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Carlottas Kerker

Carlottas Kerker

Titel: Carlottas Kerker
Autoren: Jason Dark
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beim besten Willen nicht ansehen. Sie waren das Grauen pur, und sie stammten aus Zeiten, in denen eine Zeitmessung noch nicht möglich gewesen war. Mehr wusste sie nicht über sie.
    »Schau nach vorn, Purdy!«
    Sie wollte es zwar nicht, aber sie hob den Kopf trotzdem an, und sie sah vor sich das rötliche Licht. Aber sie sah auch die hohe Fensterfront, deren Scheiben in verschiedene Rechtecke aufgeteilt waren.
    Das rötliche Licht fiel von der Decke nach unten. Es versammelte sich auch an der Scheibe oder dahinter, so genau erkannte sie es nicht. Und dort sah sie dann den Schatten.
    Er bewegte sich nicht, so konnte sie ihn sich in Ruhe anschauen. Er war kompakt. Er glich einem kleinen Hügel. Wahrscheinlich wartete er auf ein bestimmtes Ereignis, das unmittelbar mit ihr zu tun hatte, aber noch verdeckte die bis zum Boden reichende Scheibe die direkte Sicht, denn ganz durchsichtig war sie nicht, eher wie eine Milchglasscheibe.
    »Da ist eine Tür, Purdy Prentiss«, flüsterte ihr Carlotta ins Ohr. »Und ich werde die Tür gleich für dich öffnen. Du brauchst nichts anderes zu tun, als einfach nur weiterzugehen, denn hinter der Tür erwartet man dich schon sehnsüchtig.«
    In Purdy’s Innern krampfte sich einiges zusammen. Sie unternahm einen letzten Versuch. »Wollen Sie es sich nicht noch mal überlegen?«
    »Nein!«
    »Oder mir die Fesseln abnehmen?«
    Die Crane kicherte. »Ach, warum das denn? Willst du dich mit bloßen Händen wehren?«
    »Geben Sie mir eine Chance – bitte!«
    Auf dem Gesicht der Psychologin zeichnete sich eine gewisse Nachdenklichkeit ab. Sie schien wirklich darüber nachzudenken, ob sie der Gefangenen den Gefallen tun sollte, und als sie lächelte, da wusste Purdy, dass sie gewonnen hatte.
    »Okay, meine Liebe, okay. Ich werde dir die Streifen abnehmen, und dann werde ich zuschauen, was passiert. Aber mach dir keine Hoffnungen. Es wird deinen Tod nur hinauszögern, aber nicht verhindern können. Das sollte dir von Beginn an klar sein.«
    »Ja, ich weiß.«
    Purdy hielt ihr die Hände hin. Sie wusste, dass es schmerzen würde, wenn man ihr die breiten Klebebänder abriss. Es tat auch weh. Nur verzog Purdy keine Miene, so sehr hatte sie sich in der Gewalt.
    Sie stöhnte nur auf, als sie merkte, dass das Blut endlich wieder normal zirkulierte. Es floss durch die Adern, und so rieb sie ihre Gelenke, um sie wieder geschmeidig zu machen.
    »Okay?«
    Die Staatsanwältin nickte.
    »Dann los!«
    Purdy sah, wie die Crane die Tür öffnete, die nach innen schwang. Sie war zugleich der Zugang zu Carlotta’s Kerker, in dem es kein Licht gab. Trotzdem war es nicht dunkel, denn das Licht aus dem Gang fiel durch das milchige Glas in den Kerker, auch wenn es nicht alle Ecken und Winkel erreichte.
    Wieder erhielt Purdy einen Stoß in den Rücken. »Du kannst gehen, meine Liebe.«
    »Ja, gut...«
    Sie zitterte überall am Körper. Sie spürte kalte Schauer über den Rücken rieseln und war sich für einen Moment unsicher, weil es ihr nicht gelang, Lucas Crane oder auch die Kreatur der Finsternis zu entdecken.
    Wie gesagt, es gab einige dunkle Ecken.
    Aus einer hörte sie das Knurren.
    Purdy drehte den Kopf nach links. Die Nervenbahnen schienen zu stark aufgeladenen elektrischen Bahnen geworden zu sein. Alles war irgendwie anders geworden.
    Es kam aus der Ecke.
    Vor Schreck gefror Purdy das Blut in den Adern...
    ***
    Fünf Sekunden blieben Suko!
    Es war eine verdammt knappe Spanne, in der er alles radikal ändern musste. Fünf Sekunden können lang, aber auch sehr kurz sein, aber sie gaben ihm die Chance, etwas zu unternehmen.
    Es lag am Stab des Buddha, den Suko praktisch geerbt hatte wie John sein Kreuz. Er war in der Lage, nach dem Rufen eines bestimmten Wortes die Zeit anzuhalten.
    Nur eben fünf Sekunden, und in dieser Zeit konnte sich nur Suko bewegen. Alle anderen, die den Ruf vernommen hatten, waren dazu nicht mehr in der Lage.
    Seine Gegner konnte er ausschalten. Aber er durfte sie auf keinen Fall töten. Trat das ein, war es mit der heiligen Magie des Stabes vorbei.
    Ihm war die Dunkelheit zugute gekommen. Sie hatte ihn geschützt, und so war die kurze Bewegung, mit der er den Stab berührt hatte, dem Mann nicht aufgefallen.
    Für Suko gab es nur eine Möglichkeit – den Sprung!
    Es war eine gefährliche und riskante Höhe, doch ihm blieb keine Wahl. Das Wort ›Topar‹ war kaum über seine Lippen gedrungen, da stieß er sich ab, sprang auf das Ziel zu.
    Er sah Ed Baring wie eine Figur auf der
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