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Carlottas Kerker

Carlottas Kerker

Titel: Carlottas Kerker
Autoren: Jason Dark
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verschiedenen Wunden. Man konnte sie als Höllenblut des Monsters bezeichnen, aber sie wurde für keinen von uns gefährlich. Auf dem Boden und auf dem Körper bildete sie einen glatten Schmier, der sich immer stärker vermehrte, während die Kreatur an Kraft verlor.
    Dann schaffte sie es nicht mehr, sich wieder in die Höhe zu wuchten, und sie blieb zuckend auf dem Boden des Kerkers liegen.
    Der mächtige Schädel sackte zur Seite. Die Wunden rissen noch weiter auf, das Dämonenblut strömte noch stärker hervor, während sich etwas Schauriges anbahnte.
    Hinter dem Monsterschädel tauchte der des Menschen auf. Wir mussten davon ausgehen, dass es die Kreatur der Finsternis in zwei Gestalten gab, und das bekamen wir jetzt präsentiert. Es war uns nicht neu, wir hatten es schon mehrmals erlebt bei anderen Geschöpfen, doch sie waren nicht so immens groß gewesen.
    Zum ersten Mal bekamen wir das menschliche Gesicht zu sehen. Es musste ebenso unter den Schmerzen leiden wie das Monstrum. Es war schrecklich verzerrt. Ein schiefer, weit offener Mund. Ebenso die aufgerissenen Augen, die schräg standen und in deren Blick sich die Angst vor dem endgültigen Ende widerspiegelte.
    Das Gesicht wurde in die Höhe gepumpt, verschwand wieder, kehrte erneut zurück. Dann stieg eine gallertartige Masse in die Höhe, in die das menschliche Gesicht eintauchte und darin nicht nur verschwand, sondern sich auch auflöste.
    Zugleich sackte der noch immer große Körper des Monsters endgültig zusammen. In seinen letzten Zuckungen streckte er sich noch und blieb dann so starr wie ein fest gewordener Brei liegen.
    Ein zerstörtes, zerlaufenes Gesicht, das nur mehr aus Fetzen bestand. Ein Körper ohne Kraft. Kein Zucken mehr, kein Brüllen, auch kein Schreien.
    Es war still geworden.
    Oder fast still, denn jetzt wurden wir wieder daran erinnert, dass es noch eine andere Person gab.
    Purdy Prentiss lag auf dem Boden. Sie hatte sich zur Seite gedreht, mit dem Gesicht zur Wand.
    »Willst du?«, fragte Suko.
    »Ja, mein Freund. Es gibt nichts, was ich in diesem Augenblick lieber tun würde...«
    ***
    Ich wusste nicht, wie schwer Purdy Prentiss gelitten hatte, und ich ging mal davon aus, dass sie sich allein kaum auf den Beinen halten konnte. Deshalb packte ich sie und zog sie behutsam in die Höhe, was von ihrem Wimmern begleitet wurde.
    Schließlich lag sie auf meinen Armen. Ich schaute in das Gesicht mit den verweinten Augen und den zuckenden Lippen, die noch nicht in der Lage waren, ein Wort zu formen.
    »Ich denke, dass du in Sicherheit bist, Purdy. Und du wirst die Genugtuung bekommen, eine gewisse Carlotta Crane vors Gericht stellen zu können.«
    Erst jetzt merkte sie, dass etwas passiert war. Ich sah die Bewegungen ihrer Augendeckel, vernahm das leise Stöhnen und hörte, dass sie meinen Namen flüsterte.
    »Du erlebst keinen Traum, Purdy. Ich bin es wirklich.«
    Noch immer sah ich ihren ungläubigen Blick, nahm dann das Kopfschütteln wahr, und wenig später schlang sie ihre Arme um meinen Nacken. Dabei löste sich auch der Druck. Sie tat das, was einfach nur gut war. Sie fing an zu weinen.
    Mit ihr auf den Armen drehte ich mich um. Suko hielt Carlotta Crane ebenfalls auf seinen Armen. Ich musste lächeln, als ich das Bild sah, aber der Blick auf das tote Monstrum reichte mir, um wieder ernst zu werden.
    »Lass uns hochgehen«, sagte ich. »Wir werden dafür sorgen, dass man die Reste entsorgt.«
    »Nicht nur sie, John.«
    »Was noch?«
    »Denk an unseren Freund Ed Baring.«
    »Klar, der Verliebte. Er wird sich wundern, wenn er seine Angebetete so sieht.«
    Wir hatten das Ende einer langen Treppe erreicht und betraten zum ersten Mal den normalen Teil des Hauses.
    »Da kann man nur sagen, dass Liebe blind macht, John.«
    »Stimmt. Aber leider manchmal auch verdammt gefährlich...
    ENDE
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