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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo
Autoren: Jochen Till
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jetzt ja wohl nicht! Ingo findet Marie gut? Nein, kann nicht sein, das muss ich falsch verstanden haben.
    »Du meinst jetzt aber nicht das Mädchen, das da oben eben die Rede gehalten hat, oder?«, hake ich nach.
    »Wen denn sonst?«, sagt er wie in Trance. »Hast du gehört, wie sie spricht? Da s … das klingt wie der krass geilste Rap, den ich je gehört habe.«
    Okay, er meint tatsächlich Marie.
    »Ja, abe r …«, sage ich fassungslos. »Sie hat doch gar kein e … Ich meine, ihr Hintern ist doch gar nicht dic k … un d … und große Möpse hat sie auch nicht gerade. Ich dachte, das wären wesentliche Grundvoraussetzungen für dich, um ein Mädchen gut zu finden?«
    »Vergiss es«, sagt er. »Wenn du so einer Göttin gegenüberstehst, sind Hintern und Möpse nicht wichtig. Kennst du sie? Weißt du, wie sie heißt?«
    »Klar«, sage ich. »Das ist Marie, sie ist in meiner Klasse. Hab ich dir doch schon von erzählt. Das ständig panische Mädchen mit der Tüte.«
    » Das ist Marie?«, sagt er und boxt mir kräftig auf den Arm. »Du bist mir vielleicht ein toller Freund! Warum zur Hölle hast du mir nie erzählt, dass sie so sensationell aussieht?!«
    »Na wei l …«, suche ich nach einer plausiblen Erklärung. »Wei l … ich hätte doch nie gedacht, dass du sie so toll finden könntest.«
    »Was ist das hier, eine Blindenschule?«, sagt er aufbrausend. »Wie kann man denn diese sensationelle Schönheit nicht toll finden?!«
    »Keine Ahnung«, sage ich und zucke mit den Schultern. »Ist eben so. Du findest Leo ja auch nicht toll und für mich ist sie das schönste Mädchen der Welt.«
    »Stimmt, da ist was dran«, sagt Ingo und kratzt sich nachdenklich am Kopf. »Ist ja auch egal. Viel wichtiger ist: Kannst du mich ihr vorstellen? Und zwar jetzt gleich?«
    »Ach so ist das«, sage ich und grinse ihn an. »Ich hab gedacht, du wärst hier, um mir zu helfen, nicht umgekehrt.«
    »Ach komm, bitte!«, quengelt er. »Klar helf ich dir! Aber du musst mich ihr vorstellen! Bitte, bitte!«
    »Komisch«, sage ich, um ihn ein bisschen zappeln zu lassen. »Mein Hals ist irgendwie auf einmal so trocken. Wenn das so weitergeht, kriege ich bestimmt keinen Ton raus, wenn ich Leo ansprechen will. Oder Marie, um dich vorzustellen.«
    »Kein Problem!«, erwidert Ingo aufgeregt. »Du brauchst was zu trinken! Ich hol dir was zu trinken! Was willst du trinken?«
    »Ich glaube, eine Cola wäre gut«, krächze ich gespielt.
    »Okay, Cola, kommt sofort!«, sagt Ingo.
    Er verschwindet durch die Menge in Richtung Getränkestand am anderen Ende der Halle. Dieser Verrückte. Ausgerechnet Marie. Da muss man erst mal draufkommen. Aber so ist das offenbar, wenn man sich verlieb t – man kann es sich nicht aussuchen, es passiert einfach. War ja bei mir auch nicht anders. Was mich wieder daran erinnert, weshalb ich heute eigentlich hier bin. Ich wünschte, ich hätte auch jemanden, der mich Leo einfach so vorstellen könnte.
    Wo ist sie überhaupt? Mein Blick schweift zur Bühne, wo ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Nein, die Bühne ist leer, da ist niemand. Aber da hinten, ja, das müsste sie sein, die roten Haare sind unverkennbar.
    Sie steht neben einem Mönch mit einer riesigen Kapuze etwas abseits der Bühne. Sie sieht gelangweilt aus. Oder wartend? Worauf wartet sie denn? Oh, natürlich, klar, auf mich, wir sind ja sozusagen verabredet.
    Hey, was wird das denn jetzt? Dieser blöde Mönch quatscht sie an! Ja, spinnt der denn?! Das ist meine Leo, die hat der gefälligst nicht einfach so anz u … Oh, fuck! Was, wenn sie jetzt denkt, er ist der Farblose Ritter? Ich meine, wir haben ja nichts Bestimmtes ausgemacht, keine Uhrzeit oder irgendein Erkennungsmerkmal!
    Na, super, jetzt kommen noch zwei Mönche dazu. Moment mal, da stimmt doch was nicht. Dieser zweite Mönch hat in Brusthöhe zwei auffällige Beulen unter seiner Kutte. Ein weiblicher Mönch? Welches Mädchen verkleidet sich denn freiwillig als Mönch? Es sei denn, es will nicht als Mädchen erkann t … Oh, fuck! Ich fürchte, ich weiß, wer diese drei Kuttenträger sind! Das ist keine Konkurrenz, das sind die drei bösen Prinzessinnen! Und sie nehmen Leo gerade in die Zange und zerren sie zum Seiteneingang! Scheiße, was mache ich denn jetzt? Ich schaue mich hektisch nach einem Lehrer um, keiner in Sicht. Was ist mit Ingo? Der steht immer noch am Getränkestand. Keine Zeit, ihn zu holen. Wer weiß, was die mit Leo vorhaben. Nichts Gutes auf jeden Fall. Ich muss hinterher, und
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