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Catwalk in den Tod

Catwalk in den Tod

Titel: Catwalk in den Tod
Autoren: Michael Koglin
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Bauchgefühl.« 
    Sofort kümmerte das wenig. Sofort sagte: »Hey Omen, geh mal rüber zu den Ställen. Zeig mir mal, was dahinter steckt. Sonst bekomme ich eine Langeweile und dann kannst du dich auf was gefasst machen.«
    Ich tat ihm also den Gefallen und wir stapften durch den vom Hamburger Regen durchweichten Boden. Vorbei an dem Restaurant »To’n Peerstall«. Hier war ich richtig, denn das geballte Expertenwissen war gar nicht zu überhören.
    »Du setzt Humidor als Bankpferd auf zwei-drei und hältst mit Landkönigin, Bundeskanzler, Flower Duett und Champagner Queen dagegen«, sagte ein Kenner, der sein Bier im Rhythmus seiner Tipps hin- und herschwappen ließ.
    »Humidor ist dran«, sagte der Mann im Blouson und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Der kann explodieren und was machen wir dann?«
    »Was Zocker so machen: Zahlen und lächeln.«
    »Andererseits, bei dem Matsch auf der Bahn versinkt der doch eins-zwei-drei schon in der Startmaschine.«
    »Siehst du den da hinten«, sagte sein Expertenfreund und zeigte auf eine Gruppe elegant gekleideter Herren, die vor dem VIP-Zelt im Fußboden scharrten.
    »Das ist der Trainer von Landkönigin. Glaubst du, der reist extra aus Köln an, um sich hier einen Trostpreis abzuholen? Der ist doch nicht ohne Grund hier.«
    »Quatsch«, entgegnete der Mann im Blouson und schob seine Brille wieder hoch. »Der hat noch einen Gaul im achten Rennen. >Super Hector<.«
    » Super Hector! Der tritt gegen Turfschuffle an und hat dabei immer das Nachsehen gehabt. Super Hector!« Die Verachtung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Meine Güte, Sofort auf meinem Rücken schaukelte gefährlich hin und her und war kurz davor, sich zu übergeben.
    Auf dem Spielplatz hinter dem Waagegebäude schaufelten sich drei Kinder durch den Dreck. Das auf einer Stahlfeder befestigte Eisenpferdchen hatte ein vielleicht vierjähriger Knirps in Beschlag genommen. Er trieb seinen Zossen mächtig an.
    »Du siehst Scheiße aus«, sagte er zu einem Mädchen, dass seine Schwester sein musste. Da waren noch Rechnungen offen. Die beiden sahen einander ähnlich und auch den Leuchtanhänger auf den Anoraks musste die gleiche Mama ausgesucht haben. Grün leuchtende Elefanten. Ja, was kann man Kindern alles antun.
    Gleich hinter dem Waagegebäude stand ein Mann in einem Tweedjackett mit einem Jockey zusammen. Nach Strategieabstimmung oder letzten Rennanweisungen hörte sich das Gespräch nicht an.
    »Du lässt die Finger von ihr, hast du verstanden?«
    Der Jockey starrte sein Gegenüber an und schlug mit der Peitsche an seinen Stiefelschaft.
    »Was denn noch?«, sagte er. »Es muss doch irgendwann genug sein. Was noch?«
    »Ich bin nicht auf dich angewiesen. Mach einfach nur deine Arbeit, mehr will ich ja nicht.«
    »Aber ich …«
    »Soll das etwa eine Erpressung werden? Sieh dich vor, sonst wirst du nie wieder deinen Hintern auf einen Pferderücken schieben.«
    »Es gibt nicht nur in Hamburg eine Rennbahn«, sagte der Jockey.
    »Dann kannst du anklopfen, wo du willst. Vielleicht hast du Glück bei Eselsrennen. Oder im Zirkus.«
    Der Jockey ließ den Mann im Bowler stehen und begab sich zum Führring.
    Ich schlenderte weiter zu den Ställen. Sahen aus wie Ferienwohnungen an der Costa Brava. Nur, dass die Touristen hier kauend aus ihren Boxen in die Welt blickten. Völlig ahnungslos, welche schweißtreibenden Minuten ihnen bevorstanden. Das ist das Schöne am Leben, in Wirklichkeit musst du nicht wissen, was passiert, aber bei all dem Denken an Gleich und Morgen und nächste Woche kriecht dir plötzlich die Angst unter die Kleidung, krallt sich in der Bauchgegend fest und will einfach nicht mehr loslassen. Nimm dir ein Beispiel an den Pferden, sagte ich mir. SOFORT auf meinem Nacken rülpste.
     
    Es dauerte noch ein paar Minuten bis zum Start des ersten Rennens. Harley bestaunte wahrscheinlich gerade den BMW, den er mithilfe meiner Tipps bald über die Hamburger Straßen steuern wollte.
    Ich kniff die Augen zusammen und hielt Ausschau, doch mein Kartensponsor war nirgends zu entdecken. Vor den Ställen lagen Strohballen. Drei Pferdepflegerinnen misteten aus.
    SIE fiel mir sofort auf. Lange blonde Haare, Jeans und eine grüne Weste über dem gelben T-Shirt. Ein Amulett in der Form eines Ying-Yang-Zeichens baumelte an ihrem Hals, außerdem eine Perlenkette, die einfach nicht zu einem Mädchen ihres Alters passen wollte. Kräftig forkte sie das Stroh zur Seite und stemmte sich dabei in den
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