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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen
Autoren: Marc A. Herren
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verpassen, nur weil du zu langsam ...«
    »Es geht nicht schneller, wenn du mich drängst!«
    Der Gefangene biss sich auf die Unterlippe. Er hatte den für McLangley und Edwardson geheiligten Mittwochabend vergessen, an dem sie die Spiele ihrer Fußballteams schauten.
    »Vier Minuten noch«, bestimmte der Aufseher. »Dann gehst du wieder zurück in dein Labor und musst halt mit der verstopften Schüssel vorliebnehmen!«
    »Okay, vier Minuten – aber nicht weniger!«
    Vor der Tür stieß McLangley ein ergebenes Seufzen aus und schlurfte davon.
    Der Gefangene wischte sich über die Stirn. Er konnte nur hoffen, dass die beiden Aufseher die Übertragung des Spiels bereits eingeschaltet hatten und sich in aller Ruhe die Mannschaftsaufstellungen zu Gemüte führten, bevor sie sich wieder um ihn kümmerten.
    Ein leises Schaben ließ ihn nach oben blicken.
    »Mark Vier!«, flüsterte er erleichtert. »Hat alles geklappt?«
    Die Ratte blinzelte zweimal. Sie drängte sich zwischen den Stäben des Lüftungsgitters hindurch und sprang auf seine ausgestreckte Hand.
    »Dann wollen wir mal sehen«, murmelte er.
    Aus der Uhr zog er ein einzelnes Glasfaserkabel und steckte es in die Ohrbuchse von Mark Vier. Auf dem kleinen Display der Uhr erschien eine Dateiliste. Mit heftig pochendem Herzen suchte er die aktuellste Videodatei und startete sie.
    Zuerst sah er nur sein eigenes Gesicht, dann die Gitterstäbe des Lüftungsschachts. Der Gefangene spulte vor, bis er den Gang erkannte, der aus dem Vorraum führte.
    Der Gefangene kniff die Augen zusammen. Es war ungewohnt, die Welt aus dem Blickwinkel einer Ratte wahrzunehmen.
    Mark Vier folgte dem Gang, bis er die Haupttür erreichte. Dann sah er sich aufmerksam um und kletterte an einer Leitung hoch, bis er am Kodeschloss der Tür angelangt war.
    Der Gefangene gönnte sich ein zufriedenes Lächeln. Wie er es erwartet hatte, benötigte dieses Schloss nur die richtige Verbindung von Funkimpuls und Zahlenkombination. Hätte sie mit einem biologischen Erkennungsmerkmal – Iris oder Fingerabdruck – gearbeitet, wäre es für ihn schwieriger geworden.
    Aber so ... Er kannte solche Schlösser, seit er gerade einmal neun Jahre alt gewesen war.
    Das wird ein Spaziergang werden, dachte er.
    Der Gefangene verstaute Mark Vier in seiner Kombination, erhob sich, klopfte dann laut gegen die Tür. »Hallo!«, rief er. »Ich bin fertig!«
    Eine halbe Minute dauerte es, bis er die schlurfenden Schritte hörte.
    »Na endlich«, hörte er das dumpfe Murmeln von McLangley.
    Der Gefangene wartete, bis der Aufseher die Tür aufgeschlossen hatte und auf die Klinke drückte. Dann riss er die Tür mit aller Kraft nach innen.
    McLangley flog mit maßlos überraschtem Gesicht auf ihn zu. Blitzschnell ergriff ihn der Gefangene an der Schulter und drückte ihn hinunter. Der Aufseher plumpste leise keuchend zwischen Schüssel und Wand.
    Der Gefangene griff nach McLangleys Transponder und riss ihn ruckartig vom Gürtel.
    »Was soll das?«, rief der Aufseher überrascht. »Hör auf mit dem ...«
    Der Gefangene richtete sich auf, drückte McLangleys Beine in die Kabine und schloss die Tür.
    »Mac?«, hörte er Edwardsons Stimme, während im Hintergrund irgendeine Fußballhymne von Tausenden Kehlen gegrölt wurde. »Ist was los?«
    Jetzt kam es auf jede Sekunde an. Der Gefangene spurtete den Gang hinunter, folgte dem Weg, den Mark Vier für ihn erkundet hatte.
    Hinter sich hörte er erneut den zweiten Aufseher.
    Er erreichte die Tür und presste den Transponder gegen den Sensor des Sicherheitsschlosses. Dann holte er Mark Vier heraus und setzte ihn auf das Kästchen.
    »Abrakadabra«, murmelte er, während sich das Robopet über die Sensoren an den Vorderpfoten mit dem Schloss verband.
    »Mac?«, erklang Edwardsons gedämpfte Stimme. »Verdammt, was ist geschehen?«
    Der Gefangene hielt die Luft an. Hatte er sich verschätzt? Waren die Sicherheitsvorkehrungen des äußeren Trakts doch aufwendiger, als er angenommen hatte?
    Dann leuchtete die grüne Diode auf, und die Tür öffnete sich mit einem leisen Knacken.
    »Freiheit, wir kommen!«, murmelte der Gefangene.
    Er drückte die Tür auf, fand eine Treppe vor sich und rannte hinauf. Sie endete vor einer weiteren Tür mit Sicherheitsschloss. Auch dieses knackte er nach wenigen Sekunden.
    Die Tür schwang auf ... und der Gefangene schloss geblendet die Augen. Halb blind trat er hinaus in das Sonnenlicht. Die Luft war trocken und warm, geradezu heiß. Der Gefangene
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