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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger
Autoren: David Baldacci
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Präsident?«
    Langsam schüttelte Alex den Kopf, ging zu Stone und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs.«
    »Was?«, rief Reuben und erblasste. »Jesses! Was wollte er? Weißt du, streng genommen bin ich gar kein Deserteur. Alles war ein Missverständnis.«
    »Er hat deinetwegen angerufen, Oliver«, sagte Alex.
    Stone sah ihn an. »Wieso meinetwegen?«
    »Morgen besuchen wir das Weiße Haus.«
    »Was? Warum?«
    Alex lächelte. »Es geht um einen Orden, mein Freund. Um eine längst überfällige Auszeichnung. Die Führung hat sich deine Akte angeschaut und die entsprechende Empfehlung ausgesprochen, und der Präsident hat unverzüglich eingewilligt.«
    »Das ist ja phantastisch!«, rief Reuben. Er schlug Stone auf den Rücken, während die anderen sich um ihn scharten, um ihm zu gratulieren.
    »Alex«, bat Stone, nachdem alle sich beruhigt hatten, »bitte ruf zurück und richte aus, dass ich den guten Willen zu würdigen weiß, aber den Orden unmöglich annehmen kann.«
    »Was?«, rief Reuben fassungslos.
    »Die Medal of Honor lehnt man nicht ab, Oliver«, stellte Alex klar. »Verdammt, die meisten Soldaten bekommen diesen Orden erst als Leiche.«
    »Ich lehne den Orden ja gar nicht ab. Das wäre respektlos gegenüber allen, die ihn sich verdient haben. Ich möchte nur, dass sie die Empfehlung zurückziehen. Denen ist ein Fehler unterlaufen.«
    »Fehler?«, wiederholte Finn. »So ein Quatsch. Ich kenne deine Akte, Oliver.«
    »Vielleicht hatte ich den Orden damals verdient. Und damals hätte ich ihn wohl auch angenommen. Aber heute verdiene ich ihn nicht mehr. Ihn anzunehmen würde das Andenken jedes Soldaten entehren, dem man diesen Orden verliehen hat.«
    »Oliver«, sagte Annabelle, »bitte, tu das nicht. Denk darüber nach. Du kannst Teil der amerikanischen Geschichte werden. Wie viele Menschen bekommen diese Gelegenheit?«
    »Ich bin bereits Teil der amerikanischen Geschichte, Annabelle. Ich weiß, was ich im Krieg geleistet habe. Aber das habe ich nur geschafft, weil ich meine Männer nicht verrecken lassen durfte. Und ich erinnere mich noch genau daran, was ich getan habe, nachdem ich aus der Army ausgeschieden war. Ich erinnere mich nur zu gut daran. Und das macht den Unterschied.«
    »Du hast doch nur Befehle befolgt«, wandte Alex ein.
    »Ach ja? Das ist immer eine gute Ausrede, nicht wahr?«
    Caleb legte Stone die Hand auf die Schulter. »Ich habe nie beim Militär gedient, deshalb kann ich bei vielen Dingen nicht mitreden. Aber eines will ich sagen. Als man dir vorhin diesen Orden in Aussicht gestellt hat, war ich mächtig stolz auf dich. Aber ich wäre noch stolzer auf dich, wenn du den Orden nicht annimmst.«
    Danach verabschiedeten sich alle und versprachen, bald wiederzukommen.
    Als Stone allein war, suchte er das Kästchen heraus, in dem sich der Recorder befunden hatte. Darin lagen noch zwei andere Gegenstände.
    Zuerst holte Stone das Foto seiner kleinen Tochter Beth hervor, die viel zu früh hatte sterben müssen, ohne je zu erfahren, dass er ihr Vater war.
    Dann nahm er das zweite verblichene Foto zur Hand.
    Auf diesem Foto war seine Frau Claire für immer als junge Gattin und Mutter zu sehen. Sie war es gewesen, die ihm geholfen hatte durchzuhalten, vor allem im Gefängnis, als er von Tyree und dessen Handlangern misshandelt worden war. Stets hatte Stone sich an die Erinnerungen klammern können, die mit Claire verbunden waren.
    Von seinen Erinnerungsbildern konnte er sich niemals lösen, weil sie die letzten Reste seiner Identität waren. Nur diese Erinnerungen hatten den Geist des jungen Soldaten, Ehemannes und Vaters namens John Carr so lange lebendig gehalten. Nicht den Geist des Liquidators und Killers – nur den Geist seiner selbst. Den Geist des Menschen, der er einst gewesen war.
    Mit den Fingern strich er über die Umrisse ihres Gesichts, über ihr Haar, und zog die Form ihrer Lippen nach. Claire und seine Tochter waren das einzige Schöne in einem Leben gewesen, das sonst nur Narben, Leid und Gewalt gekannt hatte.
    Und doch genügten diese wenigen Erinnerungen, um ihn von den Schrecken zu heilen. Sie vertrieben das Grauen, als hätten sie die reinigende Kraft klaren Wassers.
    Er saß auf dem Stuhl, die Fotos von Frau und Tochter in den Händen. Und wenigstens für ein paar wundervolle Augenblicke schien alles gut zu sein.
    Nachdem Stone das Kästchen weggeräumt hatte, nahm er das Handy, das Annabelle ihm zur Verfügung gestellt hatte,
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