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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)
Autoren: Peter Bergmann
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schwächer als Originale und die Kreuzungen brachten Rückschritt statt Fortschritt. Ihre Art drohte auszutrocknen. Also machten sie sich auf die Suche nach frischen Quellen für ihr Genom. Und weil Wettbewerb ein Grundprinzip des Lebens ist, bekämpfen sich ihre verschiedenen Lager dabei auf das Erbittertste.
    Intelligentes Leben benötigt Millionen von Jahren, um sich zu entwickeln. So viel Zeit haben nicht einmal die Schöpfer. Ihr Ziel ist es daher, aus der immensen Vielzahl von Planeten, die Leben auf sich tragen, jene heraus zu filtern, auf denen sich bereits Intelligenz entwickelt hat. Das ist nicht so einfach. In eurem technischen Entwicklungsstadium seid ihr nicht schwer zu finden. Ihr beleuchtet die Erde in der Nacht und strahlt Massen von Signalen ins All. Aber denkt nur zwei-, dreihundert Jahre zurück. Keine Elektrizität, kein Funk, ein stummer Planet. Auch gebärden sich bei weitem nicht alle Zivilisationen so exhibitionistisch wie die eure. Manche entwickeln sich im Einklang mit ihrer Umgebung, manche unter Wasser oder unterirdisch, manche bilden kleine Oasen in riesigen Meeren unberührter Vegetation.
Um es kurz zu machen: Die Schöpfer haben ein System erdacht, das die Wahrscheinlichkeit von Intelligenz- und Zivilisationsentwicklung berechnet. Damit werden seit Tausenden Jahren alle in Frage kommenden Planeten geprüft. Angesichts der schieren Menge ist es eine Methode, der vieles entgeht. Doch bislang gibt es keine bessere Alternative. Auf diese Weise seid auch ihr vor langer Zeit ins Netz gegangen – oder sagen wir es höflicher: entdeckt worden.
Dieses langfristige Programm belastet die personellen Ressourcen der Schöpfer kaum, aber es führt potenzielle Ressourcen wie die Menschheit einer geordneten Nutzung zu. Die Vorgangsweise erfolgt in Etappen. Erstes Zwischenziel ist es, durch vielfältige kulturelle Förderung eine ausreichende Menge an Basisintelligenz zu schaffen. Aus diesem Pool wird dann durch Zucht, Kreuzung mit anderen intelligenten Arten und gewisse medizinische Eingriffe eine möglichst große Anzahl an Hochintelligenten gewonnen. Die werden wiederum in verschiedenen Programmen weiter entwickelt. Ihr könnt euch nicht vorstellen – und das meine ich wortwörtlich – mit welchen Schwierigkeiten diese Forschung zu kämpfen hat und welche Wesen dabei gelegentlich entstehen. Nur so viel: Die Ausschussquote ist erschreckend hoch. Man kann Planeten damit füllen, was zu Beobachtungszwecken auch regelmäßig geschieht. Aber das weist – was euch betrifft – viel zu weit in die Zukunft. Wir befinden uns hier noch mitten in der ersten, sozusagen der gemütlichen Etappe. Wenngleich unser Projekt wegen eurer biochemischen Ähnlichkeit mit den Schöpfern erhöhte Aufmerksamkeit genießt. Falls es nämlich einmal gelingen sollte, aus eurem Pool Hochintelligente zu gewinnen, wäre diese Ähnlichkeit für weitere Kreuzungen natürlich von unschätzbarem Vorteil. Nicht gerade in ästhetischer Hinsicht, wenn ihr mich fragt, aber unbedingt bezüglich der genetischen und medizinischen Voraussetzungen.
    Was ich damit zu tun habe? Ich bin nicht Teil des Universums, wie ihr mittlerweile wisst, aber ich kann hier auftreten und handeln als das Werkzeug meiner Erbauer. Ich habe einen Auftrag, in dem Jahrhunderte nicht mehr zählen als für euch Wochen. Eure Zeit nagt nicht an mir. Nichts nagt an mir, außer vielleicht...
    Vor 270 Jahren habe ich mich selbst in diesem Keller eingemauert. Ganz in der Nähe von ihm , von meinem Partner, für den ich Wächter bin. Ein besonderer Wächter, denn ich verhindere nichts. Ich bin nur in der Nähe und warte und helfe ihm . Der Partner soll wandern, wirken, dann ruht er wieder, manchmal kürzer, manchmal länger. 270 Jahre sind nicht lang.
    Wesen wie wir führen die Basisarbeit durch. Die Pflege und Förderung des zarten Pflänzchens. Wir treten immer paarweise auf. Einer in der Gestalt der Angehörigen der lokalen Intelligenz – aber natürlich ungleich besser ausgestattet – der andere als planende, strategische Instanz mit noch viel weiter reichenden Mitteln und Fähigkeiten. Kein originärer Schöpfer, doch häufig ein Klon auf biomechanischer Basis. Auch wenn viele Jahrhunderte ohne sichtbare Aktion vergehen sollten, er ist stets auf der Suche nach dem geeigneten Individuum oder dem richtigen Zeitpunkt, um eine Entwicklung anzustoßen. Das geht nicht immer gut, wie ich zugeben muss – jedes intelligente Wesen enthält überraschende Unbekannte. Und beim
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