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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade
Autoren: Lilli Beck
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seine Fassung zurück.
    «Was soll der Schwachsinn?», bellt er in gewohnter Manier.
    «Nun, ich möchte dir ein Angebot machen, das nur zu deinem Vorteil ist und das du nicht ablehnen kannst.»
    Sein flackernder Blick zeigt deutlich, dass ihm meine Gelassenheit unheimlich ist. Dennoch schiebt er abfällig grinsend den Vertrag wieder zurück. «Na, da bin ich aber gespannt.»
    «Also, Folgendes: Wir lassen uns scheiden, du überlässt mir das Haus und zahlst mir zusätzlich einen monatlichen Unterhalt. Dafür verzichte ich auf einen Skandal, von dem sich die Meyersche Firma nicht so schnell wieder erholen würde.»
    Es ist nicht Eve, die mir souffliert hat, und auch nicht die sanfte Evelyn, die immer alles richtig machen will. Es ist die starke Stimme einer selbstbewussten Frau, die ihre Harmoniesucht überwunden und endlich angefangen hat zu kämpfen. Auf dem Schlachtfeld der Emanzipation hat sie ihren ersten Sieg errungen. In Zukunft will sie ihr eigenes Leben führen!
    «Und mit diesem erfundenen Quatsch willst du mich erpressen?» Abschätzend sieht Konrad erst Ulla, dann mich kritisch an. Er lacht künstlich: «Hahaha … Das glaubt doch kein Mensch. Du und Callgirl …! Hahaha.»
    Aber ich lasse mich von seinem Machogehabe nicht mehr verunsichern. «Ich dachte schon, dass du mir nicht glauben wirst», fahre ich fort. «Aber das ist keine erfundene Story. Mein Verleger wird dir gerne die Details erläutern.»
    Ulla, die sich in lasziver Pose auf dem Rollbett niedergelassen hatte, erhebt sich, zupft ihr kurzes rotes Kleid zurecht und kommt langsamen Schrittes näher. «Der Verleger ist mein Onkel», erklärt sie lässig.
    «Kein Interesse», erwidert Konrad höhnisch.
    Ich zögere einen Moment, um ihn glauben zu machen, er habe gewonnen. «Tja, das nennt man wohl verhärtete Fronten», erkläre ich dann und nicke Ulla zu.
    Sie greift nach ihrem Handy, sendet Bertram die vereinbarte SMS und geht gleich selbst an die Tür, um ihm zu öffnen.
    Verunsichert blickt ihr mein Noch-Ehemann hinterher.
    Seine Verfassung verschlechtert sich zusehends, als Ulla wenig später am Arm eines attraktiven Mannes zurückkommt. Vermutlich entspricht Bertram nicht Konrads Vorstellungen von einem Verleger. Vielleicht irritiert ihn aber auch die Tatsache, dass man schwarze Jacketts auch zu hellen Hosen tragen kann und damit sogar viel schicker aussieht.
    «Bertram Bronner, Inhaber des Bronner-Kochbuchverlags, freut mich», begrüßt Bertram den staunenden Hausherrn und streckt ihm die Hand entgegen: «Herr Meyer, nehme ich an.»
    Verblüfft zuckt Konrad zusammen. Und es ist ein wahres Vergnügen zuzusehen, wie seine maßlose Selbstüberschätzung bröckelt. Es hat ihm tatsächlich die Sprache verschlagen. Ein denkwürdiger Augenblick!
    Bertram hält sich nicht lange mit Höflichkeiten auf. «Sie wissen ja bereits, worum es geht, Herr Meyer», beginnt er und fährt unbeeindruckt von Konrads kühler Miene fort: «Als Architekt sind Ihnen die Gegebenheiten der Buchbranche wahrscheinlich nicht geläufig, deshalb bin ich hier, um Sie ins rechte Bild zu setzen. Also, sobald das Kochbuch erscheint, wird diese begehrenswerte Frau der Öffentlichkeit als ehemaliges Callgirl präsentiert. Sie wird Interviews geben, in Zeitschriften porträtiert werden und als Gast in diversen TV -Shows auftreten. Auf so eine delikate Geschichte stürzen sich alle Medien! Sex sells, so viel ist sicher. Sie wird über ihre ehemaligen Kunden und natürlich auch über deren sexuelle Vorlieben plaudern und …» Er macht eine wirkungsvolle Pause. «… und natürlich auch Intimes von dem bekannten Stararchitekten Konrad Meyer ausplaudern, der einst ihr Stammkunde war, sie aber aus diesem Milieu ‹gerettet› und dann geheiratet hat.» Bertram blickt Konrad eindringlich an. «Ich nehme an, Sie können mir folgen?»
    Klopfenden Herzens suche ich Bertrams Blick. Am liebsten würde ich meinen Helden umarmen und … Ach, im Moment wage ich noch nicht weiterzuträumen. Noch hat Konrad die Vereinbarung nicht unterschrieben. Deshalb mische ich mich jetzt ein.
    «Wie deine hochgeschätzten Kunden einen derartigen Skandal finden werden, muss ich dir ja nicht sagen», füge ich Bertrams Erklärung hinzu. «Auch nicht, wie deine Eltern darauf reagieren.»
    Spöttisch blickt Konrad in die Runde. «Diesen Quatsch glaubt doch niemand. Ich werde die Wahrheit schon ans Licht bringen.»
    Mir wir plötzlich heiß und kalt. Was, wenn Konrad recht behält. Wenn er es mit seinen
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