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Chill mal, Frau Freitag

Titel: Chill mal, Frau Freitag
Autoren: Frau Freitag
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schön …«
    Und Frau Freitag? Die hat sich fast in die Hosen gemacht, als sie mit der Wasserbahn fahren musste. Um Mitternacht bin ich wieder auf meiner Couch, glücklich, alles überlebt zu haben. Der Freund gibt mir Wasser und sagt: »Das hast du super gemacht. So was erleben die sonst nie.«
    Abduls Verhör
    Am nächsten Vormittag kommt Abdul mit seiner Mutter und zu meiner Freude auch wieder mit der Übersetzer-Tanten-Kusine in die Schule. Schuldbewusst sitzt er zwischen den beiden Frauen.
    »Also, Abdul, nun erzähl mal.«
    »Frau Freitag, ich will jetzt alles sagen.«
    »Aha, gut. Machen wir Kronzeugenregelung. Dann schieß mal los!«
    Abdul packt aus. Wer hat getrunken, wer hat gekifft. Wer hatte was mit. Er unterscheidet penibel zwischen »Das habe ich gesehen, das habe ich gehört und das hat der mir direkt erzählt.« Abdul nennt Namen, die ich nicht kenne. Ich denke: Ha, die sind alle aus den PERFEKTEN anderen Klassen, super. Und da geht es nicht nur um Gras und Alk, sondern auch um Speed, und plötzlich kommen auch noch die Hells Angels ins Spiel.
    Ich bin ganz gerührt davon, wie Abdul versucht, sich aus der Scheiße zu ziehen. Dabei finde ich alles gar nicht mehr so schlimm. Ein bisschen Alkohol bei einem Schulausflug gehört in dem Alter doch dazu. Sonst wären das doch keine Jugendlichen. Abduls Mutter betont immer wieder, wie religiös ihre Familie ist und dass es bei ihnen genauso schlimm ist, Alkohol zu tragen, wie Alkohol zu trinken. Mitten im Satz stockt sie und ich greife über den Tisch nach ihrem Arm: »Bitte, bitte, nicht weinen, Mama Abdul, ist alles nicht so schlimm. Abdul ist ein guter Junge. Wird alles wieder gut. Bitte, nicht weinen!«
    Am Ende des Gesprächs verspricht mir Abdul wieder mal, dass er nächstes Jahr ein anderer Mensch wird. Ich ziehe demonstrativ einen dicken Strich durch meine Notizen und sage, dass sich für mich jetzt alles erledigt hat. Abduls Mama küsst mich zum Abschied und wir gehen glücklich auseinander. Ich bin hochzufrieden. Beim nächsten Gemecker der anderen Lehrer über meine Klasse ziehe ich die Gras- und Speed-Trümpfe.
    Fertig
    Zensuren eintragen: fertig.
    Zeugnisse machen: fertig.
    H-Park: fertig. Klassenzimmer aufräumen: fertig.
    Unterrichten: fertig.
    So tun, als unterrichte man: fertig.
    Unfreundlich und gestresst sein: fertig
    Suchen und sortieren: fertig
    Schuljahr: fertig.
    Ab jetzt dümpele ich durch die letzten Schultage und warte auf die Ferien. Und dann wird gefeiert! Kann ich mir irgendetwas Schöneres vorstellen als diesen herrlichen Beruf? Kaum.

Danksagung
    Ohne den Deutschlehrer, der sagte »Wenn du nicht bald anfängst zu schreiben, dann wird das zur Lebenslüge«, hätte ich gar nichts aufgeschrieben. Ohne meinen Bruder hätte ich mein Geschreibe wahrscheinlich nie jemandem gezeigt. Ohne Ulrike Sterblich hätte ich Thomas Hölzl nicht kennengelernt und wüsste immer noch nicht, was ein Exposé ist. Ohne Ulrike Seidemann wäre alles ein einziges Wirrwarr. Ohne Fräulein Krise hätte ich nicht eine Entscheidung getroffen. Ohne meinen Freund wäre ich schon längst verhungert und zwar in jeglicher Hinsicht. Und ohne meine Klasse wäre mein Leben echt sehr viel langweiliger. Euch allen gilt mein aufrichtigster Dank.
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