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Castello Christo

Titel: Castello Christo
Autoren: Arno Strobel
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war.
    »Ich bin Commissario Varotto«, knurrte er den Polizisten an und hielt ihm seinen Ausweis vor die Nase. »Denken Sie, ich fahre um diese Zeit zum Spaß in den Wald?«
    Der Carabiniere murmelte etwas Unverständliches und zeigte dann hinter sich.
    »Vice Commissario Lucciani leitet den Einsatz. Sie finden ihn gleich da vorne.«
    Varotto nickte. Lucciani leitete die Polizeidienststelle ganz in der Nähe dieses Waldstücks. Er stapfte auf die von mehreren Scheinwerfern angestrahlte Stelle zu.
    Der junge Oberkommissar kam ihm schon entgegen und streckte die Hand aus, noch bevor er ihn erreicht hatte.
    »
Buongiorno!
Sie müssen Commissario Varotto sein«, sagte er freundlich.
    Trotz seiner schlechten Laune bemerkte Varotto den festen Händedruck, mit dem Lucciani ihn begrüßte. Erhatte kurze schwarze Haare wie Varotto, nur dass sein Schopf mittlerweile von silbernen Fäden durchzogen war, und war auch ein paar Zentimeter größer, vielleicht 1   Meter 90.   Varotto schätzte ihn auf höchstens 28.   Viel zu jung für seinen Dienstgrad, dachte er mit leisem Neid gegenüber dem gut zwanzig Jahre jüngeren Kollegen; er selbst war erst kurz vor seinem 36.   Geburtstag zum Vice Commissario befördert worden.
    »Guten Morgen, Lucciani«, sagte er beschämt, als hätte ihn sein junger Kollege bei dem Gedanken ertappt. »Vielen Dank, dass Sie mich so schnell benachrichtigt haben.«
    Lucciani nickte ernst. »Ich habe gestern von dieser bizarren Mordserie gehört und mich deshalb gleich an Sie erinnert. Kommen Sie, Commissario, ich zeig’s Ihnen.«
    »Wer hat sie gefunden?«, wollte Varotto wissen.
    »Ein junges Pärchen, das nach der Disco die Stelle für ein Schäferstündchen im Auto ausgesucht hat«, erklärte Lucciani. »Wir haben ihre Personalien aufgenommen, und dann habe ich sie ins Krankenhaus bringen lassen. Die beiden standen verständlicherweise unter Schock.«
    »Ist die Todesursache schon bekannt?«
    »Nein. Wir konnten keine äußeren Verletzungen entdecken.«
    Daniele Varotto hatte schon viele Tatorte gesehen, und obwohl er zu wissen glaubte, was er hier vorfinden würde, erschien ihm das Bild, das sich ihm bot, vollkommen surreal.
    Die Männer waren auf dem moosbewachsenen Boden neben einem umgestürzten Baum platziert worden. Einer – er mochte Mitte zwanzig sein – lag bäuchlings auf dem Boden, ein Bein war unter der beigen Kutte etwas angezogen, schmutzverklebte Strähnen seines langen blonden Haares wellten sich über seinen Schultern. In skurrilerHaltung kniete ein älterer, dunkelhäutiger Mann vor ihm. Mit einer Hand schien er sich auf dem Boden abzustützen, während die andere unter die linke Schulter des Liegenden geschoben war. Es sah aus, als wollte er ihm helfen, sich aufzurichten. Varottos Augen blieben am Gesicht dieses Toten hängen, der trotz des stieren Blicks und einer eigenartig wächsernen Blässe irgendwie lebendig wirkte.
    »O Gott«, entfuhr es ihm, »das ist ja wie im Wachsfigurenkabinett!«
    Der junge Oberkommissar nickte. »Ja, wer immer das hier getan hat, war sehr bemüht, es so aussehen zu lassen, als ob sie noch atmen.«
    Langsam ging Varotto um die Leichen herum, betrachtete die Szene von allen Seiten. Lucciani beobachtete ihn eine Weile, bevor er sagte: »Sie werden keine Stützen finden, die ihn in dieser Position halten, Commissario.«
    Varotto zögerte einen Moment, dann streifte er sich die Handschuhe über, ging in die Hocke und tippte mit dem Zeigefinger vorsichtig an den nackten Unterarm des Dunkelhäutigen.
    Lucciani schüttelte den Kopf. »Sie müssen schon richtig zupacken.«
    Varotto folgte seiner Aufforderung und zuckte sofort zurück. »Himmel, das fühlt sich an wie Stein!«
    »Ja. Der Mörder muss die Körper mit irgendwas behandelt haben. Was für eine Substanz das war, wird hoffentlich die Obduktion ergeben.«
    Varotto richtete seine Aufmerksamkeit nun auf den am Boden liegenden Toten und schob die dichten blonden Locken ein wenig zur Seite, so dass sein Nacken sichtbar wurde. Direkt unter dem Haaransatz war eine stark verblasste Tätowierung zu erkennen. Über einem etwa zehn Zentimeter langen, nach oben gewölbten Bogen warenzwei Symbole gestochen: ein Fisch, der durch zwei gekrümmte Linien dargestellt wurde, die an einem Ende zusammentrafen und sich am anderen überschnitten und in ihrem Fortlauf die Schwanzflosse darstellten, und darüber eine Scheibe, von der strahlenförmig Striche ausgingen, so wie kleine Kinder die Sonne malten. Varotto
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