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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo
Autoren: Jochen Till
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hoffentlich, was ein Barde ist?«
    Klar weiß ich das. Ein Barde ist jemand, der sehr falsch singt und deswegen ständig auf die Schnauze kriegt und nicht am großen Schlussbankett teilnehmen darf. Zumindest ist das bei Troubadix, dem Barden des gallischen Dorfes in Asterix, immer so. Aber ich bin mal gespannt, was für eine Erklärung Ingo mir liefert, also zucke ich unwissend mit den Schultern.
    »Mann, Alder, du weißt aber auch gar nichts!«, sagt er. »Die Barden, das waren die Hopper des Mittelalters. Quasi die ersten Hopper überhaupt. Die sind kreuz und quer mit ihrer Laute durchs Land gezogen und haben den Leuten Geschichten vorgerappt, immer einen coolen Reim auf den Lippen.«
    »Aha«, sage ich und muss immer noch kichern.
    »Das war echt so!«, protestiert Ingo. »Und außerdem: Was sollst du denn mittelaltermäßig darstellen?«
    Stimmt, berechtigte Frage. Und die wird heute Abend mit Sicherheit öfter kommen. Aber ich habe mir bereits eine Antwort darauf ausgedacht.
    »Na, das ist ja wohl mal sonnenklar!«, äffe ich Ingo nach. »Ich bin ein Besucher aus der Zukunft, der sich mit seiner Zeitmaschine ins Mittelalter verirrt hat.«
    »Ja, genau!«, sagt Ingo und muss lachen. »Erzählst du das auch deiner Emo-Braut?«
    Lieber nicht, sonst erklärt sie mich gleich für verrückt.
    »Du hast ihr doch hoffentlich eine Mail geschrieben?«, fragt Ingo mit skeptischem Blick.
    Ich nicke.
    »Und wie hat sie darauf reagiert?«, will Ingo wissen.
    »Ich zeig’s dir«, sage ich und gehe zum Computer.
    Ingo folgt mir, und ich öffne Leos letzte Mail, die ich heute nach der Schule gekriegt habe.
    Von: [email protected]
An: [email protected]
Betreff: AW:AW:AW:AW:AW:AW:AW:AW:AW: das große ritter-rätsel

:-)))))))
    »Na also!«, sagt Ingo und klopft mir auf die Schulter. »Sie freut sich, ist doch super!«
    »Na ja«, sage ich. »Mal abwarten, ob sie sich immer noch freut, wenn sie weiß, wer ich bin.«
    »Pssst, Alder!«, zischt Ingo verschwörerisch und legt einen Zeigefinger auf die Lippen. »Hast du’s noch nicht gehört? Pessimismus ist heute Abend absolut verboten. Dafür kannst du gehängt werden.«
    »Blödmann«, sage ich lachend und boxe ihm auf den Arm. »Komm, lass uns abhauen.«
    Wir gehen in den Flur, wo ich meine Jacke von der Garderobe nehme und anziehe. Mein Vater kommt aus seinem Zimmer.
    »Na, alles klar bei euch, Jungs?«, fragt er. »Geht’s jetzt los?«
    »Ja«, sage ich und Ingo nickt.
    Ich stelle mich vor den Spiegel an der Garderobe und werfe einen skeptischen Blick auf mein ungeliebtes Ebenbild. Nein, das ist wirklich kein Anblick, in den sich eine Prinzessin verlieben wird.
    »Und?«, frage ich seufzend. »Wie sehe ich aus?«
    »Weltklasse!«, sagt Ingo.
    »Lügner«, erwidere ich trocken.
    »Nee, echt jetzt!«, sagt Ingo. »Das ist mein voller Ernst! Du siehst krass gut aus heute!«
    »Er hat Recht«, sagt mein Vater. »Du sieht aus wie ein Junge, der heute Abend das Herz eines rothaarigen Mädchens im Sturm erobern wird.«
    »Oder seins für immer in die Tonne werfen kann«, füge ich seufzend hinzu.
    »Hey, schon vergessen?«, sagt Ingo und legt seine Hände um meinen Hals, als wolle er mich erwürgen. »Pessimismus verboten!«
    »Okay, okay!«, erwidere ich lachend und befreie mich aus seinem Griff. »Ich hab’s ja kapiert. Können wir dann los?«
    Wir bewegen uns auf die Tür zu.
    »Viel Spaß, Jungs!«, sagt mein Vater. »Und ich drücke dir ganz fest die Daumen, Charlie.«
    »Danke!«, rufe ich ihm noch zu, kurz bevor wir die Tür hinter uns schließen.
    Wir laufen zusammen die Treppen hinunter und ich muss erneut feststellen, wie lustig Ingo mit seinem Kartoffelsack aussieht.
    »Sag mal«, wende ich mich an ihn. »Kannst du in dem Aufzug überhaupt Rad fahren?«
    »Logisch!«, erwidert er. »Wieso denn nicht?«
    Bis auf eine Menge belustigter Blicke verläuft die Fahrt tatsächlich ohne Zwischenfälle und wir erreichen um kurz nach sieben die Schule. Nachdem wir unsere Fahrräder vor der Turnhalle angeschlossen haben, gehen wir hinein.
    Das Erste, was mir auffällt, ist, dass ich zum Glück bei Weitem nicht der Einzige bin, der nicht mittelaltermäßig herumläuft. Wobei es aber auch jede Menge Leute gibt, die sich verdammt viel Mühe mit ihren Kostümen gegeben haben. Gut, dass ich nicht als Ritter gegangen bin, davon gibt es nämlich etliche hier. Und Prinzessinnen und Könige und Hexen und Mönche und Feen und Zauberer und was weiß ich noch alles. Allerdings gibt es
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