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Change

Change

Titel: Change
Autoren: Luisa Raphael
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Obwohl ich direkt neben ihm stand, fühlte ich mich ausgegrenzt – doch ich hatte mich selbst ausgegrenzt.
    In Gedanken versunken lief ich wieder Gefahr, mich selbst zu bemitleiden – etwas, das ich früher öfter getan hatte und das zu bekämpfen mir erst gelungen war, nachdem ich auf eine bestimmte Person getroffen war. Doch dass ich nun wieder damit anfing, bedeutete wohl nichts Gutes. Leise seufzte ich.
    „Hey, Aiden! Kannst du Michael nach Hause bringen? Der schafft das nicht allein, fürchte ich.“, riss mich Sebastians quietschig klingende Stimme aus meinen dunklen Gedanken. Erschrocken zuckte ich zusammen, sah mich dann mit blinzelnden Augen um.
    Anscheinend war Aufbruchsstimmung, denn Dexter räumte verschiedene Flaschen zusammen, von Dylan fehlte jede Spur, Derek baute den Grill ab. Und Mike schien sich an seiner Flasche und Sebastian festzuhalten, so verkrampft hielt er beides. Ich musste Sebastian zustimmen, so wie er aussah, würde er es vermutlich nicht sicher bis nach Hause schaffen. Und ungeachtet meiner düsteren Zukunftsaussichten freute sich ein Teil von mir darüber, ihm helfen zu können und in seiner Nähe zu sein dürfen.
    „Ja, ich behalte ihn im Auge, das geht in Ordnung.“, verzichte ich dem Bassisten, der mich daraufhin anstrahlte – offensichtlich war er auch ziemlich betrunken – und sich dann umwandte, um Dexter etwas Unverständliches zuzurufen. Ich verstand es nicht, da ich mich bereits auf Mike konzentrierte, der jetzt, da er sich nicht mehr an Sebastian festhalten konnte, merklich wankte.
    „Mike, ist alles in Ordnung?“, fragte ich ihn, erhob meine Stimme dabei. Braune Augen visierten mich an, dann nickte er bedächtig. „Lass uns nach Hause gehen?“, schlug ich vor, jedoch klang es eher nach einer Frage.
    „Schon? Macht doch grad erst richtig Spaß.“, maulte er herum, seltsamerweise deutete nur ein leichtes Nuscheln darauf hin, dass er nicht nüchtern war. Ich hätte mit einer verschliffenen Aussprache gerechnet – offenbar hatte Mike sich aber noch ausreichend unter Kontrolle.
    „Es reicht! Komm, wir werden ein Taxi nehmen müssen – du kannst ja so nicht fahren.“, meinte ich nun, dirigierte ihn bestimmt in die Richtung, in die ich ihn hinhaben wollte. Was er daraufhin als Protest grummelte, hörte ich nicht. Nur sein nach Alkohol riechender Atem schlug mir entgegen, als er sich zu mir umwandte. Ich atmete ein, ließ mir nicht anmerken, dass ich dies nicht einmal als unangenehm empfand. Stattdessen machte es mich sogar an – ich fragte mich, was mit mir nicht stimmte.
    Doch ich kam zu keiner Antwort, stattdessen schnappte ich mir mein Mobiltelephon und bestellte ein Taxi. Ich hoffte, Mike hätte etwas Geld eingesteckt, denn allein würde ich den Fahrer nicht bezahlen können. Ich hatte nie viel einstecken und leider war es nicht billig, sich mit einem Taxi herumchauffieren zu lassen.
    „Mike, hast du noch ein paar Dollar?“, stellte ich ihm, während wir auf das Taxi warteten, sogleich diese brennende Frage. Er runzelte die Stirn, kam näher, sodass das Licht der Straßenlampe, unter der er eben noch gestanden hatte, nun seine Gestalt von hinten beschien und sein Gesicht im Schatten der Kapuze, die er aufgesetzt hatte, verschwinden ließ.
    „Keine Ahnung, aber eher nicht.“, antwortete er, zuckte ein paar Mal mit den Schultern. Ich seufzte auf, rieb mir mit der Handfläche über die Stirn. Das würde mich vor Probleme stellen. „Was denn nun?“, hakte ich frostig nach, fühlte, wie die Stimmung kippte.
    „Nein, ich hab nichts mehr.“, präzisierte mein gegenüber schließlich, ließ mich nochmals aufstöhnen. Was sollte ich nun tuen? Ich hatte schließlich die Aufgabe übernommen, Mike nach Hause zu bringen und ich wollte nicht das in mich gesetzte Vertrauen enttäuschen. Noch immer traute ich mich nicht, zu enttäuschen und sei es bei einer solchen simplen Aufgabe.
    „Haben die Jungs…“, setzte ich zu einer Frage an, doch in diesem Moment hielt ein helles Auto neben uns – und Mike schnippte übertrieben begeistert mit den Fingern. „Komm schon – bis zu dir wird es ja nicht zu viel kosten.“, wiegelte er ab, stieg in das Auto – und ich konnte nichts anderes tun, als es ihm gleichzutun. Hätte ich gewusst, wie Mike sich das ausgedacht hatte, wäre ich sicher nicht hinterher in das Auto gestiegen – doch so saß ich neben ihm, er hatte seinen Kopf schwer auf meine Schulter gelegt. Sein Geruch stieg mir wieder in die Nase, meine Haut schien
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