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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein
Autoren: Linda Barnes
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Uniformierten hinbeordern, um
sicherzugehen.
    «Andrews» trat näher an Mooney
heran. Ich auch. Ich wollte mir nichts entgehen lassen.
    «Wollen Sie damit sagen, daß
Sie von dieser ganzen — dieser ganzen Farce gewußt haben?» fragte er verhalten.
Es lag so viel Wut in seiner Stimme, daß er leise sprechen mußte, um nicht
loszupoltern.
    «Farce?» entgegnete Mooney laut
und genoß jede Minute. «Meinen Sie so was wie ein fingiertes
Preisausschreiben?»
    Mir gefiel überhaupt nicht, wie
Flaherty mich anstarrte. Sein Gesicht war weiß und verkniffen, eine
zusammengequetschte, gemeine Visage. Schweiß rann von seiner Stirn, aber seine
Augen schätzten Entfernungen ab, und seine Arme zerrten an den Handschellen.
Seine Augen wirkten wie die Löcher in einer Pappmaske. Die anderen machten
einen ruhigeren Eindruck. Ein Typ bewegte den Kopf schaukelnd hin und her,
vielleicht war er high.
    Eine erhitzte Diskussion hatte
sich darüber entsponnen, welche Behörde nun die Spurensicherung übernehmen
sollte. Der Vertreter des Polizeichefs stand abseits und ließ Mooney reden,
aber es war ihm anzusehen, daß er seine helle Freude daran hatte. Die Presse
wurde erwähnt. Anscheinend stand ein eifriger Lokalreporter bereit, ein Mann,
der nichts lieber tat, als in amtlichen Wespennestern herumzustochern. Ein paar
FBI-Leute senkten die Kanonen und unterhielten sich leise miteinander.
    Ich warf noch einmal einen
Blick auf Flaherty. Er hatte Sams Statur, Sams Schultern. Ich wünschte, er säße
in einem Polizeifahrzeug draußen, hinter Gittern.
    «Hören Sie -» Mooneys Stimme
übertönte die von «Andrews» — «vergessen Sie’s. Sie haben die Verhaftung
vorgenommen, aber wir haben den Haftbefehl. Wir haben Hinweise, daß ein
Mordfall mit in der Sache ist.»
    Der FBI-Mann, der zu meinem
Auto abkommandiert worden war, kehrte zurück. «Stimmt», sagte er, «es ist eine
gottverdammte Katze.»
    «Verhaften Sie sie ruhig»,
sagte Mooney, «schließlich haben Sie ja einen Haftbefehl für den Kater.»
    Der gesunde Menschenverstand
sagt einem, daß schlechte Menschen aufgeben, wenn sie entwaffnet, in der
Minderzahl und mit Handschellen gefesselt sind. Der gesunde Menschenverstand
hat keine Ahnung.
    Flaherty gab das Zeichen. Er
stürzte unter geschickten Wendungen und Drehungen mit lautem Gebrüll los, und
der ganze Trupp flog auseinander. Schreie wurden laut, aber niemand feuerte. Es
waren einfach zu viele Bullen da — Uniformen, hohe Tiere, feingemachte FBIler.
Niemand geht das Risiko ein, einen Polizeikollegen zu erschießen. Niemand will
einen Verdächtigen in Handschellen erschießen, nicht einmal das FBI, und was
noch schlimmer war: Die Gefangenen sprinteten auf die Halle zu, auf den
Aufenthaltsort der Zuhälter, Reisenden und Ausreißer.
    Ich sprintete sofort hinter
Flaherty her. Eine schnelle Reaktion. Ich blieb stehen. Ich dachte an Sam. Dann
jagte ich lieber hinter einem anderen Kerl her, hinter dem Schlägertypen, der
sich die Sporttasche geschnappt hatte. Von dem Stoff sollte nicht ein Krümel zu
Paolina gelangen.
    Er konnte rennen, das mußte man
ihm lassen. Aber in der hellen, weitläufigen Halle gab es kein Versteck. Er
sprang über Tische, konnte jedoch seine Hände nicht dazu gebrauchen, sich
abzustützen. Er ließ die Sporttasche fallen. Wir tanzten um eine Bank herum.
Ich hätte mit meiner Kanone einen Schlußstrich ziehen können, aber die Frau mit
den zwei Kindern saß da und hielt sie beide auf ihrem Schoß umklammert, betete
mit größter Lautstärke und ignorierte all meine Bitten, sich zu Boden zu
werfen. Ich hörte andere Leute schreien und rufen.
    Ich brachte den Mistkerl mit
einem weiten Volleyballsprung, der mir fast die Knie zerriß, zu Fall. Sein Kopf
schlug mit einem befriedigenden dumpfen Geräusch gegen eine Bank. Ich sprang
auf die Füße und aus seiner Reichweite. Er lag zusammengekrümmt da. Ich stellte
fest, daß er noch atmete, zog dann meinen Revolver und machte ihm klar, daß
Bauchlage die richtige Position war.
    Die Frau mit den zwei Kindern
war mindestens bei ihrem siebzehnten Ave-Maria. Sie hatte sich nicht gerührt.
Ihre Augen waren fest geschlossen.
    Flaherty war direkt vor mir.
Eine leere Handschelle hing wie ein riesiger Ohrring von seinem linken
Handgelenk herab. Vielleicht hatte irgend so ein FBI-Typ sie nicht richtig
zuschnappen lassen. Vielleicht hatte er auch einen Bullen niedergeschlagen,
sich den Schlüssel genommen und der Frau gegeben. Vielleicht hatte sie die
Handschellen
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