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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds
Autoren: P Grote
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erfahren hatte, dass er zwanzig-, dreißig- oder fünfzigtausend Euro verloren hatte, trug das Messer zwischen den Zähnen. Die Anleger interessierten Philipp nicht, ihr Verlust war ihm egal. Ihm ging es um Thomas, um seine eigene Haut, um die ehemaligen Kollegen bei France-Import und um einen korrekt gemachten Champagner.
    Sie trafen sich am Ortseingang. Pascal Bellier hatte Langer zur Überprüfung der Personalien »kurzfristig«, wie er voller Ironie meinte, in einer Polizeiwache in Épernay gelassen. Das ›Kind‹ hatte er ihm nicht verziehen. Von dort aus hatte er seine Dienststelle in Reims benachrichtigt, die Lage erläutert und um Verstärkung gebeten. Die sollte in Kürze eintreffen, wie man ihm versichert hatte. Aber es kam niemand. Als er wieder anrief, hieß es, sie sei unterwegs und müsse jeden Moment anrollen.
    Philipp machte Druck. »Wir können nicht länger warten, Monsieur Bellier, die Anleger und ihre Betreuer werden jeden Moment hier vorfahren. Dann geht der Tanz los.« Die Unruhe des letzten Abends war in Gelassenheit umgeschlagen. »Sie kennen sich mit Schlössern aus?«
    Bellier nickte, es war ihm sichtlich peinlich, dass seine Kollegen noch immer nicht aufgetaucht waren. »Ich habe das entsprechende Werkzeug im Auto liegen.«
    »Dann fahren Sie hinter mir her.« Philipp ging zurück zum Wagen, in dem Dr.   Anlahr auf ihn wartete.
    »Ich vermute mal, Sie wissen, wie wir ungesehen in die Kellerei gelangen?«
    Sie standen an der Ecke der Hauptstraße, keine hundert Meter von der Einfahrt entfernt, Philipp startete den Wagen und war im Begriff, in die Nebenstraße an der hohen Mauer der Kellerei einzubiegen, als der blaue Maybach ihn überholte und in die Einfahrt bog. Er kam nicht aus der Richtung des Museums.
    »Dann weiß er nicht, was dort vorgefallen ist«, bemerkte Philipp erleichtert. »Dafür kommt unser Sondereinsatzkommando zurück, und wie es aussieht, hat alles geklappt.«
    »Alles paletti«, Thomas freute sich diebisch. »Ich habe dem Fahrer gesagt, ich sei vom Hotel, sie hätten die Zeitungen dort vergessen, es seien wichtige Informationen für die Gruppe.«
    »Das ist durchaus richtig.« Philipp legte Thomas den Arm um die Schultern. Zu seinem Erstaunen ließ er es geschehen.
    »Hast du Valium eingeworfen, Papa? Du bist so ruhig, ganz anders als gestern.«
    »Das ist lediglich der Mut der Verzweiflung«, sagte Dr.   Anlahr und vermittelte den Eindruck, dass er mit der Situation am wenigsten anfangen konnte. Als Beobachter fühlte er sich überflüssig, aber mitwirken durfte er auch nicht.
    Sie stellten die Autos gegenüber der Reihe einstöckiger Häuser ab und gingen zu Fuß weiter. »Euer kleiner Staatsanwalt denkt darüber nach, wie er sein Mitwirken oder Wissen in der Anklageschrift formulieren soll«, flüsterte Louise, aber Philipp ging nicht darauf ein. Er dachte an den General und daran, wie sie neulich erst mit ihm hier am Ende der Mauer abgebogen waren.
    »Glaubt ihr etwa, Goodhouse und Touraine begleiten euch einfach so zur Polizei und lassen sich widerstandslosverhaften?« Louises Einwand war richtig. »Ihr wisst, wie ihr aus der Kellerei herauskommt? Denkt daran, es gibt immer einen zweiten Ausgang, entweder draußen in den Weinbergen oder hier im Ort in einem anderen Haus. Ich werde einfach fragen.« Bevor jemand protestieren konnte, hakte sie den Staatsanwalt unter und zog ihn mit sich.
    Sie konnten nicht warten, sie mussten weiter, Goodhouse war eingetroffen, dann waren Touraine und die Anleger nicht weit. Philipp musste mit Bellier im Keller sein, wenn ihr »Lokaltermin« begann.
    Philipp öffnete eine Garagentür in einem Wohnhaus, Thomas und Bellier folgten ihm wieder durch den Hof mit dem Gerümpel und dem schrottreifen 2CV.
    »Den kaufe ich mir«, flüsterte Thomas seinem Vater zu, aber der winkte ab.
    »So was fuhren in Deutschland damals nur Spießer. Ich beschaffe dir einen vernünftigen Wagen – wenn das hier vorbei ist.«
    An der Metalltür war Belliers Geschicklichkeit gefragt. Er hatte eine kleine Werkzeugtasche bei sich, und es dauerte keine Minute, bis er die Tür geöffnet hatte.
    »Sie quietscht nicht«, wollte Philipp sagen, aber er hatte vergessen, was das auf Französisch hieß. So packte er die Klinke und wollte die Tür aufdrücken, aber sie ließ sich nur einige Zentimeter weit öffnen. Erst als sie sich gemeinsam dagegenstemmten, wurde der Durchlass so breit, dass sie hindurchpassten. Ein Barrique von dem Haufen ausrangierter Fässer
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