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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds
Autoren: P Grote
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Sechs Bar Druck herrschten in jeder Flasche. Im winzigen Strahl der Taschenlampe sahen sie Flaschen kollern, sie kamen ihnen aus dem Gang entgegen, wo die Gittertür weit offen stand. Und ein duftender Schaumteppich kroch über den Boden auf sie zu.
    Als das Konzert berstender Champagnerflaschen vorüber war, hörte man das Schäumen des Champagners. Hinter einem Stapel von wahrscheinlich sehr alten Flaschen entdeckten sie den Durchgang, eine schmale Nische mit rundem Bogen aus der Kreide gehauen. Die Tür im Durchgang war angelehnt, der Gang dahinter schmal und muffig, Philipp stockte der Atem, aber sie hasteten weiter. Bellier führte, er lief bedeutend schneller die rutschigen Stufen hinauf. Als sie stehen blieben und lauschten, hörten sie Schritte, aber sie waren weit voraus.
    »Oben laufen sie den Kollegen in die Arme«, freute sich Bellier. »Wir brauchen uns nicht zu beeilen.«
    Philipp war sich da gar nicht sicher. Aber er war froh, dass Thomas unten geblieben war. Er hätte es sich nie verziehen, wenn dem Jungen gerade jetzt, wo alles vorbei war, etwas zugestoßen wäre.
    Dann kam der erste Absatz, der Gang führte ein Stück geradeaus, Bellier schlidderte, taumelte und fiel in eine Pfütze. Philipp half ihm auf, sie hasteten weiter, er glaubte, seine Lunge würde zerreißen, die Wände wurden glitschiger, da hörten sie das Rasseln einer weiteren Kette, wieder knirschte eine rostige Tür, die Luft wurde besser, dann drang der erste Lichtschein zu ihnen durch, und sie kamen ineinem Geräteschuppen ans Tageslicht – mitten in einem Weingarten. Da standen Dr.   Anlahr und Louise – mit erhobenen Händen. Goodhouse, Touraine und seine Tochter hatten sie mit vorgehaltener Waffe zum Verlassen ihres Wagens gezwungen und waren dabei einzusteigen. Nirgends zeigte sich ein Polizist, keine Sirene. Da preschte kein Streifenwagen mit Blaulicht durch den Weinberg. Hatte Bellier sie zum Narren gehalten?
    Aber er brachte die Waffe in Anschlag.
» Haut les mains! Hands up!«,
wiederholte er.
    Statt seinem Befehl zu folgen, schoss Goodhouse, und auch Bellier drückte ab, den Bruchteil einer Sekunde später – beide schrien auf, beide waren getroffen. Philipp warf sich zu Boden. Wer hatte geschossen? Goodhouse? Nein, Bankiers schießen nicht, sie kaufen nur die Waffen, den Rest lassen sie andere besorgen. Dann war der Mann dort zwischen den Weinstöcken niemals Goodhouse.
    Bellier war getroffen. Philipp machte sich so dünn wie ein Blatt Papier und kroch zu der Furche, wo der Kriminalbeamte lag. Die linke Schulter war getroffen, der junge Mann verzog das Gesicht und biss die Zähne zusammen. Louise aber war in Sicherheit, sie hockte hinter dem Geräteschuppen, und Dr.   Anlahr lag genau wie sie im Dreck, zusammengerollt wie eine Kellerassel. Pinot noir wächst hier, bemerkte Philipp und reckte den Kopf. Die Gescheine hatten sich auf dieser Lage gut entwickelt. Dann staunte er darüber, während er sah, wie sich der verletzte Goodhouse in den Wagen schleppte, woran man in derartigen Situationen denken konnte.
    Der Wagen fuhr viel zu schnell an, die Räder drehten durch, in der nächsten Kurve schleuderte er, rutschte in die Weinstöcke, da schwang die Beifahrertür auf – und Goodhouse fiel raus, wie ein Müllsack. Eine kleine Hand mit einem Lederhandschuh und einer Pistole schob sich aus dem Fenster. Es knallte, Goodhouse schrie, dann raste der Wagenauf dem Feldweg weiter. Bellier kam hoch und schleppte sich, auf Philipp gestützt, zu ihm, die Waffe hatte er keine Sekunde losgelassen. Hilflos lag Goodhouse im Dreck. Voller Hass starrte er ihnen entgegen. Seine Kumpane hatten ihn aufgegeben. Ein Verletzter war für fliehende Verbrecher eine unerträgliche Belastung – und womöglich ein Zeuge. Touraines Tochter hatte ihm kaltblütig den Fangschuss geben wollen, aber Goodhouse lebte.
    Philipp stand kopfschüttelnd über ihm. Er würde niemals begreifen, wozu die Geldgier Menschen trieb. Dann rief er die Polizei. Vielleicht würden sie kommen, wenn er ihnen mitteilte, dass einer ihrer vielversprechenden jungen Beamten vor Schmerzen keuchend am Boden kniete.

21
    »Da haben Sie richtig Glück gehabt, Herr Achenbach.« Der Anwalt ließ Philipp den Vortritt, als sie die Kanzlei des Notars verließen. »Es kommt selten vor, dass man ein Weingut zu derart günstigen Bedingungen erwerben kann. Auch Ihr Finanzierungsmodell unter Umgehung der Banken scheint mir genial zu sein. Wenn ich es recht betrachte, haben Sie etwas
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