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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy
Autoren: Benzoni Juliette
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schloß die Augen … Auf dem dunklen Grand ihrer Lider rief ihr mitleidsloses Gedächtnis ihr wieder das Bild eines kräftigen Mannes ins Bewußtsein, ganz in Schwarz gekleidet, der in die Sonne schritt, die Hände unter einer wogenden Haarflut vergraben, ihrem Haar, das sie geopfert hatte, um es wie einen fabelhaften Teppich unter die Füße des Mannes zu werfen, der von seinen Brüdern ausgestoßen worden war. Seitdem war das Haar nachgewachsen. Es lockte sich goldschimmernd um ihre Wangen, doch sie zog es erbarmungslos nach hinten, verbarg es unter ihrem schwarzen Witwenschleier oder unter der Haube aus weißem, gestärktem Linnen, die nur das reine Oval ihres Gesichts sehen ließ. Auch hatte sie sehnlichst gewünscht, diesem Gesicht den Glanz zu nehmen, wenn sie den bewundernden Blick Kennedys auffing oder den Ausdruck leidenschaftlicher Ergebenheit in den Augen ihres Knappen Gauthier bemerkte. Darum nahm sie auch nur selten ihren schwarzen Kopfschleier ab … Bruder Etienne musterte mit nachdenklichem Blick die schmale Gestalt, deren Grazie die strenge schwarze Kleidung nicht zu unterdrücken vermochte, das süße Gesicht mit den zärtlichen Lippen, die der Schmerz nur berührt hatte, um sie zu verfeinern und noch erregender zu machen, die großen veilchenblauen Augen, die im Leiden brannten, wie sie in der Leidenschaft gebrannt hatten. Und der gute Mönch ertappte sich beim Grübeln. Hatte Gott solche Schönheit wirklich geschaffen und gewollt, nur um sie verkümmern, ersticken zu lassen unter Trauerschleiern hinter den Mauern eines alten Schlosses in den Bergen der Auvergne? Hätte sie nicht einen zehn Monate alten Sohn gehabt, wäre Cathérine de Montsalvy ohne Zögern, das hatte sie ihm nicht verhohlen, Arnaud zu den Aussätzigen gefolgt und hätte sich freiwillig dem entsetzlichen Schicksal des langsamen Todes geweiht. Und nun suchte Bruder Etienne nach geeigneten Worten, die den Panzer des Kummers, den die junge Frau angelegt hatte, durchdringen konnten. Was sollte er ihr sagen? Von Gott zu sprechen war unnütz. Was bedeutete Gott einer so leidenschaftlich liebenden Frau, der Geliebten eines einzigen Mannes, die ihre Liebe zu einem Idol erhoben, auf einen geheimen Altar gestellt hatte? Für Arnaud, dem sie immer mit Leib und Seele angehören würde, hätte Cathérine freudig und ohne Zögern Satan und Hölle eingetauscht … Daher war er sehr erstaunt, sich sagen zu hören:
    »Man darf nie an der Vorsehung verzweifeln, Dame Cathérine. Sehr oft schlägt sie die, welche sie liebt, nur um sie desto höher zu belohnen …«
    Der schöne, traurige Mund verzog sich verächtlich. Cathérine hob überdrüssig die Schultern.
    »Was bedeutet schon Belohnung? Was gilt mir der Himmel, von dem Ihr mir zweifellos sprechen wollt, Bruder Etienne? Käme Gott, als ein Wunder, zu mir, würde ich zu ihm sagen: ›Seigneur, Ihr seid der allmächtige Gott. Gebt mir meinen Gatten wieder … und nehmt den Rest, selbst meine Unsterblichkeit, aber gebt ihn mir zurück!‹«
    Innerlich schalt der Mönch sich einen Idioten, trug aber dennoch eine verdrossene Miene zur Schau.
    »Madame, Ihr lästert! ›Nehmt den Rest‹, sagtet Ihr? Schließt Ihr in diesen Rest auch Euren Sohn ein?«
    Das schmale, von weißem Linnen umrahmte Gesicht wandte sich ihm mit Entsetzen zu.
    »Warum sagt Ihr das? Glaubt Ihr, ich sei noch nicht genügend heimgesucht worden? Seid versichert, ich habe nicht meinen Sohn gemeint, sondern nur so nutzlose Dinge wie Macht, Schönheit … oder das hier!«
    Sie deutete mit dem Finger auf den funkelnden Juwelenhaufen auf dem Tisch. Sie trat brüsk heran, nahm die Geschmeide in ihre Hände und hob sie ans Licht.
    »Das hier genügte, ganze Provinzen zu kaufen, und vor weniger als einem Jahr wäre ich glücklich gewesen, sie zurückzuerhalten, um sie ihm zu geben … ihm, meinem Gatten! In seinen Händen hätten sie sich in ein Leben des Glücks für uns und für unsere Leute verwandelt. Jetzt aber –«, langsam rollten die Steine in vielfarbigem Feuerregen aus ihren Fingern auf den Tisch, »– jetzt sind sie nicht mehr, als was sie sind, Juwelen, leblose Juwelen.«
    »Die Eurem Hause Leben und Macht geben werden. Dame Cathérine, beenden wir diese bittere Philosophie! Ich bin nicht einzig und allein hierhergekommen, um Euch einen Schatz zu bringen. Man hat mich zu Euch geschickt: Die Königin Yolande verlangt nach Euch.«
    »Nach mir? Ich glaubte nicht, daß sich die Königin meiner noch erinnert.«
    »Sie
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