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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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1
    Sie folgte dem Mann seit einer Woche. An den Kragen wollte sie ihm seit einem Monat. Werwölfe waren nicht leicht zu fassen.
    Werwölfe waren auch nicht leicht zu töten, trotzdem schlug sie sich nicht schlecht. Einst hatte Alexandra Trevalyn den Jägersuchern angehört , einer Monster jagenden Elite-Spezialeinheit. Dann hatten diese ihren Biss verloren, und seither operierte Alex allein und ohne Skrupel.
    Die Nacht war schon vor Stunden über L. A. hereingebrochen. Früher hätte sie vielleicht den Himmel betrachtet und Fantasien gesponnen über … Hm, sie erinnerte sich nicht, welche Fantasien sie damals gesponnen hatte. Mit fünfzehn Jahren ihren Vater sterben zu sehen, hatte jeden ihrer Träume in einen Albtraum verwandelt. Heute Abend war sie einfach nur froh, dass der Mond voll war und der Mann sich bald verwandeln würde. Anschließend würde sie ihn erschießen. Aber wie üblich lief nichts nach Plan.
    Plötzlich stand der Kerl direkt vor ihr. Ihr Herz machte einen schnellen, schmerzhaften Satz, bevor sie ihre Panik unter Kontrolle bekam. Werwölfe tranken den Geruch von Angst, wie Vampire Blut tranken; er war ihnen Stärkung und Genuss zugleich.
    »He, Jorge«, sagte sie. » Que pasa ?«
    Seine Augen wurden schmal. »Warum folgst du mir, puta ? Bist du ein Bulle?«
    »Das würde dir so gefallen.«
    Verwirrung flackerte über seine Züge. »Wieso sollte mir das gefallen?«
    »Weil ein Bulle nicht wüsste, wie man einen Werwolf zur Strecke bringt.«
    Er knurrte, das Geräusch nicht mehr ganz menschlich. Doch anstatt sich in einen Wolf zu verwandeln, griff er nach ihr, zu begierig darauf, ihre Brüste zu betatschen, um auf ihre Hände zu achten.
    »Kleine Mädchen, die den großen bösen Wolf suchen, finden ihn meistens«, grunzte er mit einer Stimme, die zwischen Tier und Mensch schwankte.
    »Ich finde ihn immer«, sagte Alex und drückte den Abzug der Pistole, die sie aus dem hinteren Hosenbund gezogen hatte, während Jorge die Melonen betastete.
    Feuer explodierte aus der Wunde – die typische Reaktion, wenn ein Werwolf mit Silber in Berührung kam. Alex wand sich aus Jorges noch immer zupackenden Fingern und schlug die Flammenspratzer auf ihrer schwarzen Bluse aus. Anschließend entlud sie, nur um auf Nummer sicher zu gehen, ihr restliches Magazin in seinen Körper und sah zu, wie er verbrannte. Das war ihr Lieblingsteil.
    Zum Glück befanden sie sich in einem Viertel von L. A., in dem Schüsse keine Aufmerksamkeit erregten. Jorge hatte sie hierher gelockt, und sie war ihm nur allzu gern gefolgt.
    Trotzdem hätte sie besser warten sollen, bis er sich verwandelte, ehe sie ihn abknallte. Die Gesetzeshüter legten ein gegrilltes Tier bedeutend schneller ad acta als einen gegrillten Mann. Nur dass Jorge ihr nicht wirklich eine Wahl gelassen hatte. Sie hätte sich ganz sicher nicht von ihm umbringen lassen. Oder Schlimmeres.
    »Glaubst du, auf eine Leiche zu schießen, würde sie noch toter machen?«
    Alex wirbelte zu der Stimme herum, in der sie das vertraute, unterschwellige Vibrieren eines nicht menschlichen Knurrens hörte. Ein Mann lehnte so lässig an dem leer stehenden Nebengebäude, als wäre er schon seit Stunden hier.
    Nur dass er vor ein paar Minuten noch nicht da gewesen war. Und auch sonst niemand.
    Er war groß – circa einen Meter neunzig – , um die hundertzehn Kilo schwer, trug lässig sitzende schwarze Hosen, ein langärmliges schwarzes Hemd und eine schwarze Strickmütze, die sein Haar verdeckte. Seine Aufmachung wirkte ein bisschen zu warm für diesen lauen kalifornischen Abend, aber das Gleiche traf auf Alex’ Kleidung zu. Je geschickter man Schusswaffen, Messer und andere glänzende Gegenstände verbarg, desto einfacher war es, mit der Dunkelheit zu verschmelzen oder ganz in ihr zu verschwinden.
    Alex konnte die Farbe seiner Augen im fahlen Mondschein und den vom Smog durchzogenen Schatten nicht erkennen, aber sie ahnte, dass sie so hell waren wie die ihren, wenn vielleicht auch blau statt grün.
    Sie hatte ihn nie zuvor gesehen – sie würde sich erinnern – , aber das musste nichts heißen. In dieser Stadt wimmelte es nur so von Werwölfen.
    Er kam auf sie zugeschlendert, als hätte er alle Zeit der Welt, als fürchtete er sich nicht vor ihrer Pistole, und das machte Alex nervöser als die Tatsache, dass er überhaupt hier war.
    Welcher Mensch schreckte nicht vor einer Schusswaffe zurück, welches Tier nicht vor dem Silber darin?
    Mit der Wucht eines Faustschlags, der ihr den
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