte schon vorher jemanden geküsst, nur war es kein Mädchen. Er wusste nicht genau ob er sich dafür schämen sollte oder nicht…. er war fünfzehn Jahre, sieben Monate und sechs Tage alt gewesen und irgendwie verwirrt, das waren doch andere Teenager auch, oder nicht? Und es war doch schon Jahre her, was spielte das noch für eine Rolle? Er war nicht schwul. Er durfte nicht schwul sein, sein Vater würde es ihm nicht erlauben schwul zu sein. Nein, er liebte seine Freundin, daran gab es keinen Zweifel. Er war verrückt nach ihr, er wollte doch immer bei ihr sein, hatte Herzklopfen wenn sie in der Nähe war und wenn sie nicht da war, dann vermisste er sie unglaublich.
    Es war schrecklich, dass sie in der Schule keine Fächer zusammen hatten, dass sie nur die Pause miteinander verbringen konnten und das nicht mal alleine. Immer, egal wo, egal wann, war jemand da, Freunde, Schulkameraden, die sich mit ihnen unterhalten wollten, und zu Hause waren seine Eltern immer da.
     
    Andreas, er hatte geantwortet! Es war nun schon Nachmittag. Christian hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit verflogen war.
    Er lerne Pädagogik, hatte Andreas geschrieben. Auch Christian holte nun endliche seine Pädagogiksachen heraus, sah auf seinen Berg Notizen, konnte sich aber nicht konzentrieren.
     
    „Hat Maria dir heute geschrieben?“
     
    Diese kurze E-Mail schrieb er zurück an Andreas.
    W ieder begann das Warten. Stunde um Stunde verging.
    Der Abend brach herein und keiner hatte ihm geantwortet. Auf Pädagogik konnte er sich kaum konzentrieren, was ihm ein noch schlechteres Gefühl gab.
    Zwischenzeitlich hatte er noch einmal mit jemanden gechattet, er wusste dabei nicht einmal ihren Namen.
    Nebenher war er auf eine russische Community-Seite gegangen. Maria war dort angemeldet. Auch auf dieser Seite, auf der er sich ebenfalls angemeldet hatte, nachdem sie zusammen gekommen waren, war sie nicht online. So viel konnte er auch ohne Google-Übersetzer erkennen.
    Kurz hatte er sich in sein Bett gelegt, den Zettel in der Hand, mit all den Dingen, die er an sich ändern wollte, doch ihm fiel nichts ein, was er sonst noch darauf schreiben konnte.
    Im Bett hatte er es nicht lange ausgehalten. Es war inzwischen schon recht spät und lange still im Haus. Seine Eltern schliefen bereits tief und fest. Christian hielt sich seinen schmerzenden Kopf, der den ganzen Tag auf den Bildschirm gestarrt hatte.
Sie war bei Andreas!
    Maria und Andreas!
    Das war der Grund warum sie sich beide nicht gemeldet hatten. Am Freitag hatten sie sich schon so gut verstanden, als er die ganze Zeit geschwiegen hatte. Er las die letzte Mail von Andreas jetzt schon zum fünften Mal durch und seine Frage, ob Maria ihm geschrieben habe, dann entschied er sich, noch eine Frage zu formulieren:
     
    „Oder ist
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