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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds
Autoren: P Grote
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sich bestätigt. Er heißt in Wirklichkeit Melvin Russel. Er war ein Kollege von Goodhouse. Beide haben nur die besondere Liebe zu Brasilien geteilt, und als Goodhouse nach dem Tod seiner Frau dorthin reiste, ist Russel ihm gefolgt. Beide waren gleichzeitig dort, beide sahen sich ähnlich, den Rest hat ein Schönheitschirurg besorgt, und Russel ist irgendwann als Goodhouse zurückgekommen.«
    »Und der echte Goodhouse?«
    »Die Nachforschungen haben nichts ergeben. In Rio de Janeiro werden pro Woche mehr als fünfzig Leute umgebracht. Da fällt einer mehr oder weniger nicht auf.«
    »Aber ein Europäer?«
    »Wenn niemand nach ihm fragt? Finden Sie mal eine Leiche in einem Land, das so groß ist wie Europa, meinte die dortige Polizei.«
    Der Anwalt konnte sich das nicht vorstellen und genauso wenig, dass Goodhouses Verwandlung niemandem aufgefallen war.
    Philipp hatte auch dafür eine Erklärung: »Er hat sich vorsichtshalber in London in den entsprechenden Kreisen nicht mehr blicken lassen und die Finanzen über Treuhänder abgewickelt. Der Tod seiner Frau diente dafür als Ausrede.«
    »Das musste doch auffallen.« Der Anwalt war noch nicht überzeugt, und Thomas mischte sich wieder ein.
    »So habe ich anfangs auch gedacht«, meinte er. »Ich habe versucht, meinem Vater diese Theorie auszureden, aber Sie wissen ja, wie alte Männer sind, starrköpfig   ...«
    »Aber Ihr Herr Vater hatte recht, junger Mann. Na ja, wenn also Goodhouse gar nicht Goodhouse ist, dann kann auch sein Besitz nicht zum Ausgleich des Schadens herangezogen werden. Und dieser Melvin Russel besitzt nichts? Er hat immerhin an die sechzig Millionen Euro eingenommen. Irgendwo muss das Geld geblieben sein.«
    Vom Vater und Sohn kam nur ein mitleidiges Lächeln.»Wo das hingeflossen ist, wissen nur diejenigen, die es von Liechtenstein aus auf die Reise um die Welt geschickt haben, und an die kommt man nicht ran. Die haben es von einem auf weitere hundert Konten überwiesen, es dauert ewig, bis der Weg des Geldes nachgezeichnet ist. Geld ist wie Wasser, es vermischt sich mit anderem Geld. Wie wollen Sie ein Glas Wasser identifizieren, das Sie in eine volle Badewanne gegossen haben? Goodhouse beziehungsweise Russel ist der Einzige, der alle Antworten kennt. Und der schweigt.«
    Der Anwalt vermutete, dass er damit rechnete, nach der Entlassung aus dem Gefängnis über die Millionen zu verfügen. »Außerdem gibt es noch den echten Champagner im Keller von   ...?«
    »Das könnte man meinen. Aber wie wollen Sie die Fälschungen vom echten unterscheiden? Man entdeckte Hohlräume in den Stapeln, Podeste aus Holz. Stellen Sie sich das so vor wie umgestülpte riesige Kisten. Man geht davon aus, dass achtzig Prozent gefälscht waren. Die sollten nie verkauft werden, die dienten nur dazu, Werte vorzugaukeln. Es ging darum, Geld einzusammeln, es verschwinden zu lassen und sich dann abzusetzen. Wenn der große Madoff in den USA fünfzig Milliarden einsackt, dann ist der kleine Goodhouse/ Russel im Vergleich zu ihm gerade mal ein Kofferträger. Und wenn zwei auf die Idee kommen, wieso dann nicht ein Dritter und Vierter? Sogar die Transportrechnungen waren gefälscht, perfekt geradezu, dafür war ein Deutscher zuständig.«
    »Na, wenigstens einer, der wissen müsste, was los ist.«
    »Pech gehabt, Herr Anwalt.« Thomas machte es diebischen Spaß, die Geschichte immer wieder zu erzählen. »Müller ist weg, unauffindbar, spurlos verschwunden, er hat sich in Luft aufgelöst, oder er tanzt Samba in Rio.«
    Philipp hielt eine andere Lösung für wahrscheinlicher. »Ich glaube, er wusste zu viel, möglicherweise hat er zu hohe Forderungen gestellt, oder er wollte nicht mehr mitmachen, und Touraine hat   ...«
    »Ihn umgebracht?« Der Anwalt starrte ihn erschrocken an.
    »Ich war dabei, als seine Tochter Goodhouse aus dem Wagen geworfen hat.« Philipp erinnerte sich mit Entsetzen an die Szene. »Sie tat es mit einer derartigen Verachtung, als wäre er Müll. Er war überflüssig geworden. Touraine, das wurde erst kürzlich aufgedeckt, führte eine Bande von Weindieben. Die haben in Italien, Frankreich und Spanien mit Wein beladene Lastzüge geraubt und die Flaschen an Restaurants und Weinhändler verkauft – wer freut sich in Zeiten der Krise nicht über Schnäppchen?«
    Der Anwalt reagierte empört. »Das fällt doch auf.«
    »Gießen Sie ein Glas Wein über den Karton, dann ist es eben beschädigte Ware und nicht gestohlen. Was man unter der Hand kaufen kann,
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