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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo
Autoren: Jochen Till
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Wieso bin ich nicht einfach zu Hause geblieben? Dann wäre jetzt noch alles okay und dies wäre nicht der schlimmste Abend meines Lebens. Kopf hoch, Charlie Brown. Alles wird wieder gut, Cha r … Ach, halt doch die Klappe, verfluchte Scheiße noch mal!
    Mein Kopf sinkt nach unten. Was gibt es dazu noch zu sagen? Nichts. Mir bleibt nur ein stiller Abgang. Ich bewege mich einen Schritt rückwärts. Plötzlich greift sie nach meiner Hand und hält sie fest. Ein warmer Schauer durchflutet jede Zelle in meinem Körper.
    »Der Farblose Ritter ist wie Charlie Brown«, sagt sie. »Es gibt ihn nur gezeichnet. Deswegen interessiert es mich auch nicht, wie er mich findet. Es würde mich aber sehr interessieren, wie du mich findest, Charlie Braun.«
    Also wenn sie so weitermacht, falle ich echt noch tot um. Mein Herz hat gerade von null auf tausend in einer Millisekunde beschleunigt.
    »Wie ich dich finde?«, wiederhole ich, um Zeit für eine gute Antwort zu gewinnen. »Also ich finde, das s … dass der Farblose Ritter maßlos untertrieben hat. Du bist nämlich nicht nur das wunderschönste und liebenswerteste Mädchen auf der Welt, sondern du bist auch noch das fieseste. Sonst würdest du mich nämlich hier nicht so schrecklich zappeln lassen und hin und her durch die Hölle schicken, obwohl du genau weißt, wie schwer mir das alles fällt.«
    Ich hebe meinen Kopf und grinse sie breit an. Sie grinst ebenso breit zurück.
    »Sorry«, sagt sie verschmitzt. »Aber das hattest du verdient. Hast mich ja schließlich auch ewig zappeln lassen.«
    »Stimmt auch wieder«, muss ich ihr zustimmen.
    Sie sagt nichts mehr. Ich auch nicht. Wir stehen einfach nur da, lächelnd, meine Hand immer noch in ihrer, und das fühlt sich verdammt gut an. Müsste jetzt nicht eigentlich der große Kuss kommen? Ich meine, ich habe ihr gesagt, wie ich sie finde, und sie ist nicht schreiend weggerannt, sondern steht immer noch vor mir und hält meine Hand. Das hat doch etwas zu bedeuten, oder? Küss sie, Charlie Braun. Was, ich? Soll ich wirklich? Ja, küss sie, Charlie Braun! Okay, mach ich!
    Ich will gerade ansetzen, das zu tun, wovon ich die ganze Woche geträumt habe, als sie sich plötzlich umdreht und mich an der Hand sanft hinter sich herzieht.
    »Komm, lass uns reingehen«, sagt sie. »Ich habe Durst.«
    Ja, abe r … aber was ist denn jetzt mit dem Kuss?
    Sie zieht mich weiter hinter sich her, öffnet die Tür und wir betreten zusammen die Halle, in der allerhand Trubel herrscht. Die meisten Leute tanzen, ein paar Jungs vollführen irgendwelche Ritterspiele.
    Ich folge Leo an den Getränkestand, wo wir uns beide eine Cola kaufen. Danach zieht sie mich an den Rand der Tanzfläche und wir beobachten schweigend die nicht sehr mittelalterlich tanzende Menge.
    Ich kann es irgendwie immer noch nicht fassen. Okay, es gab keinen Kuss. Aber ich glaube, dass sich niemand vorstellen kann, wie glücklich und stolz ich darauf bin, hier Hand in Hand neben Leo zu stehen, das ist sensationell. Ich lächle sie an, sie lächelt zurück und drückt leicht meine Hand.
    »Guck mal«, sagt sie und nickt auf ein Pärchen, das aus einem wild zuckenden Zauberer und einer seltsam auf und ab hüpfenden Hexe besteht. »Die haben sich wahrscheinlich gegenseitig verflucht.«
    »Ja, sieht so aus«, sage ich lachend und nicke auf ein anderes Pärchen, das eng umschlungen mitten auf der Tanzfläche steht, sich aber kein bisschen bewegt. »Und die beiden da sind schon vor einer halben Stunde eingeschlafen.«
    Moment mal. Die linke Hälfte dieser beiden Schlafmützen kommt mir irgendwie bekannt vor. Tatsache, das ist j a …

    »Marie!«, sagt Leo erstaunt und zeigt auf das bewegungslose Pärchen. »Das ist Marie!«
    Was? Ich meinte eigentlich Ingo, den ich zugegebenermaßen völlig vergessen hatte. Aber Leo hat Recht. Die andere Hälfte dieses Pärchens ist tatsächlich Marie! Na, das ist ja ein Ding! Offensichtlich muss ich die beiden einander nicht mehr vorstellen, das haben sie schon selbst erledig t – und anscheinend sehr gründlich.
    Ich ziehe Leo hinter mir her. Neben Marie und Ingo angekommen, stellen wir fest, dass die zwei am Kopf zusammengewachsen sind. Wir sind Zeuge einer sehr wilden Knutscherei. Und ich muss zugeben, dass mich das sehr neidisch macht.
    Ich tippe Ingo von hinten auf die Schulter. Er reagiert nicht. Ich tippe noch mal etwas kräftiger. Keine Reaktion. Leo zwickt Marie in den Hintern, sie quiekt laut auf und löst sich von Ingo. Okay, so geht’s
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