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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde
Autoren: John Brunner
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»Er gehört mir.«
    »Da kommen Sie zu spät. Ich habe gerade genug Krediten überwiesen, um…«
    »Aber ich habe im voraus bezahlt.«
    Indem er sich wieder professioneller Höflichkeit befleißigte, rang sich Dr. Schnitzler ein gönnerhaftes Lächeln ab. »Beides trifft zu«, sagte er. »Allerdings ist es höchst belanglos, wer Mr. Verdis Kostenrechnung bezahlt, und ebenso, um es gleich klarzustellen, wie häufig sie beglichen wird. Ich muß Ihnen nochmals gratulieren, Mr. Verdi. Sie sind schuldenfrei. Das ist für jemanden, der so lange tiefgefroren gewesen ist, eine bemerkenswerte Errungenschaft.«
    Aber ich heiße nicht Verdi… Quaddel verkniff sich die Berichtigung. Spontan erachtete er es als sehr vorteilhaft, nicht in einer Höhe von mehreren Dutzend Milliarden Krediten verschuldet zu sein. Doch wer waren sie, seine Retter, diese Guten Samariter, die sich allem Anschein nach über ihr wohltätiges Eingreifen kein bißchen freuten?
    Links standen drei Personen, die auf übereinstimmende Weise schwarze Hüte, Jackets, Hosen, Hemden, Socken und Schuhe trugen, eine Tracht, die nur weiße Halstücher ein wenig aufhellten. Zunächst schienen es Quaddel ausschließlich Männer zu sein; bei genauerem Hinsehen sah er jedoch, die dritte Person, die sich ein Stück weit im Hintergrund hielt, war in Wirklichkeit eine Frau.
    Dem Trio gegenüber hatte sich ein hünenhafter, bulliger Weißer in schillerndbuntem Schottenrock und dazu passenden, halbhohen Wanderstiefeln aufgebaut, einer Kluft, deren Kärglichkeit genug Haut nackt ließ, um zu enthüllen, daß er an etlichen Körperstellen, an denen Muskeln hätten sein müssen, schwammige Fettschichten mitschleppte. Doch nicht diese Person bannte aus mit Faszination vermischtem Entsetzen Quaddels Blick; es war ihr Begleiter.
    Der Begleiter strotzte von einer greulichen Menge blauer Tentakel – schätzungsweise achtzehn bis neunzehn –, hatte ein gräßliches, gewaltiges Maul mit mehr Zähnen, als ein normales Mundwerk hätte haben dürfen, und zudem darin eine eklige Riesenscheibe Sülze, die möglicherweise als Zunge diente, aber Quaddel wegen der Riffeln und der Rauheit eher an ein Reibeisen erinnerte.
    Ja, ich bin tatsächlich in der Zukunft gelandet, schlußfolgerte er und wünschte, er wäre zumindest zu einem Schaudern der Ehrfurcht imstande.
     
    Das in Schwarz gekleidete Trio trat ein wenig zurück, griff zugleich in die Jacketts, vermutlich nach versteckten Waffen.
    Aus seinem rechten Stiefel zerrte der Fettsack etwas, das schimmerte und sirrte, während er damit einen Leuchtbogen durch die Luft beschrieb. In Quaddels Augen hatte das Werkzeug größte Ähnlichkeit mit einem batteriebetriebenen Fleischermesser. Dagegen hielt sein Begleiter… Besser gesagt, hielt das Geschöpf still, das mit ihm aufgekreuzt war, tat nichts als sich, falls möglich, äußerlich noch abstoßender zu präsentieren.
    »Ehrenwerte Intelligenzwesen«, rief Dr. Schnitzler, stand auf, stemmte beide Hände auf die Tischplatte und zog eine Miene der Betroffenheit. »Das ist ungebührliches Betragen.«
    »Halten Sie sich da raus!« schnauzte der Wortführer der drei Schwarzgekleideten. »Das ist eine rein menschliche Angelegenheit.«
    »Aber ohne uns«, entgegnete Dr. Schnitzler, »hätten Sie gar kein Gefrierfleisch, um das Sie sich streiten könnten.«
    Uns? Gefrierfleisch? Durch verkniffene Lider musterte Quaddel den Mann im grünen Kittel und bemerkte, daß er in Wahrheit eine Projektion vor sich sah, die bisher einigermaßen überzeugend ausgesehen, jetzt jedoch zu stark flimmerte. Die Projektion tarnte ein… ein…
    Eine ganz so schauderhafte Kreatur wie das andere Ungetüm, das sich dem Blick offen zeigte, war es nicht, aber es fehlte nicht viel zum Monströsen. Quaddel war froh, als die visuelle Tarnung sich wieder stabilisierte.
    »Also lassen Sie uns den Fall wie vernunftbegabte Lebewesen diskutieren«, schlug Dr. Schnitzler vor. »Als erstes sollten wir berücksichtigen, daß auf diesem Planeten Leibeigenschaft und Sklaverei – mit Ausnahme gewisser, allerdings noch genehmigungsbedürftiger Rekapitulationszonen – verboten ist. Sind wir uns hinsichtlich dieses Sachverhalts einig?«
    Widerwillig nickten die Männer und die Frau; der Alien dagegen schlackerte bloß ungeduldig mit einem Fangarm.
    »Gut. Don Marco…« Dr. Schnitzler wandte sich an den Sprecher der Schwarzgekleideten. »Sie erheben Anspruch auf diesen Auferstandenen« – Ach nein, wirklich?! – »und berufen sich
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