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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade
Autoren: Lilli Beck
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unzähligen Verbindungen doch schafft, Ulla und mich lächerlich zu machen. Wieder kommt mir Bertram zu Hilfe.
    «Eines kann ich Ihnen auf jeden Fall versprechen, Herr Meyer: Der Medienrummel wird gewaltig sein. Eine so attraktive Frau wie Evelyn, die hervorragend kochen und von einer amourösen Vergangenheit berichten kann, möchte jeder gerne in seiner Sendung haben. Sollten Sie sich dann mit einer Gegendarstellung an die Öffentlichkeit wenden, wird das den Rummel nur noch verstärken. Da bin ich ganz sicher. Und so ein netter kleiner Skandal fördert den Verkauf ungemein.»
    Konrads Mundwinkel zucken angewidert. Als würde er auf einem maroden Baugerüst stehen, das nur noch von einer einzigen, verrosteten Schraube zusammengehalten wird, scheint er nach einem Ausweg zu suchen. Und plötzlich grinst er abfällig. «Ich unterschreibe gar nichts!»
    Mit diesen Worten greift Konrad zu der Vereinbarung und reißt vor unseren entsetzten Augen alle Seiten in der Hälfte durch. «Das könnte dir so passen, du geldgeiles Miststück», erklärt er und starrt mich feindselig an.
    «Wie du willst, dann werde ich eben Callgirl.»

[zur Inhaltsübersicht]
1 Jahr später …
     
    Seit jenem denkwürdigen Tag ist viel Zeit vergangen, um genau zu sein: über ein Jahr. Kaum zu glauben, wie sich mein eintöniges Hausfrauenleben seit dem kleinen Unfall mit Ulla verändert hat.
    Der absolute Höhepunkt war natürlich das Erscheinen des erotischen Kochbuches. Nie gekannter Stolz, aber auch Zufriedenheit durchströmte mich, als ich es in Händen hielt. Es war das Gefühl, ein großes Ziel erreicht zu haben. Besonders aufregend fand ich im Vorfeld die Fototermine im Studio von Jörg Jensen: Auch wenn wir nur zusehen konnten. Markus, der Foodstylist, übernahm das Kochen. Allerdings ist
Kochen
im tatsächlichen Sinne die falsche Bezeichnung für diese kreative Arbeit. Unglaublich, was dieser Mann für Tricks drauf hatte, um die Gerichte auf den Fotos so aussehen zu lassen, dass dem Betrachter sofort das Wasser im Mund zusammenläuft. Da werden Erdbeeren mit einem in Öl getränkten Pinsel betupft, damit sie noch frischer glänzen. Auch Rasierschaum statt Schlagsahne zur besseren Festigkeit ist kein praxistauglicher Trick. Aber Holzstäbchen vor dem Aufspießen von Fleisch, Fisch oder Gemüse kurz zu wässern, um Splitter im Essen zu verhindern, könnte auch in einer privaten Küche nicht schaden.
    Zu erleben, wie viel Mühe es machte, die «kulinarischen Verführungen» fotografisch umzusetzen, hat mich ehrfürchtig staunen lassen. Spannend war auch die Korrektur der Druckfahnen, die wir im Sommer auf dem Tisch hatten. Mit heißen Gesichtern und kalten Getränken saßen Ulla und ich auf der Terrasse und bereinigten eifrig die letzten Schönheitsfehler.
    Ende November, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, stand unser erotisches Kochbuch dann endlich in den Buchhandlungen. Auf dem Cover taucht eine pralle Erdbeere in eine Champagner-Schale ein, als sei sie die Burlesque-Tänzerin Dita von Teese, die ein Champagnerbad nimmt. Eine prickelnde Verführung!
    Am Erscheinungstag sind Ulla und ich gespannt losgerannt, um dieses denkwürdige Ereignis live mitzuerleben. Das großartige Gefühl, unser Buch in der Buchhandlung liegen zu sehen, werde ich nie vergessen. Wir standen eine Weile etwas abseits, um zu beobachten, ob es jemand kauft. Ja! Es waren siebzehn Käufer – in knapp vierzig Minuten.
    Und heute feiern wir nun Weihnachten. Mit Familie und allen Freunden. Erstaunlicherweise gab es nämlich ein unerwartetes Happy End: Nachdem Konrad die schriftliche Vereinbarung auf so dramatische Weise zerrissen hatte, war ich zunächst tief verzweifelt. Mein störrischer Mann heulte sich bei seiner Mama aus und berichtete ihr von meinen Callgirl-Plänen. Entgegen seiner Hoffnung waren Alma und Arwed dieses Mal aber nicht bereit, den Junior zu trösten, sondern begriffen den Ernst der Lage. Zwei Tage später besuchte mich Alma und präsentierte mir eine vom Firmenanwalt aufgesetzte Vereinbarung, in der alle meine Bedingungen erfüllt wurden. Noch am selben Tag sind Ulla und ich durch diverse Einrichtungsläden gezogen, um
mein
Haus neu auszustatten. Das italienische Designerzeugs bekam Konrad für seine karge Junggesellenbude.
    Ich habe mittlerweile nicht nur ein gemütliches Samtsofa und ein romantisches Himmelbett, auch die Fenster schmücken nun schwere Seidenvorhänge. Den kalten Steinboden überdecken diverse Teppiche mit Blumenmuster. Die
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