Charlie + Leo

seinem Auto Sturm hupt und Marie sie von mir wegzieht.
    »Sehen wir uns morgen?«, rufe ich ihr hinterher.
    »Klar!« ruft sie zurück. »Ich mail dir!«
    Ingo tritt neben mich. Wir schauen den beiden noch nach, bis sie eingestiegen sind und das Auto außer Sichtweite ist.
    Ich vermisse sie jetzt schon. Ihre Nähe, ihre Stimme, ihre Hände, ihre wundervoll weichen Lippen. Aber das ist kein Vermissen, das wehtut. Im Gegenteil. So sehr habe ich mich noch nie darüber gefreut, etwas vermissen zu dürfen. Du bist verdammt noch mal der glücklichste Junge der Welt, Charlie Braun.
    »Bist du nicht«, sagt Ingo. »Das bin eindeutig ich.«
    »Wie bitte?«, frage ich und starre ihn verwundert an. »Ich hab doch gar nichts gesagt.«
    »Klar hast du was gesagt, Alder!«, erwidert Ingo. »Willst du mich verarschen? Ich hab’s doch deutlich gehört.«
    »Was soll ich denn gesagt haben?«, will ich wissen.
    »Du hast gesagt, du bist der glücklichste Junge auf der Welt«, antwortet er.
    »Das hab ich überhaupt nicht gesagt«, erwidere ich. »Stimmt aber.«
    »Kann gar nicht stimmen, weil ich das nämlich bin.«
    »Bist du nicht. Ich bin schon viel länger in Leo verliebt als du in Marie.«
    »Na gut, dann bin ich eben der zweitglücklichste.«
    »Sag ich doch.«

14

    Das bin ich. Charlie Braun. Es ist viel passiert in letzter Zeit. Und wenn ich mich heute selbst zeichne, kommt das dabei heraus. Weil es genau das ist, was Leo sieht.
    ENDE

Epilog











Der Autor über sich selbst

    Ich wurde 1966 in Frankfurt am Main geboren. Als Schüler war ich nicht besonders fleißig, aber sehr beliebt. Eine Schule mochte mich sogar dermaßen gern, dass sie mich gleich dreimal die achte Klasse besuchen ließ, ohne jeden Aufpreis. Eine andere mochte mich anfangs auch gut leiden und schenkte mir ein zweites Jahr für die elfte Klasse, aber zwei Jahre später waren die Lehrer dann unerklärlicherweise so böse mit mir, dass sie mich mithilfe eines gemeinen Tricks, genannt Abitur, von einem Tag auf den anderen einfach rauswarfen. Das Gefühl dieser tragischen und unerwarteten Ablehnung verarbeitete ich später in meinem Erstlingswerk „Der Junge Sonnenschein“.
    Ursprünglich eine Karriere als Rockstar fest im Blick, musste ich als passionierter Schlagzeuger nach mehreren erfolglosen Versuchen mit verschiedenen Bands einsehen, dass mir diese Art von Ruhm verwehrt bleiben würde. Als mittlerweile eingeschriebener und weiterhin nicht besonders fleißiger Student für Anglistik, Amerikanistik und Germanistik hatte ich sehr viel Zeit, mit der ich nichts anzufangen wusste, bis eines Tages eine Muse in mein Leben trat und mich zum Schreiben meines bereits erwähnten Erstlings inspiriert e – der Anfang einer (hoffentlich) beispiellosen Schriftstellerkarriere mit Ruhm und Reichtum und Denkmälern bis zum Abwinken.
    Wer mit mir in Kontakt treten, mich beschimpfen oder (besser noch) in den Himmel loben möchte, kann sich gern auf meiner Website austoben.
    Unter www.jochentill.de gibt es außerdem jede Menge News, Informationen über mich und vieles, vieles mehr.