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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds
Autoren: P Grote
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und Spielsucht dahinter.«
    »Das ist doch Wahnsinn, oder?«, wandte Thomas ein. »Das hat doch Folgen, auch für sie.« Er empfand sich dem Redeschwall seines Vaters hilflos ausgeliefert.
    »Folgen, mein Junge? Für sie nicht, aber für uns, und das ist ihnen gleichgültig, mein Junge. Ihre Schäfchen, ihre Millionen, die sind im Trockenen, längst in reale Werte umgewandelt, in Schiffe und Hochhäuser, in Fabriken und Kupfergruben in Chile, Coltan ist es im Kongo, denn kein Berater glaubt selbst an den Unsinn, den er von sich gibt.«
    »Aber es heißt, dass sich was ändert, die Regierungen   ...«
    »Eine derartige Bankrotterklärung hat noch keine politische Führung bisher hingelegt. Glaubst du allen Ernstes, dass sich was ändert? Das machen sie euch an der Uni doch wohl nicht weis?« Philipp Achenbach erwartete keine Antwort. Er sah seinen Sohn an und konnte sich das Grinsen nicht verbeißen. Er wusste, was jetzt in Thomas vorging.
    Der konnte schlecht damit umgehen, weder mit diesem Grinsen, noch damit, dass die Worte seines Vaters etwas anderes auszudrücken schienen als seine Mimik. Er sagte etwas, schien aber etwas ganz anderes zu meinen. Obwohl Thomas bereits seit sechzehn Jahren bei ihm lebte, bis auf die wenigen Wochenenden oder Ferien, die er bei seiner Mutter verbrachte, ließ er sich davon immer noch verwirren. Er hatte das Gefühl, dass es seinem Vater darum ging, seine Gesprächspartner wenn nicht zu täuschen, so doch sie über seine wahre Meinung zumindest im Unklaren zu lassen. Das sollte er gefälligst in seiner Firma machen bei seinen Geschäftspartnern, bei den Winzern, die er besuchte, aber bitte nicht bei ihm.
    Philipp wusste, dass Thomas sich darüber ärgerte. Er konnte es nicht abstellen, es war Teil seiner Natur. Er lächelte, wenn es ernst wurde, und konnte bei angeregter Unterhaltung sehr düster wirken. Jetzt setzte er lächelnd seine Kanonade fort, sodass es Thomas schwerfiel, seine Erbitterung ernst zu nehmen.
    »Wenn einem die sogenannten Berater irgendwelche wertlosen Papiere verkaufen, bei denen kein Mensch versteht, wie da achtzehn Prozent Rendite nach einem Jahr rauskommen sollen – sollte man nicht davon ausgehen, dass es sich um gezielten Betrug handelt?«
    Thomas war versucht, auf die Frage zu antworten, aber er wusste, sie war nicht ernst gemeint. Es kostete ihn Mühe, sich über seine Gefühle hinwegzusetzen.
    Philipp Achenbachs Zorn steigerte sich. »Eine Flasche Wein ist dagegen was ganz Reelles. Die lässt sich austrinken, man löscht den Durst und wird betrunken, da hat man was davon. Aber jemanden mit Turbo-Optionsscheinen oder Dax-Mini-Futures besoffen reden, mit angeblichen Produkten, die nicht einmal die Erfinder von dem Schwindel verstehen, wie die Finanzterroristen in New York und London, das ist die Kunst. Dann ist plötzlich das gesamte Geld weg. Wer hat es? Es löst sich doch nicht einfach auf. Wo das geblieben ist, wissen nur Eingeweihte. Oder es bedeutet, dass es vorher auch nicht da war, dass es eine reine Fiktion ist, so wie ein Gott, der nur in der Vorstellung existiert. In dem Augenblick, wo die Leute es sich auszahlen lassen wollen, bricht das System zusammen. Das ist der Beweis.«
    Thomas war an einem ernsthaften Gespräch gelegen, und er holte Luft: »Was ist mit den Maßnahmen, die in letzter Zeit ergriffen wurden, um die Finanzmärkte zu kontrollieren, Steuerschlupflöcher zu stopfen, die Steueroasen auszutrocknen?«
    »Alles Augenwischerei von Seiten der Politik. Steueroasensind kein Problem, die bringen niemanden in Gefahr, und Steuerhinterziehung betreibt jeder   ...«
    »Du auch?«
    Philipp stöhnte, er setzte die Brille ab, legte sie auf den Terrassentisch und rieb sich die Augen, dann die Hände und holte tief Luft. »Ich? Geldwerte Vorteile, Reisekostenabrechnungen, das gesamte Bewirtungswesen, Werbungskosten, und über die jahrelange Kindergeldschieberei zwischen deiner Mutter und mir will ich besser schweigen   ...«
    »Dann sag nichts, lass Mutter aus dem Spiel.«
    »Ist auch nicht so wichtig. Es liegt am System. Finanzkrisen werden von Menschen gemacht. Da haben sich Teile der Wirtschaft von der Gesellschaft abgekoppelt, die asozialen Teile   ...«
    »...   aber unsere Dozenten   ...«
    »Die Burschen kenne ich von meinem Studium her«, schnitt Philipp ihm das Wort ab. »Bei uns in Marburg waren sie auch nicht anders als hier in Köln. Sie wären nicht länger Dozenten, wenn sie den Unsinn nicht weitergeben würden.«
    Philipp
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