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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen
Autoren: Marc A. Herren
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klar?«
    Sekundenlang blickte der Kasache ihn entgeistert an. Dann nickte er eifrig. »Ich verspreche es, Gospodin!«
    »Schwör es!«
    »Ich schwöre es!«
    Rodrigo ließ den Kragen des Mannes los. »Wenn du versuchst, dich zu rächen, oder wenn du auch nur einem Menschen ein Sterbenswörtchen verrätst, werde ich nachts zu dir kommen und mit dir zum Aralsee springen und dich darin verschwinden lassen. Hast du mich verstanden?«
    »Jedes Wort, Gospodin.«
    »Nenn mich nicht ›Herr‹, nenn mich Rodrigo!«
    »Ich verstehe, Rodrigo!«
    Er nickte und half Alexej auf die Beine zu kommen. Dann ergriff er seinen Oberarm und teleportierte mit ihm zum Wagen zurück. Widerspruchslos half der Kasache, den verunsicherten Juri in den Wagen zu legen.
    »Und jetzt auf nach Baikonur!«

2.
    20. März 2037
     
    »Sid González ist in Baikonur!«, sagte er zu sich selbst und lauschte dem Klang des Satzes.
    War es nicht wunderbar?
    Okay, dachte er. Offiziell ist nicht Sid González hier, sondern Rodrigo de Vivar – aber das ändert auch nichts an der Tatsache, dass gerade ein riesiger Traum von mir in Erfüllung geht!
    Baikonur!
    Sid hatte viele Aufnahmen vom Weltraumzentrum gesehen. Die uralten, noch schwarz-weißen Bilder von Juri Gagarins erstem Flug in den Weltraum und die jüngeren, dreidimensionalen Filme mit den Kosmonauten und internationalen Raumfahrern, die zur ISS und später zur Mondbasis gestartet waren.
    Sie hatten ihm nur einen leichten Vorgeschmack darauf gegeben, was Baikonur ausmachte. Das Gelände war in allen Dimensionen gigantisch. Sid fühlte sich inmitten der Monumente der archaischen Raumfahrt und der modernen Schiffe wie in einem eigens für ihn gestalteten Wunderland.
    Baikonur nahm eine Fläche von weit über 8000 Quadratkilometern ein, mit einer Ausdehnung von 95 Kilometern von West nach Ost und 90 Kilometern von Süd nach Nord.
    Schon vor dem im letzten Sommer schlagartig eingeläuteten neuen Zeitalter war Baikonur das größte Kosmodrom der Welt gewesen. Größer als Kourou, das durch die ESA betrieben worden war, und die zur privaten Virgin Galactic gehörenden Spaceports in Kiruna und New Mexico. Und – was die Russen immer noch ärgerte – 70 Prozent größer als das wegen Grenzstreitigkeiten mit China nie komplett ausgebaute Kosmodrom Wostotschny, das die russische Abhängigkeit von Kasachstan hätte verringern sollen.
    »De Vivar! Träumst du schon wieder?«, fragte eine belustigt klingende Stimme in Sids Rücken.
    Er wandte sich lächelnd um. »Ist es nicht phantastisch hier?«
    Maurice S. Hollander zuckte mit den Schultern. »Es ist groß«, meinte er leichthin. »Aber den ganzen Schrott, der herumsteht, hätte man längst zu Alteisen machen können.«
    Sid runzelte die Stirn. »Hast du eine Ahnung, wie geschichtsträchtig der Ort ist? Es wäre Frevel, die alten Sojus-Raketen und ihre Abschussrampen zu verschrotten. Nur weil wir bald mit modernen Raumschiffen durch das All fliegen werden, heißt es nicht, dass man die Errungenschaften der Menschen einfach vergessen sollte. Die vielen Menschen, die an den Raumfahrtprogrammen gearbeitet haben, die Astronauten und Kosmonauten, die Geschichte geschrieben haben, die ihr Leben gegeben haben, um zu den Sternen zu reisen ...«
    »Jetzt mach mal einen Punkt!«, sagte Hollander schroff. »Vieles davon geschah während des Kalten Krieges, als die Russen uns am liebsten vom Angesicht der Erde getilgt hätten.«
    Sid seufzte. Er mochte seinen Bettnachbarn, seit sich dieser bei ihm vorgestellt hatte. Maurice S. Hollander war groß, athletisch, blauäugig, die dunkelblonden Haare millimeterkurz gestutzt – der typische All American Boy, wie man ihn aus Filmen und Podserien kannte. Und er hatte ein Charisma, das einen sofort für ihn vereinnahmte.
    Sid hatte schnell gemerkt, dass der Amerikaner einen anderen Blick auf die Weltgeschichte hatte als er. Solange sie nicht über Politik sprachen, hatten sie die Möglichkeit, Freunde zu werden.
    Vier Tage waren sie bereits in Baikonur. Bisher hatten sie einzig ein paar Fitness-Checks über sich ergehen lassen müssen und waren mit ihrer persönlichen Ausrüstung – Kleider, Lernpods und eine Übungswaffe – ausgerüstet worden. Daneben hatten sie die Gelegenheit gehabt, mit den Kadetten der Februar-Ausbildungseinheit das Gelände zu erkunden.
    Hollander schlug ihm jovial auf die Schulter. »Wir wollen uns nicht streiten, de Vivar. Komm, wir bringen den Übungsparcours nochmals hinter uns, bevor wir zur großen
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