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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)
Autoren: Peter Bergmann
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Pflanzen, bauen Dir keine Tempel, sie opfern Dir nicht und sie beten Dich nicht an. Indem Du uns für diese Dienste ausgesucht hast, hast Du uns eine einzigartige Stellung gegeben. Ein Recht, das wir mit niemandem teilen.
    Dieser Entwicklungsabschnitt ist geprägt von einer stark verzerrten Eigenwahrnehmung. Vorstellung und Realität klaffen weit auseinander. Viele Zivilisationen gehen daran zugrunde. Wenn sie nicht scheitern, entwickeln sie sich weiter. Irgendwann dämmert nämlich die Erkenntnis, dass die tief verwurzelte Egozentrik Illusion ist, ein Irrtum. Dass das Universum nicht auf die eigene Art zugeschnitten ist und keineswegs den alleinigen Zweck hat, ihr zu dienen. Dass die verehrten höheren Wesen keine exklusive Stellung gewähren und damit ihren Teil des Grundvertrags nicht einhalten. Dass Leben auch anderswo existieren könnte. Dass es möglicherweise sogar konkurrierende intelligente Arten geben könnte.
    Diese Einsicht führt zu schweren Erschütterungen des Selbstverständnisses. Im Entwicklungsbogen einer intelligenten Art stellt sie eine Krise dar, nur zu vergleichen mit jener, wenn es tatsächlich zum Kontakt mit fremden Intelligenzen kommt.
    Die Spezies der Schöpfer – den Namen wählten sie in ihrer Bescheidenheit selbst, so wie ihr euch Menschen nennt – unterschied sich zunächst nicht von anderen Intelligenten. Dann wich ihre Entwicklung plötzlich radikal vom Muster ab, vermutlich aufgrund einer Serie von Mutationssprüngen, die die Gesamtpopulation an den Rand des Untergangs brachte. Die Überlebenden entwickelten eine Art Hyperintelligenz, ein Vielfaches dessen, was im Durchschnitt im Zenit einer Spezies erreicht wird. Ihre Wissenschaft erlebte einen ungeahnten Höhenflug. Sie stellte fest, dass die Physik unseres Universums nicht irgendwann durch ein singuläres Ereignis – euren Urknall – quasi gestartet worden war, um fortan bis in alle Ewigkeit nach ehernen Gesetzen abzulaufen. Sie entdeckte, dass Physik etwas ist, das laufend bereitgestellt wird. Das, was die Welt im Innersten zusammen hält, ist kein starres Gesetz. Es ist ein ständiger Prozess, der dafür sorgt, dass die Quantenmechanik so funktioniert, wie sie es tut. Ein Prozess, der Phänomene erklärt. Etwa, warum ein Teilchen über den Zustand seines Zwillingsteilchens ohne Verzögerung informiert ist. Auch wenn es sich Lichtjahre vom Zwilling entfernt befindet und Information innerhalb des physikalischen Universums nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit verbreitet werden kann. Die Schöpfer begriffen, dass dieses Phänomen nicht mehr im Rahmen unserer Physik beheimatet und lösbar ist, sondern unmittelbar mit der Bereitstellung dieser Physik zu tun hat. Die Bereitstellung ist die Schnittstelle zwischen dem, was dem Beobachter im Universum als Zufall oder unbestimmbar erscheint – erscheinen muss – und der sozusagen anderen oder äußeren Seite der beobachtbaren Physik, in der ‚unser’ Zufall durchaus kein Zufall, sondern bestimmt und gewollt ist. Sie beschrieben diese Bereitstellung als Metaraum. Wobei ‚Raum’ natürlich nicht mit dem von euch sinnlich erfahrbaren Raum zu verwechseln ist.
    Der Metaraum ist demnach, jedenfalls soweit es das physikalische Universum betrifft, nichts Körperliches, nichts mit den Methoden der Physik Nachweisbares. Die Physik, die er zur Verfügung stellt, ist ein in sich geschlossenes System. Die Methoden dieser Physik müssten deshalb gleichsam über ihren Schatten springen, um aus sich selbst heraus den Metaraum zu beweisen. Das können sie nicht.
    Versteht ihr das?
    Ein wenig? Na gut. Sei’s drum.
    Eine große Leistung bestand darin, den Metaraum indirekt nachzuweisen. Die Schöpfer schafften das binnen einer Forschergeneration. Dann folgte ihr nächster, noch größerer Triumph: Sie lernten, sich lokale Freiräume von der Physik zu schaffen, indem sie den Metaraum – wiederum indirekt – manipulierten. Sie schufen Räume, die von der Bereitstellung der Physik ausgenommen waren. In denen die Naturgesetze keine Gültigkeit mehr hatten.
    Über Wesen und Natur des Metaraums entwickelten sich im Lauf der Zeit teils widerstreitende Lehrmeinungen. Aber dazu ein andermal.
    Das größte Problem der Schöpfer – welcher Richtung sie auch anhingen – war ihre geringe Zahl. Sie hatten die Fähigkeit, Naturgesetze zu umgehen und ihren Individuen quasi Unsterblichkeit zu verleihen. Sie konnten sich untereinander kreuzen und beliebig klonen. Dennoch steckten sie fest. Klone sind
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