Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Change

Change

Titel: Change
Autoren: Luisa Raphael
Vom Netzwerk:
fallen, war bereit, alles aufzugeben. Doch ich musste ein Zeichen setzen. Ich musste diesen unschuldigen Menschen retten. Ich hoffte nur, mein Vorgehen wäre geschickt genug, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Weder beim himmlischen Vater noch beim Höllenfürsten. Allerdings würde es schwer werden, Luzifer zu täuschen. Nahezu unmöglich. Doch auch hierfür hatte ich eine Lösung, einen Plan parat. Mit Luzifer würde ich verhandeln können. Mit dem Herrn nicht. Würde er feststellen, dass ich mich eingemischt hatte, dass ich etwas getan hatte, was mir nicht zustand, wäre dies das Ende meines bisherigen Lebens.
    Doch die Augen des Herrn waren blind geworden für viele Aspekte, die die pulsierende Welt zu bieten hatte. Er hatte sich zurückgezogen, die Erde seinen Söhnen überlassen. Uns. Den Engeln und Erzengeln. Und Luzifer und den Seinen. Der rebellischen Engelsschar, den Gebietern der Hölle. Die ich damals mitsamt allen anderen Engeln und meinen Brüdern, den Erzengeln Gabriel, Raphael und Uriel aus dem Himmel vertrieben hatte, sie in die Hölle gedrängt hatte.
    Und ein weiteres Mal war er mein Gegenspieler. Mein Eingriff in ihr Spielchen musste unauffällig erfolgen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich selber konnte nicht aktiv helfen. Ich brauchte einen getarnten Handlanger, der meine Hilfe für den Jungen sein würde, den Luzifer mit der Erlaubnis des Herrn quälen durfte. Ein einfacher Mensch, der scheinbar zufällig in das Leben seines Opfers trat, sollte sein Misstrauen nicht erwecken können. Einen einfachen Mann. Michael Ishida, genannt Mike.
    Ich hatte ihn nicht erschaffen - dazu war ich nicht fähig - aber ich hatte ihm meinen Auftrag gegeben. Unmerklich folgte er nun meiner Hand, tat das, was ich von ihm verlangte. Und er tat es mit seiner Vorstellung von Gerechtigkeit, seiner Vorstellung von Glück. Ich hielt lediglich den Fokus auf die gewünschte Person.
    Auf Aiden Jones. Der arme Junge, der unter Luzifers Einfluss fürchterlich litt. Der an der Gerechtigkeit der Welt zweifelte. Der an dem Guten zweifelte. Der an der Berechtigung seines Lebens zweifelte.
    Ich spürte, wie er sich der dunklen Seite näherte. Ich spürte, wie er über den Tod nachdachte. Wie er ihn in Betracht zog und sich zur Durchführung durchringen wollte. Nur das bisher uneingelöste Versprechen - dass sich sein Schicksal verändern würde, dass sich sein Leben verbessern würde - dass ich ihm durch verworrene Träume geschickt hatte, hielt ihn davon ab.
    Doch wie lange würde er noch auf diese Träume hören, sich nach ihnen richten? Es konnte nicht mehr lange währen.
    Doch Mike war ganz in seiner Nähe, bereit, ihn aufzufangen und ihn wieder glücklich zu machen. Bereit, ihm zu zeigen, dass das Leben schön war. Da ss es lebenswert war. Und das es nicht nur aus Qual, Leid und Schrecken bestand. Aiden musste sich nur darauf einlassen.

2. Kapitel
     
     
    Ein Jahr vorher
    August bis November 1992 - Aiden
     
     
    Ich fragte mich oft, ob sich die Welt gegen mich verschworen hatte. Warum musste mir das alles passieren? War ich schuld daran? Vielleicht - ich hatte es nie darauf angelegt, etwas anderes zu sein als ein Außenseiter. Ein ruhiger Pol, stiller Beobachter der Anderen. Gesprächen war ich meistens  aus dem Weg gegangen, hatte mich mit einer Mauer des Schweigens umgeben. Doch rechtfertigte dies das Verhalten der anderen mir gegenüber? Rechtfertigte es die Gewalt, die Diskriminierung, die Belästigung, die ich aushalten musste? Ich glaubte es nicht. Nein, es musste noch etwas anderes sein.
    Ich war mir nie eines Fehlers bewusst gewesen - zumindest keinem so großen, das er mir begründete, warum mein Leben plötzlich einen so tragischen Verlauf nahm. Hasste Gott mich? Bestrafte er mich auf diese Art? Aber warum? Warum, verdammt? Ich konnte auch hierauf nicht antworten. Ich wusste nicht, wer Schuld daran hatte. Ob überhaupt jemand Schuld daran trug. Doch wie konnte es einfach so passieren? Wie konnte es nur durch den Zufall bestimmt worden sein, das ich zum Außenseiter, zum Opfer wurde? Erlaubte sich das Schicksal einen Scherz mit mir? Erlaubte sich Gott einen Scherz mit mir?
     
    Ich war neu in der Stadt. Damals war ich 16 Jahre alt. Bisher war mein Leben in recht normalen Bahnen verlaufen - öfters mal den Heimatort gewechselt aufgrund meiner wankelmütigen Eltern hatte ich mich schon mit mehreren neuen Schulen, neuen Schülern und neuen Umständen zurechtfinden müssen. Ich hatte somit schon Erfahrung, neu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher