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Champagnernaechte sind gefaehrlich

Titel: Champagnernaechte sind gefaehrlich
Autoren: Elizabeth Lowell
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anrufen?"
    „Santa Claus!" fauchte er.
    „Für Weihnachtswünsche ist es noch zu früh."
    „Das Erntedankfest steht vor der Tür, und du bist schon seit Ende August zu Hause."
    Susans schmale Finger schlossen sich schützend um die Tonscherbe. Sie konnte genauso gut rechnen wie ihr Bruder. Noch besser. Und sie wußte genau, wann sie schwanger geworden war - an ihrem letzten Tag auf der Rocking M, wo sie alles auf eine Karte gesetzt - und verloren hatte.
    „Nun?" fragte Cash.
    „Was - nun?"
    „Wann wirst du Scott anrufen?"
    Vorsichtig legte sie die Scherbe in das handgeschnitzte Kästchen und schloß den Deckel. „Das werde ich nicht tun."
    „Was?"
    „Ich werde Scott nicht anrufen. Jahrelang war ich hinter dem armen Mann her. Findest du nicht, daß ich ihn endlich in Ruhe lassen sollte?"
    Unbehaglich beobachtete er ihr Gesicht. In diesem Sommer war sie erwachsen geworden. Und die Trauer, die ihr Lächeln so oft überschattete, verriet ihm, daß ihr Job auf der Rocking M seine Hoffnungen nicht erfüllt hatte. Aber er wußte nicht, warum es so war.
    „Scott ist seit Jahren fasziniert von dir, aber früher warst du zu jung", erklärte er, freimütig wie eh und je. „Und als du alt genug warst, begann er dich zurückzuweisen. Um alles noch schlimmer zu machen, hat er sich in diese alberne Idee verrannt, die Rocking M würde alle Frauen vernichten. Und er liebt diese Ranch so, wie die meisten Männer eine Frau lieben. Deshalb habe ich damals bei unserer Kartenpartie ein unschlagbares Blatt aus dem Verkehr gezogen - damit du einen Sommer lang auf der Rocking M kochen und Scott beweisen kannst, daß du nicht zusammenbrechen und dir die Seele aus dem Leib weinen wirst, nur weil du darauf verzichten mußt, dir alle zwei Wochen die Nägel maniküren zu lassen."
    Überrascht schaute sie ihn an. „Du hast also gemogelt?"
    „Klar. Ich dachte, dieser Sommer würde euch beiden die Chance geben, euch als erwachsene Menschen kennenzulernen - in meiner Abwesenheit. Denn ich hätte euch ständig an die Zeiten erinnert, wo du als kleines Mädchen mit Zöpfen für einen Mann geschwärmt hast, der zu anständig war, um sich an dir zu vergreifen."
    „Es hat funktioniert. Du warst ja tatsächlich nicht da, um uns dran zu erinnern."
    „Den Teufel hat es funktioniert! Wir sind wieder da, wo wir schon vor zwei Jahren waren. Gelegentlich treffe ich mich mit Scott in West Fork. Wir trinken Bier, spielen Karten, und er fragt beiläufig, wie's dir geht, ob du einen Freund hast und ob ich die Männer mag, die du nach Hause mitbringst."
    Susan schloß die Augen, um den Hoffnungsschimmer zu verbergen, der darin aufleuchtete. Diese Hoffnung war genauso unvernünftig wie ihre Sehnsucht nach einem Mann, der sie nicht liebte. „Er macht nur höfliche Konversation", erwiderte sie leise und bemühte sich, ihren Kummer nicht zu zeigen. „Wenn er wirklich wissen wollte, wie's mir geht, würde er mich anrufen."
    „Das habe ich ihm letztes Mal auch gesagt."
    Sie lächelte traurig. „Trotzdem hat das Telefon nicht geläutet." 
    „Ruf ihn doch an."
    „Nein."
    „Dann werde ich's tun."
    „Bitte nicht, Cash!"
    „Nenn mir einen einzigen vernünftigen Grund, warum ich's bleiben lassen soll."
    „Ich will es nicht."
    „Das ist kein vernünftiger Grund. Allmählich hab ich's satt, zwei Menschen, die ich liebe, wie halbtote Gespenster rumlaufen zu sehen.
    Ich hatte mich auf eine Hochzeit - Ende dieses Jahres gefreut - nicht auf ein gottverdammtes Begräbnis.”
    Ein Blick in Cash's Augen genügte Susan, um ihr klarzumachen, daß sie diese Diskussion nicht als Siegerin beenden würde. Das freundliche Gesicht ihres Bruders täuschte manchmal darüber hinweg, daß er ebenso eiserne Willenskräfte besaß wie Scott MacKenzie.
    „Möchtest du gern Onkel werde?" fragt sie sanft.
    „Was?"
    „Ich bin schwanger."
    Seine Miene wurde ausdruckslos. „Bist du sicher?"
    „Ja."
    „Weiß Scott Bescheid?"
    „Nein."
    „Das dachte ich mir. Wenn er's wüßte, hätte ich schon einen Schwager, nicht wahr?"
    „Nein."
    Ein langes Schweigen entstand. Cash wartete vergeblich auf eine Erklärung. Schließlich stieß er hervor: „Ich hatte Vertrauen zu Scott. Kannst du mir vielleicht sagen, warum ich nicht auf die Ranch fahre, um ihn windelweich zu prügeln?"
    „Es ist nicht seine Schuld."
    „Unsinn, Susan! Er weiß verdammt gut, wie Babys gemacht werden. Und ein Mann, der eine Jungfrau verführt, sollte wenigstens soviel Anstand zeigen ..."
    „Er hat mich
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