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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo
Autoren: Jochen Till
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Mail! Du wirst dich ihr morgen zu erkennen geben! «
    Ja, mach schon, Charlie Brown! Soll ich wirklich? Alles oder nichts?
    Ich nicke.
    »Sauber, Alder!«, sagt Ingo und klopft mir kräftig auf den Rücken. »Krass geile Entscheidung!«
    Da bin ich mir zwar noch nicht so sicher, aber es ist irgendwie ein gutes Gefühl, diese Entscheidung getroffen zu haben, auch wenn ich tierisch Schiss vor der Entscheidung habe, die sie dann treffen wird.
    »Was ist?«, sagt Ingo und zeigt auf meine Tastatur. »Worauf wartest du noch? Schreib schon! Ich gehe hier nicht weg, bevor ich nicht gesehen habe, was du ihr schreibst und wie du die Mail abschickst.«
    »Sorry, Ingo, aber das muss ich echt allein machen.«
    »Kommt überhaupt nicht in die Tüte!«, protestiert Ingo. »Dann überlegst du es dir vielleicht noch mal anders und ich hab mir hier umsonst den Mund fusselig gequatscht.«
    »Nein, ich mache es auf jeden Fall«, versichere ich ihm. »Versprochen. Aber ich muss sowieso erst noch zwei, drei Bilder zeichnen und das kann eine ganze Weile dauern.«
    »Na gut«, sagt Ingo und steht auf. »Dann lass ich den Meister mal in Ruhe zeichnen. Aber wehe, du kneifst noch! Dann sage ich ihr morgen höchstpersönlich, wer ihr feiger Ritter ist! Und wer weiß, vielleicht stellt sich ja dann heraus, dass sie gar nicht auf Ritter, sondern auf echt krasse Gangsta steht.«
    »Echt?«, erwidere ich gelassen. »Ich dachte, du stehst nicht auf flachbrüstige Emo-Bräute.«
    »Verdammt, stimmt ja«, sagt Ingo grinsend. »Aber egal, jedenfalls verrate ich ihr, wer du bist, wenn du jetzt noch einen Rückzieher machst, verstanden? Wann soll ich morgen hier sein?«
    »Das Fest fängt um sieben an«, antworte ich. »Wie wär’s so um Viertel vor sieben?«
    »Gebongt«, sagt Ingo. »Viertel vor sieben. Und dann wird Geschichte geschrieben.«
    »Nichts dagegen«, sage ich und zwinkere ihm zu. »Aber erst mal muss ich noch ein bisschen Geschichte zeichnen.«







So ein ganzer Tag power-zeichnen schlaucht doch ganz schön. Wie viel Uhr ist es eigentlich? Ja, das habe ich befürchtet, schon nach zwölf. Aber hilft ja nichts, die Mail muss ich noch schreiben, Ritter-Ehrenwort.
    Von: [email protected]
An: [email protected]
Betreff: AW:AW:AW:AW:AW:AW:AW:AW: das große ritter-rätsel
Angefügt: leo16.jpg, leo17.jpg, leo18.jpg, leo19.jpg

liebe leo,
okay, es gibt keine tipps mehr. der farblose ritter lässt dir ausrichten, dass es ihm eine große freude und ehre wäre, wenn er sich dir morgen abend zu erkennen geben dürfte. echt jetzt, das hat er gesagt! und ich glaube ihm das auch!
vielleicht doch noch ein kleiner tipp meinerseits: sollte da morgen irgendwann ein unscheinbarer kerl vor dir stehen und vor lauter aufregung kein wort rausbringen, gib ihm doch bitte einfach eine von maries tüten ;-)

jetzt schon sehr aufgeregte grüße & bis morgen dann,
(noch) fonebone
    Morgen wird es passieren. Größer können Tage nicht werden.

13
    Verdammt, was zieht man bloß an, wenn man vorhat, sich dem Mädchen, in das man unsterblich verliebt ist und für das man eine ganze Woche lang einen Comic gezeichnet hat, um es zu beeindrucken, was ja auch irgendwie geklappt hat, wobei man immer noch stark bezweifelt, dass es einen auch gut finden wird, weil man scheiße aussieht, zum ersten Mal zu zeigen?
    Ich stehe in Boxershorts vor meinem Kleiderschrank, dessen Inhalt fast komplett um mich herum auf dem Boden ausgebreitet liegt. Eigentlich müsste ich mich ja verkleiden, von wegen Mittelalter und so. Aber erstens ist meine Ritterrüstung gerade in der Reinigung und zweitens glaube ich, dass Leo sich auch nicht verkleidet und es bestimmt peinlich findet, wenn sie plötzlich vor einem Ritter oder Bauern oder Hofnarr steht, der ihr stotternd vor Aufregung seine Liebe gesteht. Nein, keine Verkleidung. Das ist dann aber auch schon alles, wofür ich mich entscheiden konnte.
    Etwas Schwarzes, dachte ich zuerst, weil Leo ja auf Schwarz steht, aber ich habe nur ein schwarzes Punisher-T-Shirt mit seinem Totenschädelzeichen drauf. Vielleicht fände sie das sogar ganz cool, aber vielleicht auch nicht. Und eine schwarze Hose habe ich sowieso nicht. Ich bin irgendwie nicht der Typ für schwarze Klamotten. Aber was dann? Sei einfach du selbst, Charlie Braun. Schon klar. Aber wer bin ich denn schon? Ein unscheinbarer Typ, der am liebsten blaue Jeans, Comic-T-Shirts und Vans trägt. Nicht gerade das Outfit, um das Mädchen seiner Träume zu beeindrucken. Du musst dich
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