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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo
Autoren: Jochen Till
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Schlampe!«, kreischt Antoinette zurück und beißt Viola in den Arm.
    »Wegen euch hab ich Hausarrest!«, schreit Viola und sprüht Nicoles Haare schwarz an.
    Was mache ich denn jetzt? Einfach abhauen wie Leo? Wird wohl das Klügste sein, bevor sie feststellen, dass ich noch da bin und sie sich gemeinsam auf mich stürzen.
    Ich will mich gerade umdrehen und gehen, als plötzlich jemand an mir vorbeirauscht. Oh, das ist ja Billwerder! Wo kommt der denn auf einmal her?
    »Sofort auseinander!«, brüllt er die Mädels an. »Ihr seid wohl von allen guten Geistern verlassen!«
    Die Mädels ignorieren ihn und machen einfach weiter.
    »Hört ihr nicht?!«, brüllt Billwerder sie an. »Auseinander hab ich gesagt!«
    Er greift in den Haufen, erwischt einen Arm und zieht das dazugehörige Mädchen kräftig nach oben. Es ist Nicole, die sich keifend und strampelnd wehrt.
    »Das ist alles ihre Schuld!«, schreit sie und zeigt auf Antoinette. »Ich hab überhaupt nichts gemacht!«
    Billwerder schiebt sie ein Stück zur Seite und zieht Antoinette unsanft auf die Beine. Viola steht schnell von allein auf. Billwerder reiht die drei nebeneinander an der Wand vor sich auf. Sie sehen total zerzaust aus, ihre Mönchskutten sind teilweise zerrissen und schwarz gesprenkelt, die Haare stehen zu allen möglichen Seiten ab und sind schwarz gescheckt, die Gesichter teilweise auch. Das sind mit Sicherheit die abgefucktesten Möchtegern-Prinzessinnen, die ich je gesehen habe.
    »Ist bei dir alles in Ordnung?«, wendet sich Billwerder kurz an mich.
    »Ja, kein Problem, alles okay«, antworte ich.
    Dann dreht er sich wieder zu den Mädels.
    »Was euch betrifft, fehlen mir gerade einfach die Worte«, brummt er sie an. »Aber vielleicht fallen euren Eltern ja ein paar passende Worte zu dieser unsagbar dummen Aktion ein. Los, Abmarsch, in mein Büro!«
    Die Mädels setzen sich mit gesenkten Köpfen langsam schlurfend in Bewegung, Billwerder folgt ihnen.
    »Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast«, höre ich ihn sagen, als er bereits hinter mir ist.
    Wie bitte? Was habe ich? Ich drehe mich um. Oh. Ein paar Schritte von mir entfernt steht Leo. Sie ist also nicht einfach abgehauen, sondern hat Billwerder geholt.
    Jetzt steht sie da und sie ist wie immer atemberaubend schön und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt und meine Kehle sich zuschnürt. Wollte ich nicht den perfekten Zeitpunkt abwarten, um mich ihr zu erkennen zu geben? Perfekter wird’s, glaube ich, nicht.
    »Alles okay bei dir?«, fragt sie und kommt einen Schritt näher.
    Ich nicke. Mehr kriege ich nicht zustande.
    »Du hast mir den Arsch gerettet«, sagt sie und kommt noch einen Schritt näher. »Was für ein Glück, das du vorbeigekommen bist.«
    Und noch ein Schritt. Sie steht jetzt nur noch ungefähr drei Meter von mir entfernt.
    »Was hast du eigentlich hier hinten gemacht?«, fragt sie und schaut mir direkt in die Augen. »Ich meine, hier ist ja eigentlich nichts. Die Party findet da drinnen statt.«
    Sag es ihr, Charlie Brown! Du bist ihr Farbloser Ritter, Charlie Brown!
    Ich schaffe es nicht, ihrem Blick standzuhalten und schaue verlegen auf den Boden.
    »Ach, ic h … äh m …«, fange ich an zu stammeln. »Das wa r … Ich hab nur gedach t … Ich war irgendwie der Meinung, dass es hier hinte n … eine Toilette gib t … Aber da hab ich mich wohl geirrt.«
    Du bist ein Vollidiot, Charlie Brown! Ein Riesenvollidiot, Charlie Brown! Ja, das weiß ich doch! Ich wollte ja eigentlich auch etwas anderes sagen! Aber das kam irgendwie nicht aus meinem Mund.
    »Aha«, sagt Leo und kommt noch einen Schritt näher. »So war das also. Du hast nur eine Toilette gesucht, Charlie.«
    Ich nicke wieder.
    »Du heißt doch Charlie, oder?«, fragt sie.
    Nicken.
    »Und dein Nachname?«, fragt sie weiter. »Diese fiese Kuh hat ihn vorhin, glaube ich, gesagt, aber ich habe es wieder vergessen. Würdest du ihn mir bitte noch mal sagen, damit ich auch genau weiß, wer mich rein zufällig gerettet hat?«
    »Braun«, sage ich leise.
    »Braun?«, wiederholt sie und macht noch einen Schritt vorwärts. »Du heißt also Charlie Braun?«
    Sie hebt ihre Hand, fährt ihren Zeigefinger aus und deutet damit auf meinen Bauch.
    »So wie der Typ da auf deinem T-Shirt?«, fragt sie. »Das ist doch Charlie Brown, oder? Von den Peanuts ? Eine amerikanische Erdnussfamilie, die es nur gezeichnet gibt?«
    Sie weiß, wer du bist, Charlie Brown! Ja, das habe ich auch gerade gemerkt! Aber das macht es nicht
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