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Champagnernaechte sind gefaehrlich

Titel: Champagnernaechte sind gefaehrlich
Autoren: Elizabeth Lowell
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Verzweifelt überlegte sie, wie sie Scott veranlassen könnte, mit ihr zu sprechen.

    *
    Als der Tisch abgeräumt und die Küche makellos sauber war, hatte sich Scott noch immer nicht blicken lassen. Susan ging in ihr Zimmer und begann unglücklich, ihre Sachen zu packen.
    Später trug sie ihr Gepäck nach unten und lud es in ihren kleinen Lieferwagen, möglichst lautstark, weil sie Scott aus der Werkstatt locken wollte. Doch er tauchte nicht auf. Die Hilfsangebote der Männer, die aus der Tür der Schlafbaracke schauten, lehnte Susan höflich ab. Unnötiger  weise lief sie mehrmals in ihr Zimmer hinauf, kam wieder herunter und nahm sich soviel Zeit wie nur möglich. Doch dann fand sie keinen Vorwand mehr, um noch länger im Hof zu bleiben und sehnsüchtige Blicke auf die Fenster der Werkstatt zu werfen.
    Schließlich ging sie nach oben, duschte und wusch sich das Haar. Vielleicht würde Scott ins Haus kommen, wenn sie nicht mehr im Erdgeschoß war. Sobald sie das Bad verließ, wußte sie, daß sie sich vergebliche Hoffnungen gemacht hatte. Kein Geräusch drang aus der Küche zu ihr, niemand wärmte Essen auf, niemand goß Kaffee ein oder spülte Geschirr. Nur Stille und Dunkelheit und in der Ferne tanzende Blitze über dem MacKenzie Ridge .. .
    Scott, schick mich nicht weg, einfach so, ohne ein Wort, flehte sie stumm. Sprich mit mir! Gib mir eine Chance!
    Nur ein schwacher Donnerschlag antwortete auf ihre Bitte, ein Rumoren, das sie eher fühlte als hörte.
    Susan ging zur Kommode, öffnete das Kästchen, das Scott für sie geschnitzt hatte, und nahm die Tonscherbe heraus. Das Relikt aus einer anderen Zeit fühlte sich kühl und glatt an. Lange Zeit stand sie reglos da, während die Wärme ihres Körpers in den Ton überging. Sie hielt die Scherbe fest, als wäre es ein Talisman, der ihre schlimmsten Ängste vertreiben konnte, legte sie dann behutsam in das Kästchen zurück und stellte es in ihre Reisetasche - das einzige Gepäckstück, das sie noch nicht in den Lieferwagen gebracht hatte.
    Die Bettwäsche war so kühl wie die Anasazi-Scherbe. Susan lag im Dunkel und wartete auf Scotts Schritte im Flur.
    Das Gewitter kam zuerst, ein plötzlicher, wilder Tumult, der auf dem Rücken eines entfesselten Sturms ritt. Susan lauschte den Stimmen des Unwetters, dem plötzlichen Knistern der Blitze und dem Trommeln des Regens. Und dazwischen hörte sie Scotts Schritte auf der Treppe. Ohne stehenzubleiben, ging er an ihrer Tür vorbei. Das Rauschen der Dusche im Bad vermischte sich mit dem Prasseln des Regens. Beides verstummte abrupt. Während sich die Donnerschläge entfernten, verrieten knarrende Bodenbretter, daß Scott rastlos zwischen dem Bad und seinem Schlafzimmer hin und her wanderte.
    Susan ballte die Hände und konzentrierte sich auf eine einzige flehende Bitte: Komm zu mir, Scott. Kannst du nicht ausnahmsweise einmal zu mir kommen?
    Seine Schritte näherten sich ihrer Tür und hielten kurz inne - oder bildete sie sich das nur ein. Dann knarrten die Holzstufen. Offenbar ging er zur Küche. Weg von ihr.
    Angespannt wartete sie, doch die Schritte kehrten nicht zurück. Zorn stieg so plötzlich in ihr auf, wie das Gewitter heraufgezogen und dann verebbt war. Sie schob die Bettdecke beiseite und stand entschlossen auf. Ich werde ihn zwingen, mir zuzuhören, nahm sie sich fest entschlossen vor.
    Mit nichts außer dem schwarzen Hemd bekleidet, das Scott bei Cash liegengelassen und das sie ihm nicht zurückgegeben hatte, eilte sie auf lautlosen nackten Füßen in die Halle hinunter. Nur aus der Küche drang Licht, doch das genügte, um die Treppe zu beleuchten.
    Scott war nicht in der Küche, wie sie erwartet hatte. Er saß im Speisezimmer, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Neben ihm auf dem Tisch kühlte eine vergessene Tasse Kaffee aus. Er war barfuß, trug nur eine halbgeschlossene Jeans und nichts darunter außer der Begierde, die ihm den Schlaf raubte.
    Als sich ihre Blicke trafen, fühlte sich Susan wie elektrisiert. Ein wildes Funkeln lag in seinen Augen. „Geh wieder ins Bett, Schulmädchen, sofort."
    „Wir müssen reden."
    „Warum? Bist du schwanger?" fragte er, um die Angst in Worte zu fassen, die ihn seit vielen Tagen verfolgte - die Angst, sein Kind könnte in Susans Körper wachsen und die traurige Geschichte der Rocking M würde sich wiederholen, obwohl er sich gelobt hatte, ihr ein Ende zu bereiten.
    Und trotzdem wünschte er sich dieses Kind mit einer Sehnsucht, die so übermächtig war wie sein
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