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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen
Autoren: Marc A. Herren
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Prolog
     
    Zwölf Minuten.
    Mehr Zeit würden sie ihm nicht zugestehen, das wusste der Gefangene. Blieb er zu lange auf der Toilette, würden die beiden Aufseher misstrauisch werden, und sein Plan scheiterte, noch bevor Mark Vier unterwegs war.
    Im Gegensatz zu seinem eigenen Abort im abgesperrten Labortrakt stand die Toilette im Vorraum nicht unter permanenter Videoüberwachung. Diesen Umstand musste er ausnutzen, solange sie nicht hinter seinen Trick mit dem verstopften Siphon gekommen waren.
    Er griff in die Innentasche seiner Kombination und zog das grauschwarze Fellbündel hervor.
    »Hallo, mein Freund«, flüsterte der Gefangene. »Bist du bereit für dein erstes Abenteuer?«
    Die Ratte stellte sich auf ihre Hinterpfoten und blickte ihn aufmerksam aus ihren intelligenten schwarzen Knopfaugen an. Dann hob sie die Nase und witterte ausgiebig.
    Der Gefangene lächelte. Mit Mark Vier hatte er sich wieder einmal selbst übertroffen. Äußerlich sah das Robopet noch genauso aus, wie er es über den Versandhandel geordert und die Aufseher es ihm abgesegnet hatten.
    »Dann ist es nun an der Zeit, dass du etwas für mich tust«, sagte er leise. »Denk daran: Du bist ganz allein auf dich gestellt! Lass dich nicht erwischen, wenn du das Sicherheitsschloss analysierst!«
    Mark Vier blinzelte zweimal. Er hatte ihn verstanden.
    »Okay«, sagte der Gefangene. »Dann geht es jetzt los. Und wehe, du lässt dich unterwegs von einem Rattenmädchen bezirzen!«
    Er beugte sich zu Mark Vier hinab und hauchte ihm einen Kuss zwischen die grauen Öhrchen. Dann hievte er ihn zum Gitter des Belüftungsschachts hoch. Sofort griff das Robopet mit allen vier Pfoten nach den Stäben und hielt sich daran fest.
    »Worauf wartest du?«, flüsterte der Gefangene. »Ab durch die Mitte!«
    Mark Vier schnüffelte an den dünnen Gitterstäben. Der Gefangene hielt die Luft an. Nun würde es sich zeigen, ob Mark Viers neue Programmierung ausreichte, um seine Aufgaben erfolgreich erledigen zu können.
    Die Ratte biss in einen der Metallstäbe und drückte gleichzeitig mit den Vorderpfoten den nächsten Stab in die entgegengesetzte Richtung. Die Lücke zwischen den Stäben wurde breiter.
    »Sehr gut, Mark Vier«, sagte der Gefangene erfreut. »Weiter so, bis du hindurchschlüpfen kannst!«
    Fasziniert beobachtete er, wie das kleine Wesen die Stäbe immer weiter auseinanderdrückte. Die Gelenk- und Kraftverstärker, die er eingebaut hatte, funktionierten tadellos.
    Das Bild erinnerte ihn an die uralten Zeichentrickfilme, in denen kleine Tiere plötzlich nicht nur wie Menschen agierten, sondern auch riesige Dinge bewegen konnten.
    Als der Zwischenraum groß genug war, schlüpfte Mark Vier durch die Stäbe hindurch und war verschwunden.
    Der Gefangene blickte auf seine Uhr. Weniger als zehn Minuten würden dem modifizierten Robopet bleiben, um den Lüftungsschacht zu verlassen, die Haupttür des Labortrakts zu untersuchen und danach zu ihm zurückzukehren.
    Während der vergangenen sechs Wochen hatte er in jeder freien Minute an Mark Vier gearbeitet. Dabei hatte die permanente Überwachung seine Bastelarbeit nicht gerade erleichtert.
    Es hatte ihn unglaublich viel Zeit gekostet, die für den Bau von Mark Vier benötigten Platinen, Chips und Schaltelemente unauffällig beiseitezuschaffen und Stück für Stück zusammenzufügen.
    Währenddessen hatte er sich den Anschein gegeben, seine offizielle Forschungstätigkeit an den Biochips weiterzuführen.
    Sein Blick sog sich an den Ziffern seiner Uhr fest. Es waren bereits fünf Minuten verstrichen. Er ärgerte sich, dass die Aufseher die Materialbestellung storniert hatten, in der die Bauteile für ein Minifunkgerät enthalten gewesen waren. Mit ihm hätte er mitverfolgen können, was Mark Viers Optiken gerade auffingen.
    Nun musste er abwarten und hoffen, dass sein waghalsiger Plan aufging.
    Als die siebte Minute vorbeiging, hörte der Gefangene schlurfende Schritte und ein Klopfen.
    »Alles in Ordnung bei dir? Bist du eingeschlafen?«
    Der Gefangene erkannte McLangleys Stimme. Der ältere und umgänglichere der beiden Aufseher.
    »Selbstverständlich nicht«, gab der Gefangene zurück. »Es dauert halt seine Zeit. Wenn ihr die Gnade hättet, mir ein wenig hochwertigere Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, dann würde auch meine Verdauung nicht immer wieder streiken.«
    »Du bekommst das gleiche Essen wie wir«, antwortete McLangley. »Und nun beeil dich, gleich beginnt das Spiel. Ich will den Anpfiff nicht
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