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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde
Autoren: John Brunner
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dabei nicht allein auf die Tatsache, seine Schulden vollständig bezahlt zu haben, sondern auch auf das Vorliegen einer Blutsverwandtschaft, wie ich daraus entnehme, daß er von Ihnen mit nonno angeredet worden ist, welche Benennung im Italienischen den männlichen Erzeuger der eigenen männlichen oder weiblichen Vorfahren bezeichnet. Ich hoffe jedenfalls, mich darin nicht zu irren. Wie Sie wissen, sind bei uns Geschlechtsunterschiede unbekannt.«
    Quaddel mühte sich darum, die Implikationen dieser Äußerungen zu durchschauen, doch mit nur geringem Erfolg.
    »Oh, er ist nicht einfach unser Großvater«, rief die in Schwarz gekleidete junge Frau, »er ist unser Ururururgroßvater.«
    »Jawohl!« bekräftigte Don Marco. »Und ich wiederhole es, nonno, keine Sorge! Wir bringen dich in Sicherheit, und wenn wir uns den Weg freischießen müssen.«
    »Und dann«, sagte der zweite Mann in Schwarz, der schläfrige Hängelider und einen Schnurrbart hatte, der nicht dicker war als ein Bleistiftstrich, »werden wir herausfinden, was aus den Moneten der Zentralen Portokasse geworden ist. Daß sich der Zaster nicht auf der Erde befindet, wissen wir, denn bei acht Prozent Zinsen pro Jahr müßte daraus inzwischen das größte Vermögen der Welt sein, und davon ist nichts bekannt. Also muß es im All versteckt sein. Aber wo im All? Möchten Sie es uns gleich verraten, oder ziehen Sie eine langwierige, schmerzhafte Befragung vor?«
    »Consigliere!« entfuhr es dem Mädchen voller Empörung. »Ist es etwa höflich, in diesem Ton mit unserem Ururururgroßvater zu reden? Zumal er eben erst aufgewacht ist.«
    Unterdessen hatte der Alien mit dem zahnbewehrten Maul dem Dicken etwas zugeflüstert, oder vielmehr: leise zugezischelt. Unvermutet brach der Beleibte in Gelächter aus.
    »Ach, jetzt ist mir alles klar! Sie glauben, er sei der berüchtigte Guido Sansepolcro Verdi, was?«
    Seine Frage machte das Trio in Schwarz sichtlich ratlos. »Selbstverständlich ist er es«, antwortete Don Marco merklich unsicher. »Darum haben wir doch seine Wiederbelebungskosten bezahlt…«
    »Wie kommt es, daß Sie nicht wissen, Guido Verdi hat seinen Tod nur vorgetäuscht? Seine Ganoven haben irgendeinen Deppen, der am selben Tag gestorben ist, in den Tiefkühlbehälter packen lassen.«
    Das Mädchen zupfte an Don Marcos Ärmel. »Er sieht eigentlich auch gar nicht so aus wie in den alten Familienvideos, oder?« äußerte es halblaut. »Was meinen Sie, consigliere?«
    »Hm…« Lebhaft rieb der Gefragte sich am Kinn.
    »Tja, hm… Was ich gerne wüßte…« Auf einmal kam ihm ein Geistesblitz. »Wieso Sie beide so tun, als wären Sie über diesen Fall so gut informiert. Weshalb interessieren Sie sich für das Schicksal eines obskuren Mafioso und kleinen Gangsters, der vor langer Zeit verstorben ist, und außerdem… Na, nicht unbedingt weit entfernt, aber immerhin in Nevada?«
    »Quatsch! Falls er überhaupt gestorben ist, woran durchaus Zweifel berechtigt sind, weil er sich mit ‘m wahren Schatz an Beute verdrückt hat, ist er bestimmt irgendwo fern im Weltall bestattet worden.« Mit scheelem Grinsen stapfte der Fettwanst auf das Trio in Schwarz zu. »Ich sag’s Ihnen doch, er hat seinen Tod und die Kryostasis vorgetäuscht. Darum sind mein Freund und ich nämlich hier.«
    Ironisch verbeugte er sich, soweit sein Schmerbauch es erlaubte. »Darf ich uns vorstellen: ich bin Horace Saketori-Shang, der größte Gourmet des Planeten Dahlia und wahrscheinlich, obwohl nicht unbestritten, unserer gesamten Spezies, und mein Freund ist Leukozyten-Lui, der bei seinem Volk in gleichwertigem Ansehen steht. Gemeinsam sind wir viele Lichtjahre weit gereist, um die erlesensten, herausragendsten und unvergeßlichsten Speisen zu kosten. Wir zwei bilden ein vollkommenes Team, denn obschon unser Stoffwechsel inkompatibel ist, können wir eine einwandfrei mentale Verbindung eingehen. Dank dieses Vorteils kann jeder von uns mit erstaunlicher Wirklichkeitstreue Speisen schmecken, die bei körperlicher Verdauung Erkrankungen oder sogar eine tödliche Vergiftung auslösen würden. Es gibt eine Gunst, die Saketori-Shang mir vor Jahren erwiesen hat und die ich bis heute nicht erwidern konnte. Er hat es mir ermöglicht, das Fleisch seines Volkes zu schmecken. Für ihn ist es nichts besonderes, für so einen Zweck ein Glied zu opfern, weil es schnell nachwächst. Meine Bemühungen, ihm Aufschluß über den Geschmack von Menschenfleisch zu verschaffen, sind jedoch bis jetzt ohne
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