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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo
Autoren: Jochen Till
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natürlich auch.
    »Alder!«, ruft Ingo erfreut, als er mich sieht. »Da bist du ja! Ich hab dich die ganze Zeit gesucht!«
    »Ach, echt?«, frage ich grinsend. »Wo denn? In ihrem Mund?«
    Marie wird ein bisschen rot, greift aber nicht zur Tüte.
    Jetzt erst sieht Ingo Leo und unsere Hände.
    »Mann, krass, Alder!«, ruft er begeistert. »Du hast dir deine Emo-Braut geschnappt! Wie geil ist das denn?!«
    Er fällt mir um den Hals und drückt mich fest. Dann streckt er Leo seine Hand entgegen.
    »Hi!«, sagt er. »Ich bi n …«
    »Warte!«, unterbricht ihn Leo. »Lass mich raten. Du bist der Freiherr Hiphardt von und zu Hoppenbach?«
    »Stimmt genau«, antwortet Ingo und zwinkert ihr zu. »Aber du darfst mich ruhig Ingo nennen.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Ingo«, sagt Leo und schüttelt seine Hand. »Wenn du mich allerdings noch mal als Emo bezeichnest, muss ich dich leider töten. Ich hasse diese Heulsusen.«
    Was, wie jetzt? Sie ist gar kein Emo? Das kommt davon, wenn man auf andere Leute hört. Aber okay, dann kann ich mir ja jetzt auch das Googeln sparen.
    »Und schon bist du mir gleich noch sympathischer«, sagt Ingo.
    Marie niest dreimal sehr laut hintereinander.
    »Oje«, schnieft sie. »Hoffentlich bin ic h … nicht allergisc h … gegen Verliebtsein.«
    Leo und ich lachen. Ingo schnappt sich Marie, drückt sie an sich, hebt sie hoch und wirbelt sie wild im Kreis herum.
    »Hast du das gehört, Alder?«, ruft er mir zu. »Sie ist in mich verliebt! Und ich in sie! Krass, oder?!«
    Ja, allerdings, krass.
    »Ingo, hör auf!«, schreit Marie lachend. »Gegen schnelle Bewegungen im Kreis bin ich auf jeden Fall allergisch!«
    »Macht doch nichts!«, ruft Ingo. »Wozu hast du denn schließlich deine Kotztüte dabei!«
    Die beiden lachen und drehen sich weiter ausgelassen im Kreis. Leo und ich sehen uns an, sie lächelt. Ein neues Lied fängt an. Ich stelle mich vor sie und vollführe immer noch ihre Hand haltend einen Knicks.
    »Verehrte Prinzessin«, sage ich. »Würdet Ihr einem einfachen, Farblosen Ritter die Ehre und das große Vergnügen erweisen, ihm den nächsten Tanz zu schenken?«
    »Die Ehre ist ganz meinerseits, verehrter Ritter«, sagt sie.
    Und dann tanzen wir. Auch wenn ich immer dachte, ich kann gar nicht tanzen. Vielleicht kann ich es auch wirklich nicht, egal. Solange Leo dabei ist, könnte ich den Rest meines Lebens vertanzen.
    Leider dauert es nicht ganz so lang, es ist kurz vor zehn, als Marie sagt, sie wird gleich abgeholt, und Leo sich entschließt mitzufahren, da sie nur zwei Straßen weiter wohnt.
    Für Ingo und mich gibt es daraufhin keinen Grund, noch länger zu bleiben, also begleiten wir die beiden nach draußen. An den Fahrradständern angekommen bleiben Ingo und Marie stehen und küssen sich. Leo und ich laufen anstandshalber ein paar Schritte weiter, dann bleiben wir ebenfalls stehen.
    »Und?«, fragt sie und lächelt mich an. »War das jetzt so schlimm, Charlie Braun?«
    »Schlimm?«, erwidere ich verwundert. »Wieso denn schlimm?«
    »Na, weil du doch so eine Angst davor hattest, dich mit mir zu treffen.«
    »Ach so. Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Ob es für dich schlimm war. Nur davor hatte ich eigentlich Angst.«
    »Verstehe. Weil du denkst, du bist hässlich.«
    »Genau.«
    »Du behauptest also allen Ernstes, ich hätte einen Scheißgeschmack?«
    »Was? Nein, natürlich nicht. Wann habe ich denn das behauptet?«
    Sie nimmt meinen Kopf zwischen ihre Hände, zieht ihn zu sich heran und küsst mich tief und lang auf die Lippen.
    »Eben gerade«, sagt sie, als sie sich wieder von mir löst. »Wenn du so hässlich bist und ich dich trotzdem küsse, bedeutet das ja wohl, dass ich einen Scheißgeschmack habe. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie küsst mich noch mal.
    »Also sag bitte nie wieder, dass du hässlich bist«, sagt sie bestimmt. »Wag noch nicht mal, es zu denken, sonst kriegst du echt Ärger mit mir. Ich bin nämlich allgemein dafür bekannt, dass ich einen ganz ausgezeichneten Geschmack habe. Und nur weil du keine Ahnung davon hast, wer hässlich ist und wer nicht, lass ich mir von dir auf keinen Fall meinen guten Ruf verderben. Kapiert?«
    Sie küsst mich noch mal.
    »Ob du das kapiert hast, will ich wissen?!«, fragt sie und funkelt mich dabei böse an.
    Da ist es wieder, mein schönstes, schlechtgelauntestes Mädchen der Welt.
    »Zu Befehl, Euer Hoheit«, sage ich und dann küsse ich sie und wir hören erst wieder auf, uns zu küssen, als Maries Vater in
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