Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
Vom Netzwerk:
rein, das darf doch nicht wahr sein, denkt er sich. In der Küche tut sich nichts, die im Lokal haben anscheinend auch nichts gemerkt. Schwein gehabt.
    Und jetzt? Man glaubt es nicht, jetzt schaufelt der Zeno mit den Armen mengenweise Papier aus dem Container unter den Audi und … nein, lieber Gott, bitte nicht … und zündet es an. An vier oder fünf Stellen gleichzeitig züngeln die Flammen unter dem Auto hervor und breiten sich aus. Für eine Sekunde steht er da, der Zeno, vor den schnell heller werdenden Flammen, die Arme ausgebreitet wie ein leuchtendes Ausrufezeichen zu einem noch gar nicht gesagten Satz. Dann rennt, oder besser gesagt, humpelt er in rekordverdächtiger Zeit über die Kiesfläche, durch die Büsche und ist wenige Sekunden später schwer atmend beim Stocker.
    »Los, ungeordneter Abmarsch. Gleich ist hier was los.«
    Der Stocker, immer noch wie betäubt, schaut zu dem mittlerweile lichterloh brennenden Audi und dann zum Zeno hoch: »Sag mal, bist du jetzt voll bescheuert, oder was? Du kannst doch nicht einfach die Kiste abfackeln? Hallo?«
    »Reden können wir später. Ich hab meine Gründe, mehr als einen. Und Beweise. Einmal Bulle, immer Bulle, vertrau einfach meinen Instinkten. Los jetzt, aufwachen, Mutti. Und ab durch den Rhabarber.«
    Die beiden rennen durch das Unterholz und den Moorwald und hören weit hinter sich in der Dunkelheit Stimmen. Italienisch, laut, und alle schreien durcheinander. Stocker schwingt sich hinters Steuer seiner Wanderdüne, und in dem Moment kommt ein gelber Lichtschein durch die Baumstämme und man hört zwei, drei Explosionen. Nicht besonders laut, aber immerhin.
    »Da verglüht ein Teil eines Drogenlabors. Super. Wir sind Helden. Yes.« Der Zeno macht die Boris-Becker-Faust, und während der relativ schnellen Rückfahrt hört man von ihm nur: »Ja! Yes! Nicht mit uns. Hast du das gesehen? Hm? So macht man das. So. Yo, Mann.«
    Kurz vor Bernau kommt ihnen ein Feuerwehrwagen mit Blaulicht entgegen. Gleich darauf noch einer. Sogar mit Sirene zu dem Blaulicht.

Pizzeria ›Il Padrino‹, an der B 305, ungefähr zehn Minuten vorher
    Die letzten Gäste sind schon weg, und in der Gaststube ist nur noch die Notbeleuchtung an. Ein paar matte Lichter verbreiten diffuse Helligkeit in der Nähe der Küchentür. An einem Tisch in der Nähe der Theke sitzen Don Vito und seine beiden Söhne, außerdem Musona und seine Lebensgefährtin, eine übelgelaunte Mittvierzigerin aus Niederbayern. Aus der Gegend von Straubing, genau genommen.
    »Also ehrlich, Musona, ich sag es noch einmal: So einen Laden hab ich noch nie gesehen.« Anerkennend schaut sich Don Vito um. Das »Il Padrino« ist ein großer Raum im römischen Stil, mit sechs mächtigen Marmorsäulen in der Mitte. Mit Stuckdecken, und über jedem Tisch hängt ein goldener Leuchter mit zehn oder zwölf Lampen. Alles ist dann natürlich runtergedimmt, wenn Gäste da sind, und an den vier Wänden sind jeweils zwei riesige Flachbildschirme angebracht. Während der Öffnungszeiten laufen Szenen aus »Der Pate«, stumm und in Endlosschleife. Auf jedem Gerät sind andere Filmausschnitte zu sehen, und aus den verdeckt eingebauten Dutzenden von Deckenlautsprechern hört man dazu sizilianische Musik. »So was gibt’s nicht einmal bei uns in Palermo, und wir haben den ganzen Schwachsinn erfunden. In Farbe und mit echtem Blut.«
    Die Babett, Musonas LAP (Lebensabschnittspartnerin), verdreht genervt die Augen und sagt zu Don Vito: »Und morgen geht’s weiter, ja? Ich hab’s vergessen, wo wollt ihr gleich wieder hin? New Jersey? Wo ist denn das?«
    »Das? Das ist in der Nähe von New York, und da wohnt einer, den ich aus dem Fernsehen kenne. Tony Soprano. Mit seinem ganzen Clan. Gute Leute, das.« Don Vito nimmt einen Schluck von seinem Nero d’Avola, einem 2005er, und schnalzt genießerisch mit der Zunge. »Und für den Tony hab ich sechs Flaschen Grappa im Auto. Selbst gemacht und mit dreiundsiebzig Prozent Alkohol, der geht über die Zunge wie Dynamit und Trüffel. Außerdem meinen Lieblings-Rotwein-Dekanter. Das ist dummerweise ein deutsches Modell. Merkt aber keiner. Ein Riedel-Mamba, so heißt der. Sieht aus wie eine Schlange. Oder wie irgendwas aus einem Frankenstein-Labor. Unfassbar teuer, das Teil. Aber wenn man da einen guten sizilianischen Roten reingibt und den ein bisschen vor sich hin schnappen lässt, mamma mia , das ist dann, wie wenn man aus dem Ätna trinkt. Ecco , morgen in aller Frühe sollte unser Geld da sein,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher