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Carlottas Kerker

Carlottas Kerker

Titel: Carlottas Kerker
Autoren: Jason Dark
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zerflossen.
    Die Staatsanwältin überlegte, ob sie dagegen argumentieren sollte. Sie entschied sich dafür, es nicht zu tun. Nein, es würde nichts bringen. Diese Person steckte voller Hass. Man musste sie schon als gemeingefährlich ansehen. So blieb Purdy nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu fügen.
    »Einen zweiten Fluchtversuch wirst du nicht mehr unternehmen, das schwöre ich dir!«
    Purdy schwieg. Sie fühlte sich am Boden, und zwar auch seelisch. Und auf schnelle Hilfe konnte sie nicht rechnen. John und Suko schienen wohl einen falschen Weg beschritten zu haben. Sie konnte nicht darauf hoffen, dass sich plötzlich die Tür öffnete und beide wie rettende Geister ins Haus stürmten.
    »Hoch mit dir!«
    Carlotta traf keinerlei Anstalten, der Frau zu helfen. Für Purdy war es schwer, mit gefesselten Händen aufstehen zu müssen. Sie schaffte es nach dem vierten Versuch und ärgerte sich über den amüsierten Gesichtsausdruck der anderen.
    Jetzt, da sie stand, spürte sie auch die Schmerzen, nicht nur von dem gemeinen Tritt her, sondern vor allem im Kopf, mit dem sie auf die Fliesen aufgeschlagen war.
    Breitbeinig blieb sie stehen, um den leichten Schwindel überwinden zu können. Wenn sie Luft holte, dann konnte sie das Pfeifen nicht vermeiden.
    Mit einem schnellen Griff packte Carlotta sie an der Schulter. »Es ist alles noch so geblieben wie vorhin. Nichts hat sich geändert. Wir werden jetzt in mein Reich gehen, in meinen Kerker, wo die große Überraschung auf dich wartet. Es gibt kein Zurück. Ich habe den Plan einmal gefasst und ziehe ihn durch. Du bist eine zu große Gefahr für mich. Und jetzt los mit dir!«
    Wieder griff sie zu und drehte die Staatsanwältin in eine bestimmte Richtung. Purdy bekam einen Stoß in den Rücken und wusste, dass sie zu laufen hatte.
    Es gab in der Umgebung gleich mehrere Türen. Auf eine davon musste die Staatsanwältin zugehen. Beim Laufen merkte sie, dass die rechte Hüfte schmerzte, denn dort hatte sie der nicht eben sanfte Tritt erwischt. Auch der Kopf dröhnte ihr und war erfüllt von einem dumpfen Gefühl. Das war nicht gut. Nichts war mehr gut. Carlotta hatte sie fertig gemacht. Der Gedanke an Flucht war zu einer Illusion geworden.
    Die Tür rückte näher. Etwas lag dahinter. Carlotta hatte von einem Kerker gesprochen. Das verband Purdy mit einer gewissen Tiefe. Deshalb ging sie davon aus, dass man sie in einen Keller führen würde.
    Carlotta zerrte die Tür auf, hinter der auch Lucas Crane verschwunden war. Das Lächeln konnte sie sich dabei nicht verkneifen. Es war ein böses, hinterhältiges Lächeln.
    »Die Treppe runter!«
    Purdy Prentiss stand noch auf der Schwelle. Sie zögerte eine Sekunde und schaute in die Tiefe, wo sie ein rötliches Licht erwartete. Mehr sah sie nicht, aber es war dieses Licht, das bei ihr einen Schauer auslöste.
    »Geh freiwillig oder ich...«
    »Schon gut!«
    Es war nicht leicht, die Stufen hinter sich zu lassen. Mit den gefesselten Händen konnte sie nirgendwo Halt finden. Ein Fehltritt, und sie würde den Rest der langen Treppe hinabfallen und am Ende womöglich mit gebrochenen Knochen liegen bleiben.
    Vorsichtig nahm sie Stufe für Stufe. Es gelang ihr auch, das Schwanken des Körpers auszugleichen. Sie rutschte über die schmalen Kanten hinweg, ohne auszugleiten. Der Schweiß hatte sich besonders stark in ihrem Nacken gesammelt. Sie saugte auch die Luft ein, die anders schmeckte als draußen. Hier hatte sie das Gefühl, als wäre sie mit Steinstaub gefüllt, der kalt und bitter auf ihrer Zunge lag.
    Das rote Licht lockte. Sie empfand es als Zielpunkt, aber es stieß sie gleichzeitig auch ab, weil sie nicht wusste, was sie dort erwarten würde.
    Lucas Crane, klar. Aber als Menschen oder vielleicht als eine andere Kreatur?
    Auf der letzten Stufe hörte sie das fürchterliche Gebrüll und hatte das Gefühl, ihr Trommelfell würde zerrissen. Es war nicht zum Aushalten, es war wie ein Donner aus der Hölle.
    Als es verklungen war, stand Carlotta neben ihr. Sie legte ihre Hände auf Purdy’s Schultern und flüsterte: »Hast du es gehört, meine Liebe? Hast du das Schreien gehört?«
    Purdy nickte.
    »Er freut sich auf dich.«
    »Wer?«
    »Er, einfach nur er. Der Herr des Kerkers.«
    »Und Kreatur der Finsternis.«
    »Genau, Purdy.«
    Für einen Moment schloss die Staatsanwältin die Augen. Die letzten Worte hatten ihr gereicht. Eine Kreatur der Finsternis, ein Monster, denn als normale Menschen konnte man diese Untiere
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